Traunsteiner Abgeordneter sagt Landtag Servus
Rettung mit Obstler und Speck – Klaus Steiner (CSU) packt über Zeit im „Haifischbecken“ aus
Nach 15 Jahren im Landtag verabschiedete sich der Traunsteiner CSU-Abgeordnete Klaus Steiner aus dem politischen Tagesgeschäft. Was ihn dazu bewegt hat, und für wen er gerne Schnaps ausschenkt, verrät er im Interview mit der Chiemgau-Zeitung.
Traunstein – Nach drei Wahlperioden zieht sich Klaus Steiner aus dem Landtag und der Politik zurück. Seinen Platz wird sein neu gewählter Parteikollege Konrad Baur einnehmen. Im Interview mit der Chiemgau-Zeitung blickt Steiner exklusiv hinter die Kulissen des Landtags.
Herr Steiner, nach 15 Jahren im bayerischen Landtag haben Sie sich entschieden, nicht mehr anzutreten. Was hat Sie dazu bewegt?
Klaus Steiner: Ich bin seit über 40 Jahren politisch aktiv und davon 36 Jahre im politischen Geschäft auf Landesebene. Vor fünf Jahren habe ich mich bereits dazu entschlossen, 2023 nicht mehr anzutreten. Ich wollte mich nicht wie manche Abgeordnete an meinen Posten klammern, um letztendlich aus dem Landtag getragen werden zu müssen. Das politische Geschäft ist knallhart. Man ist wie in einer Auslagenscheibe und zahlt einen hohen Preis: Die vier Jahrzehnte meiner politischen Karriere sind wie im Flug vergangen. Es gibt aber mehr als nur Politik.
Was hat Sie am politischen Geschehen gestört?
Steiner: Die politische Diskussion wird immer oberflächlicher. Die CSU hat mit 37 Prozent weiter abgebaut und nur wenige sagen: „Wir haben unser Ziel nicht erreicht!“ Man müsste ehrlich analysieren, klar reden und nicht mit Worthülsen arbeiten. Das hat mir auch in der CSU gefehlt. Wir sollten verständlicher sprechen. Ich höre Floskeln wie: „Wir müssen die Leute mitnehmen“ - Was heißt das denn? Wir brauchen die Menschen nicht an der Hand zu nehmen, wie kleine Kinder. Die Leute sollen zu uns kommen. Wir brauchen klare Aussagen und Fakten.
Denken Sie, dass Ihr Nachfolger Konrad Baur das umsetzen kann?
Steiner: Ich bin froh, dass so ein bodenständiger junger Mann meine Nachfolge antritt. Er hat meine vollste Unterstützung. Man braucht nach meiner Erfahrung fünf Jahre, bis man die Mechanismen kennt, aber ich habe vollstes Vertrauen, dass er es gut machen wird.
„In den Fraktionen ist es wie in einem Haifischbecken“
Gibt es auch etwas, das Sie vermissen werden?
Steiner: In den Fraktionen ist es wie in einem Haifischbecken. Man klopft sich auf die Schulter, aber sobald es darum geht, Positionen zu besetzen, hört die vermeintliche Freundschaft meistens auf. Das ist menschlich. Aber nichts desto trotz konnte ich nachhaltige Kontakte und sehr gute Freundschaften knüpfen. Ich durfte viel von meinen Kollegen lernen. Es war eine Ehre für mich, zu diesem privilegierten Kreis zu gehören, der dieses Bundesland regiert.
Nachdem das Kapitel Landtag nun für zu Sie zu Ende gegangen ist, wie geht es nun für Sie weiter?
Steiner: Ich werde nicht meine Briefmarkensammlung sortieren, sondern weiterhin aktiv bleiben. Ich werde mich auch in Zukunft stark in der Entwicklungshilfe in Afrika engagieren. Hierzu arbeite ich auch an einem Buch über die Afrikapolitik und was der Kontinent wirklich braucht, vor dem Hintergrund einer völlig gescheiterten Afrikapolitik Deutschlands in den letzten 50 Jahren.
Und im Privat- und Familienleben?
Steiner: Ich habe drei Kinder. Die sind mittlerweile Erwachsene, aber ich werde sie mehr begleiten können. Ich bin auch Großvater geworden und mein Enkel bereitet mir große Freude.
Piazolo mit Schnaps gerettet
Welche Hobbys können Sie jetzt intensiver verfolgen?
Steiner: Die Erzeugung edler Destillate ist mein größtes Hobby. Ich habe einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Schnapsbrennerei. Ich mache überwiegend Obstbrände, Whisky und Gin. Damit konnte ich auch meine Kollegen erfreuen. Barbara Stamm war eine große Liebhaberin meiner Obstbrände. Sie habe ich mehrfach auf Auslandsreisen mit meinem Birnendestillat und Speck versorgt und auch der Kardinal Marx verkostet gerne meine Brände. Den jetzigen Kultusminister Piazolo konnte ich 2018 im Libanon sogar mit Schnaps und Speck retten. Auf der Rückreise der Einweihung des Bayerischen Hauses für Ausbildungsberufe blieben wir mit unserem Landrover in einem Schneesturm stecken. Ich hatte einen meiner Schnäpse, ein Messer und etwas Speck dabei. Dafür ist er mir bis heute dankbar.