„Bindeglied zwischen Ärzten und Patienten“
„Dürfen das Leben nicht vergessen“: Annette Hendl hilft Lungenkranken in Traunstein
Annette Hendl leidet an einer Lungenerkrankung: Doch davon lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie will andere Betroffene unterstützen und ihnen Mut machen. Daher leitet sie jetzt eine neue Selbsthilfegruppe in Traunstein, bei der Betroffene und Angehörige Hilfe finden.
Traunstein – Wer das Wort „Selbsthilfegruppe“ hört, denkt wohl oft als Erstes an die „Anonymen Alkoholiker“ oder weitere Suchterkrankungen. Ganz anders jedoch bei einem neuen Angebot in Traunstein. Unter dem Namen „Leben braucht Luft“ geht es in diesem Fall um Lungenerkrankungen, und wie die Betroffenen lernen, damit zu leben und ihren Alltag zu meistern.
Geleitet wird die Gruppe von Annette Hendl. Sie leidet selbst an einer Lungenerkrankung und ist auf ein Sauerstoffgerät angewiesen. Doch ihre Lust am Leben hat sie dadurch nicht verloren. Ganz im Gegenteil: Über ihr Leben hat sie bereits ein Buch verfasst und seit zehn Jahren ist sie zudem die Leiterin einer Selbsthilfegruppe in Mühldorf, wo sie anderen Erkrankten und Angehörigen die Möglichkeit bietet sich auszutauschen, aber auch selbst bei Fragen beratend zur Seite steht. „Als ich diese Gruppe dann bei der Seniorenmesse in Traunstein vorgestellt habe, hat sich gezeigt, dass dort großer Bedarf besteht“, so Hendl gegenüber dem OVB. Darum soll sie sich nun ebenso in der Kreisstadt etablieren.
Über 35 Gäste bei Auftaktveranstaltung
Vor Kurzem fand eine Auftaktveranstaltung im Selbsthilfezentrum Traunstein statt, die von gut 35 Erkrankten sowie deren Angehörigen besucht wurde, wie Hendl mitteilt. Neben einem Vortrag von Dr. Danijel Jelušić, Lungenarzt in Traunstein, zum Thema „Lungenerkrankungen und Ihre Folgen“ informierte Hendl über das Angebot der Selbsthilfegruppe.
„Wir sind das Bindeglied zwischen Ärzten und Patienten“, sagt sie auf OVB-Nachfrage. „Bei Ärzten bekommen Erkrankte zwar die Diagnose, aber sie werden nicht so ausführlich über Therapien und Hilfsangebote beraten.“ Das sei dann die Aufgabe der Selbsthilfegruppe. Man trifft sich und tauscht sich aus.
Lungenkrankheiten können jeden treffen
Eine der Haupt-Lungenkrankheiten: COPD, englisch für „chronic obstructive pulmonary disease“. Dabei handelt es sich um eine chronische langanhaltende Lungenerkrankung, die laut Robert-Koch-Institut (RKI) sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den führenden Todesursachen zählt. „COPD ist eine häufige Erkrankung und wichtige Ursache von Krankheitslast im höheren Erwachsenalter. Sie geht mit chronischer Entzündung und einer dauerhaften, oft zunehmenden Verengung der Atemwege einher“, heißt es auf der Homepage des RKI.
Charakteristisch sind Husten und Auswurf (chronische Bronchitis) sowie eine dauerhafte Erweiterung der Lungenbläschen (Lungenemphysem), die oft in Kombination miteinander auftreten. Die Erkrankten sind zudem häufig von Atemnot betroffen, die im weiteren Krankheitsverlauf nicht nur bei körperlicher Belastung, sondern ebenso in Ruhe auftritt. Tabakrauchen stellt den wichtigsten Risikofaktor von COPD in Deutschland dar.
„Dennoch können COPD und andere Lungenerkrankungen jeden treffen“, betont Hendl. Und hier entsteht ein weiterer springender Punkt: „Die Erkrankten müssen erstmal akzeptieren, dass sie krank sind“, erklärt Hendl, „und irgendwann muss dann der Punkt kommen, wo es wieder nach vorne geht. Genau hier unterstützen wir.“
Neben Unterstützung auch Motivation
Aber nicht nur das: Ein besonderes Anliegen für Hendl ist es auch, die Betroffenen zu motivieren. „Sie dürfen das Leben und den geselligen Teil nicht vergessen. Nur weil einer zum Beispiel nicht mehr in den Bergen wandern kann, hat er trotzdem noch die Möglichkeit andere Vorlieben auszuleben.“
Auch für Angehörige stellen die Krankheiten oft Belastungen und Schwierigkeiten dar, wie Hendl hinzufügt. Nicht nur bei der Pflege an sich, sondern zum Beispiel bei der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises. Aus diesem Grund werden diese auch bei den Treffen der Selbsthilfegruppe beraten - genau so wie weitere Interessenten, die sich mehr mit diesem Thema auseinandersetzen wollen.
Die Selbsthilfegruppe „Leben braucht Luft“ kommt einmal im Monat an einem Mittwoch zusammen. Die nächsten Termine sind am 20. September, 18. Oktober und 15. November. Das Ganze immer ab 16 Uhr im Selbsthilfezentrum in der Crailsheimstraße 12 in Traunstein. Weitere Informationen gibt es unter 08071/9045253 oder auch auf der Homepage lebenbrauchtluft.de.
