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Hinweis von OVB-Leser

Todesschuss von Grassau ein „geplanter Suizid“? Was die Polizei zum Verdacht sagt

War der Todesschuss im Grassauer Ortsteil Mietenkam (links) in Wirklichkeit ein gezielter Selbstmord durch einen Polizisten?
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War der Todesschuss im Grassauer Ortsteil Mietenkam (links) in Wirklichkeit ein gezielter Selbstmord durch einen Polizisten?

Hat sich der 35-Jährige Mann im Grassauer Ortsteil Mietenkam etwa gezielt durch eine Polizeikugel töten lassen? Dieses Gerücht kursiert in einer Gemeinde, in der laut Bürgermeister Stefan Kattari „viele Fragezeichen im Raum stehen“. Die Polizei verrät, was an den Vermutungen dran sein könnte.

Grassau-Mietenkam - Natürlich ist der Todesschuss noch immer eines der Haupt-Gesprächsthemen in der Region um den beschaulichen Grassauer Ortsteil Mietenkam. Es ist weiter ein Rätsel, was hinter der Geiselnahme, Messer-Attacke und dem anschließenden Schuss eines Polizisten auf einen 35-Jährigen Mann am Montagabend (9. Dezember) steckt.

„Es stehen viele Fragezeichen im Raum. Jeder möchte gern verstehen, was und warum das passiert ist“, beschreibt Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari im OVB-Interview die „bedrückte Stimmung im Ort“. Das ist natürlich der Nährboden für Gerüchte. Es wird zum Beispiel diskutiert, ob der Polizist als Reaktion auf den Messer-Angriff an der Tür zu schnell geschossen haben könnte.

„Ich bedauere sehr, dass darüber geredet wird“, sagt Kattari: „Wir haben besonnene und sehr gut ausgebildete Polizisten. Was wäre die Alternative gewesen: Dass der Polizist erstochen wird?“ Oder war etwa alles ganz anders und der Polizist Hauptdarsteller in einem makabren Selbstmord-Drehbuch? „Das Vorgehen des erschossenen Grassauers sieht mir sehr nach einem geplanten Suizid aus: Die Polizei telefonisch (“Ich habe eine Geisel!“) an die Haustür bestellen und sofort mit dem Messer attackieren, als es klingelt!“ schreibt ein Leser an den OVB.

Offenbar nach einer Messer-Attacke wurde in Grassau-Mietenkam ein Mann von einem Polizisten mit der Dienstwaffe getötet (Symbolbild).

Wenn man den ungewöhnlichen Ablauf der Geschehnisse rekonstruiert, erscheint diese Idee gar nicht so abwegig. Die eigene Mutter als Geisel zu nehmen und die Polizei anschließend selbst anzurufen, könnte als Argument für den Verdacht gelten. Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, nennt bei der OVB-Nachfrage danach ungefragt den dafür gängigen Fachbegriff „SBC - suicide by cop“. Übersetzt heißt das Suizid durch Polizisten.

Polizeisprecher: „Denkbare Variante“

„Das ist eine denkbare Variante. Das gilt zu überprüfen“, bestätigt Sonntag. „Von dem nach seinem Messer-Angriff verstorbenen Mann werden wir die Motive seines Handelns nicht mehr erfahren, weil wir nicht mehr nachfragen können. Aber wir können seine Mutter genau wie andere Zeugen befragen und vielleicht herausfinden, ob es in die Richtung gehen könnte.“

Bis ein Ergebnis der Ermittlungen feststehe, werde es aber sicher Wochen und Monate dauern. Und ob die Polizei auch wegen des Schutzes der Angehörigen später alle Details öffentlich mache, sei ebenfalls nicht klar. Wichtig ist ihm die Feststellung, dass die ermittelnde Staatsanwaltschaft Traunstein den Schützen als „Zeugen und nicht Beschuldigten“ führt: „Es deutet nichts darauf hin, dass er etwas falsch gemacht hat. Wir kümmern uns um die betroffenen Kollegen, die noch unter dem Eindruck des Geschehens stehen.“

Al Pacino kommt im Film so ums Leben

Ein gezielter Selbstmord durch Polizisten ist vor allem in den USA ein so weit verbreitetes Phänomen, dass dafür sogar der eigene Begriff SBC geprägt wurde. Es gibt Filme wie der Thriller „Der Einsatz“, in der ein von Hollywood-Star Al Pacino gespielter Mann bewusst den Tod im Kugelhagel der Polizei sucht.

Eine Studie mit Vorfällen des Delta Police Departments aus dem Jahr 2004 nennt bei 843 Schießereien mit Einsatzkräften einen Anteil von mindestens 30 Prozent mit Selbstmord-Hintergrund. In einer anderen US-Studie aus dem Jahr 2009 wurden 268 Todesfälle per Selbstmord durch Polizist untersucht. 95 Prozent der Todesopfer waren Männer, das Durchschnittsalter betrug 35 Jahre. Exakt das Alter, in dem der Mann in Grassau-Mietenkam starb.

Kattaris Wunsch für Grassau

Natürlich ist das kein Beweis, dass sich das Geschehen im Achental tatsächlich so zugetragen haben könnte. „Woher weiß ich denn, dass der Polizist tatsächlich tödlich trifft?“, sagt Kattari auf den Verdacht angesprochen. Er hat für seinen Ort eigentlich nur einen Wunsch: „Ich hoffe, dass alle Fragen geklärt werden. Damit die betroffenen Menschen alles irgendwann einordnen können.“

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