So hoch sind die Kosten
„Projekt ist ein Monster“: Warum sich Widerstand gegen das Baugebiet Übersee-Ost regt
Die Gemeinde Übersee stellte die Planung zur Erschließung des Baugebiets Übersee-Ost vor. Trotz eines bestehenden Bebauungsplans regt sich Widerstand gegen das Projekt. Gemeinderat Anton Stefanutti bezeichnet das Vorhaben als „Monster“.
Übersee – Mitte April beschloss die Gemeinde Übersee den inzwischen rechtskräftigen Bebauungsplan Übersee-Ost. In der aktuellen Gemeinderatssitzung stellte die Gemeinde die Planung der Erschließung vor. „Die Erschließung mag in Ordnung sein“, so Gemeinderat Anton Stefanutti, „aber im Ganzen ist das Projekt ein Monster und abzulehnen“. 13 Gemeinderäte gaben grünes Licht für die Erschließung, fünf stimmten dagegen.
Bedarf an Wohnungen
Seit einer Wohnbauflächen-Bedarfsermittlung aus dem Dezember 2022 sieht die Gemeinde für Ortsansässige und junge Familien den Bedarf an Wohnungen. Flächen innerhalb der Gemeinde, die im Rahmen der Innenverdichtung genutzt werden könnten, stehen nach Angaben von Bürgermeister Herbert Strauch nicht zur Verfügung, weil deren Grundeigentümer andere Pläne haben. Deshalb erließ der Gemeinderat den Bebauungsplan für das Gebiet Übersee-Ost.
Das Plangebiet liegt an der Bahnhofstraße am östlichen Rand von Übersee, ungefähr 500 Meter nordöstlich des Ortszentrums. Zurzeit ist es hauptsächlich landwirtschaftlich als Grünland genutzt. Es grenzt im Norden an die Bahnhofstraße, der bestehende „Park and Ride“-Parkplatz des Bahnhofs ist Bestandteil des Plangebiets. Im Südwesten und Nordwesten schließt es an die bestehende Besiedlung an. Das Gebiet ist 2,65 Hektar groß und dehnt sich rund 280 mal 165 Meter aus.
Diplom-Ingenieur Thomas Unterrainer von der Firma HPC AG stellt die Erschließungsplanung für das Baugebiet vor. Angefahren wird es über die Bahnhofstraße. Weil die Umleitungsstrecke für die Autobahn ist, ist auf Verlangen des Landratsamts eine Linksabbiegerspur vorgesehen.
Nach zwei Gebäudereihen verzweigt sich die Straße. Der längere Teil führt westlich bis zur Max-Steinleitner-Straße im vorhandenen Siedlungsgebiet. Am aus Einfahrtrichtung rechts gelegenen Fahrbahnrand sollen sich Grün- und Parkflächen abwechseln. Ein Abzweig von dieser Trasse nach Süden endet in einem Wendehammer. Der kleinere Zweig nach der Einfahrt führt Richtung Südosten.
Der Plan sieht Wasser-, Kabel- und Fernwärmetrassen vor. Die Schmutzwasserkanäle werden vorwiegend im Straßenbereich verlegt. Ein mit zwei parallelen Pumpen ausgestattetes Hebewerk soll das verrohrte Schmutzwasser aus dem tieferen Gelände in das Entwässerungsnetz der Gemeinde abpumpen. Wegen des hohen Grundwasserspielgels versickert das verrohrte Regenwasser in sogenannten Entwässerungsboxen.
Die Gesamtkosten der Erschließung Übersee-Ost mit der Abbiegespur auf der Bahnhofstraße belaufen sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Mit Baunebenkosten von gut 163 000 Euro betragen die Gesamtkosten netto knapp 1,5 Millionen Euro.
Bürgermeister Herbert Strauch verweist darauf, dass nach den gesetzlichen Vorschriften bei zehn Prozent der Kosten verbleiben und 90 Prozent auf die Grundeigentümer über den Erschließungsbeitrag umgelegt werden.
Gemeinderat Stefanutti (Grünen) wendet sich noch einmal nachdrücklich gegen das Vorhaben. „Wir sind permanent dagegen und haben gute Gründe dafür.“ Seit Jahrzehnten habe man in Übersee den Standort nur für den Bau eines Seniorenheims betrachtet. Jetzt habe sich das Plangebiet zu einem Monster entwickelt. Der Verbrauch an landwirtschaftlicher Fläche sei unverhältnismäßig. Das Projekt sei noch nicht zu Ende gedacht, wichtige Entscheidungen etwa rund um das Heizkraftwerk stünden aus. Auch bleibe eine Ungewissheit, wie das Seniorenheim ausgestaltet werden kann. „Die riesige Fläche der Wohnbebauung“, so Stefanutti, „bringt uns einen Schritt in die Nähe einer Vorstadt Münchens“.
Linksabbiegespur vereinbaren
Gegenüber den 13 Stimmen Mehrheit im Gemeinderat stimmten fünf Gemeinderäte geschlossen gegen die Erschließungspläne. Im gleichen Stimmverhältnis von 13 zu fünf ging auch die Vereinbarung mit dem Landkreis Traunstein zum Bau der Linksabbiegespur durch. Das sei nach Bürgermeister Strauch eine vom Landratsamt verwendete Standardvereinbarung für solche Fälle der Linksabbiegespuren auf Kreisstraßen.
