Offene Gespräche bei gemütlicher Atmosphäre
Neustart für das Philosophische Café in Prien: Das plant Elke Schwinger
Seit mehreren Monaten lockt Elke Schwinger zu philosophischen Gesprächen in die Priener Bücherei. Zumindest bis jetzt. Denn das Philosophische Café zieht um. Warum Schwinger damit in Zukunft nicht nur Bildungsbürger ansprechen will.
Prien – Was hat Prien mit Paris gemeinsam? Neben einem beliebten Ziel für Touristen und Tagesausflügler ist die Gemeinde Austragungsort einer ganz besonderen Gesprächsrunde. Im Jahr 1992 rief der französische Philosoph Marc Sautet in Paris ein „philosophisches Café” ins Leben, das der Leitidee eines ergebnisoffenen Dialogs im Sinne von Sokrates folgen sollte.
Eben jenes sehr erfolgreiche Format hat sich auch Politikwissenschaftlerin und Philosophin Prof. Dr. Elke Schwinger zunutze gemacht. Bereits seit mehreren Monaten lädt sie regelmäßig interessierte Menschen zu ihrem eigenen „Philosophischen Café” nach Prien ein.
Darum geht es beim „Philosophischen Café”
Das „Philosophische Café” widmet sich in erster Linie aktuellen Themen und fordert dabei zu einem offenen Gespräch heraus. „Am liebsten ist es mir, man sitzt im Kreis”, sagt Elke Schwinger. Immer zu Beginn eines Abends stellt sie das Thema vor und erklärt, was ein Philosophisches Café überhaupt ist. Da gehe es auch um die Gesprächsregeln, also Fairness und Offenheit. Jeder dürfe seine Meinung sagen, sei sie noch so provokativ. Man muss sie nur gut begründen. „Die Begründung ist das Entscheidende!”, sagt sie und lacht. „Weil mit der Begründung kann man dann arbeiten. Der Sinn und Zweck ist es einerseits philosophische Ansätze kennenzulernen, aber auch andere sozialwissenschaftliche Reflexionen.”
Führung durch das Gespräch
Elke Schwinger selbst übernimmt dabei die Moderation der Gesprächsrunde. Das sei notwendig, weil sie dafür sorgen muss, dass die Menschen, die gerne reden, ein wenig eingebremst und andere ein wenig herausgelockt werden. „Ich stelle das Thema vor, aber nicht länger als zehn oder fünfzehn Minuten, damit die Fachbegriffe da sind. Wenn man den Begriff Hoffnung oder Schönheit nimmt, dann hat da jeder etwas anderes im Kopf. Das mach ich, damit wir gemeinsame Werkzeuge haben. Damit alle wissen, was genau gemeint ist, wenn jemand von Schönheit spricht.” Es gehe meistens um politische Theorie, also um die Analyse von Machtverhältnissen oder Fragen der Gerechtigkeit. Und in der Ethik gehe es darum, unsere eigenen moralischen Einstellungen zu reflektieren. Man betrachte das von einer Meta-Ebene aus. Und weil das so viele Teilnehmer sind, sei das immer interessant.
Großer Erfolg von Beginn an
Von Anfang an erfreute sich das „Philosophische Café” in Prien großer Beliebtheit. Seit Januar fanden bereits elf Veranstaltungen in der Bücherei in Prien statt. „Nach der ersten Veranstaltung ist eine Warteliste ohne Ende entstanden. Daraufhin hat mich die Bibliothek gefragt, ob ich nicht eine größere Veranstaltung machen möchte.” Aus ihrer mehr als 40-jährigen Erfahrung mit Seminaren weiß sie allerdings auch, dass eine Gruppe für eine anregende Diskussion nicht zu groß sein darf. „Der Teilnehmerkreis sollte aus Erfahrung nicht größer als 12 bis 14 Leute sein, weil sich die Menschen sonst nicht öffnen. Die Atmosphäre ist dabei ganz wichtig. Also haben wir eine Veranstaltung am Freitag gemacht und die gleiche dann nochmal am Montag.”
Ortswechsel ab September
So erfolgreich das „Philosophische Café” von Beginn an auch war, ist es nun Zeit für eine Art Neustart. Das hat einerseits einen praktischen Grund. Der bisherige Veranstaltungsort, die Bücherei in Prien, ist nur bedingt als Veranstaltungsort geeignet. So hat man sich einvernehmlich getrennt. Andererseits nimmt nur ein bestimmter Personenkreis an den Treffen teil. „Das Blöde ist, dass nur bestimmte Bildungsbürger kommen”, sagt Schwinger. „Ich habe den Termin auf Freitagabend gelegt und gehofft, dass auch Schüler kommen, aber bisher kam nur eine Schülerin aus Traunstein.” Sie hofft künftig auf ein breiteres Publikum. Das erhofft sie sich dann an einem neuen Ort begrüßen zu können. Nach dem Auszug des Cafés aus der Bücherei soll es künftig im Café Villino in Prien ein neues Zuhause finden.
Pläne für die Zukunft des „Philosophischen Cafés”
Künftig soll das „Philosophische Café” immer mittwochs im Villino stattfinden. Die erste Veranstaltung dort ist für den 27. September geplant. Das Motto des Abends: „Das moderne Ich: Spielball von Ideen, Interessen, Algorithmen oder grenzenlos frei?“ Die Anmeldung für Interessierte ist immer montags zwischen 17 und 20 Uhr unter der Telefonnummer 08051/6400447.
Damit enden die Pläne von Elke Schwinger aber noch nicht. Wegen der großen Beliebtheit soll künftig auch in Traunstein ein Gesprächsabend stattfinden. Der erste ist für den 20. September geplant. Mit einem eigenen Thema: „Glück - Vom Wert der Prognosen, Propheten und Horoskope”. „Ich habe auch die Idee für ein philosophisches Dinner mit Diskussionen zwischen den Gängen”, so Schwinger. „Das wäre dann körperliche und geistige Nahrung.”