Landtagswahl im Stimmkreis Traunstein
Konrad Baur (CSU) beerbt Parteifreund: Das sind die Wahl-Reaktionen von „Schmarrn“ bis „Rechtsruck“
Konrad Baur (CSU) gewinnt die Landtagswahl im Landkreis Traunstein klar und folgt damit Klaus Steiner nach. Das sind die Reaktionen der Parteien und Kandidaten.
Traunstein – Die CSU muss ein historisch schlechtes Wahlergebnis hinnehmen. Das gilt nicht nur für die bayernweiten Ergebnisse, auch im Wahlkreis Traunstein musste die Regierungspartei Federn lassen. Klaus Steiner (CSU), der seit 2008 für den Wahlkreis Traunstein im Bayerischen Landtag saß, trat in diesem Jahr nicht mehr an. Bei der vorangegangenen Wahl kam Steiner nur noch auf 36,5 Prozent der Stimmen. Seinen Platz wird nun Parteikollege Konrad Baur einnehmen.
Deutliches Ergebnis für den Wahlsieger
Baur gewann das Direktmandat. „Ich bin unglaublich dankbar und positiv überrascht“, sagte Baur. 34,3 Prozent hat er nach dem vorläufigen Endergebnis geholt, und damit etwas weniger als Klaus Steiner vor fünf Jahren. „Als neuer Kandidat mit weniger Bekanntheit kann ich sehr zufrieden sein, damit habe ich nicht gerechnet.“ Auch mit dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei im Stimmkreis ist er zufrieden. Mit ungefähr 37,5 Prozent liege man über dem Landestrend der CSU, „auch damit bin ich sehr zufrieden.“
Trotz Stimmenverlust wohl im Landtag
Platz zwei war wiederum ein spannendes Kopf-an-Kopf-an-Kopf-Rennen. Gisela Sengl von den Grünen, bei der Wahl 2018 noch deutlich auf Platz zwei mit 19,3 Prozent der Stimmen hat deutlich an Zustimmung verloren. Sie musste sich diesmal mit dem dritten Platz und 13,8 Prozent zufrieden geben. „Ich bin super erleichtert und glücklich mit dem Bayern-Ergebnis. Ich hätte mit Schlimmerem gerechnet wegen der politischen Gesamtlage“, sagt Sengl. Die Grünen hätten eine stabile Wählerbasis. Es sei viel gegen die Partei gehetzt und „Schmarrn“ erzählt worden. „Die Ampel-Regierung hat uns keinen Rückenwind gegeben. In Bayern sind wir pragmatische und realistische Grüne. Für mich wird es mit meinem Listenplatz 3 in Oberbayern reichen zum Einzug in den Landtag.“
Flugblattaffäre spielte keine Rolle
Dr. Martin Brunnhuber von den Freien Wählern kann sich eigentlich über sein Ergebnis von 20,4 Prozent freuen. „Unser Ziel wäre Platz zwei gewesen“, so Brunnhuber. Die Schlagzeilen rund um Hubert Aiwanger in den vergangenen Wochen hätten in Brunnhubers Wahlkampf keine Rolle gespielt: „Und das finde ich auch gut, dass die Sachpolitik im Stimmkreis in den Gesprächen mit den Wählern im Vordergrund stand.“ Auch wenn die Freien Wähler in Bayern hinter der AfD auf Platz drei zurückbleiben, kann Brunnhuber zumindest in seinem Wahlkreis den zweiten Platz hinter Konrad Baur erreichen. „Und die AfD liegt vor uns, damit kann man nicht zufrieden sein. Trotz des Plus‘, hätte unser Ergebnis noch besser ausfallen können“, sagt Brunnhuber.
Verbesserung für das AfD-Ergebnis
Knapp hinter Gisela Sengl kann sich Andreas Füssel von der AfD mit 13,1 Prozent der Stimmen positionieren. Auch er trat zum ersten Mal für seine Partei bei einer Landtagswahl an. Er liegt damit ein paar Prozentpunkte hinter dem bayernweiten Ergebnis seiner Partei, die mit rund 16 Prozent zweitstärkste Kraft in Bayern wurde. Auf den Landkreis bezogen konnte er das Ergebnis der Partei allerdings deutlich verbessern. Markus Plenk, der 2018 für die AfD in Traunstein für den Landtag angetreten war, konnte nur 9,5 Prozent der Stimmen erzielen. Für ein Statement am Wahlabend war Andreas Füssel für die Redaktion nicht erreichbar.
„Niederschmetterndes Ergebnis“ für die SPD
Sepp Parzinger trat, wie auch schon bei der Landtagswahl 2018, für die SPD an. Mit seinem Ergebnis von 7,4 Prozent ist er alles andere als zufrieden. „Das Ergebnis der SPD bayernweit und im Landkreis ist niederschmetternd”, sagt er früh am Wahlabend. Früher war die SPD im Landkreis Traunstein immer viele Prozentpunkte hinter dem landesweiten Ergebnis, dieses Mal sind sie fast gleichauf. Das sei aber nur ein kleines Trostpflaster. „Wir haben uns wieder verschlechtert, das Ergebnis ist dramatisch, das kann man sich nicht schönreden. Auch wenn kaum landespolitische Themen eine Rolle spielten, müssen wir uns fragen: Inwieweit haben wir in Bayern noch Relevanz?“ Es sei ein Überlebenskampf, in dem sich die SPD in Bayern befindet. „Wir Jungen müssen jetzt dafür sorgen, dass die kleinen Leute mit der SPD weiter eine Stimme haben.“ Trotz Platz drei auf der Oberbayern-Liste wird es für Sepp Parzinger wahrscheinlich nicht zum Einzug in den Landtag reichen.
Wiedereinzug in den Landtag verpasst
Auch Dr. Walter Buggisch von der FDP trat erneut an. 2018 konnte er 3,8 Prozent der Stimmen erreichen. In diesem Jahr muss er, wie auch seine Partei, Verluste hinnehmen. Bayernweit schaffte es die FDP nicht, erneut in den Landtag einzuziehen und scheiterte an der Fünf-Prozent-Hürde mit knapp drei Prozent. Walter Buggisch kommt in Traunstein auf 2,3 Prozent. „Das ist ein katastrophal schlechtes Ergebnis“, sagt er. „Vor allem der Rechtsruck in Bayern ist bedenklich – Freie Wähler, CSU und AfD kommen auf fast 70 Prozent zusammen.“ Das schlechte Abschneiden seiner Partei hänge laut ihm ausschließlich mit der Regierungskoalition in Berlin zusammen. „Mit Martin Hagen haben wir eigentlich einen Top-Kandidaten und wir haben im Landtag gute Oppositionspolitik gemacht. Aber das hat alles nichts geholfen.“
Die Ergebnisse der Auszählungen der Gemeinden liefen im Traunsteiner Landratsamt ein. Um kurz nach halb zehn abends war der Landkreis ausgezählt. Die Ergebnisse aus den Gemeinden im Landkreis Traunstein können auf ovb-online.de auch als interaktive Grafiken eingesehen werden.
