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Weizen, Mais und Politik

„Gut bis katastrophal“: Schwierige Erntesaison in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein

Bild links: Ein Mähdrescher bei der Weizenernte. Ist 2023 dabei eine gute Erntesaison oder nicht? Die Kreisobmänner des bayerischen Bauernverbandes Traunstein und Rosenheim, Johann Steiner (oben rechts) und Josef Andres (unten rechts) über die Ernte in den Landkreisen.
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Der Deutsche Bauernverband spricht von einer schwierigen Erntesaison. Gilt das auch für die Region? Die Kreisobmänner des Bayerischen Bauernverbands Traunstein und Rosenheim, Johann Steiner (oben rechts) und Josef Andres (unten rechts) über die Ernte in den Landkreisen.

2023 wird ein schwieriges Erntejahr: Diese vorläufige Bilanz zieht der Deutsche Bauernverband. Gilt das auch für die Region? Wie es um die diesjährige Ernte in den Kreisen Rosenheim und Traunstein steht. Und welches Problem die Landwirte nächstes Jahr in die Knie zwingen könnte. 

Rosenheim/Traunstein – Eine „echte Zitterpartie“. So beschreibt Joachim Rukwied, Präsident des deutschen Bauernverbandes, die diesjährige Erntesaison. Das Wetter in diesem Jahr mit seinen langen Tiefdruck- und Hochdruckphasen zeige deutlich die Auswirkungen des Klimawandels. Wie Rukwied in einer vorläufigen Bilanz erklärte, müsse daher 2023 mit einem unterdurchschnittlichen Ertrag gerechnet werden.

Wie sieht es genau in der Region aus? Als „absolut schwierig“ bezeichnet Johann Steiner, Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes (BBV), die Erntesaison im Landkreis Traunstein. Besonders beim Weizen. Viele Weizenähren haben wegen des nassen Wetters von Mitte Juli bis Anfang August zu keimen begonnen und verfärbten sich schwarz, erklärt er gegenüber dem OVB. Deshalb kann der Weizen in diesem Fall nicht mehr für die Weiterverarbeitung oder als Tierfutter genutzt werden. „Da bleibt dann nur noch die Biogasanlage“, sagt Steiner.

Große Unterschiede bei der Weizenernte

Die Erntesaison des Weizens liegt etwa zwischen Ende Juli und Mitte August. „Wenn man früh dran war, also vor den Regenfällen, dann konnte man sich noch über eine gute Ernte freuen, danach nicht mehr“, sagt Steiner und fügt hinzu, „Wäre es noch ein paar Tage sonnig gewesen, dann wär die Ernte deutlich besser.“ Aktuell seien Unterschiede zwischen 50 Doppelzentner pro Hektar (5000 Kilogramm auf 10.000 Quadratmeter) und knapp 100 Doppelzentner pro Hektar zu beobachten. Abhängig davon seien auch die Bodenqualität und die unterschiedlichen Reifestadien des Weizens, die je nach Art variieren können.

Links: Johann Steiner, BBV-Kreisobmann Traunstein, auf seinem Hof in Tengling bei Taching am See, rechts: Josef Andres, BBV-Kreisobmann Rosenheim, in seinem Laufstall in Pfaffing bei Wasserburg

Schwierig ist die Weizenernte auch im Landkreis Rosenheim. Wie BBV-Kreisobmann Josef Andres auf OVB-Nachfrage erklärt, werden die Erträge dort überwiegend für den Futtermarkt verwendet. „Auch da ist natürlich die Qualität wichtig“, betont Andres. Doch im Landkreis gibt es ebenso Probleme mit dem keimenden Weizen. Er spricht von einer unterdurchschnittlichen Ernte.

„Ein Risiko, das Landwirte tragen“

Auch beim Mais sei die Ernte schwierig zu beurteilen. Das nass-kalte Frühjahr hatte zur Folge, dass sich die Aussaat stellenweise bis Juni verschoben hat, berichtet Andres. Danach sei er sehr unterschiedlich gewachsen. Zwar sieht der Mais mancherorts gut aus, doch Andres betont, „auch wenn er gut ausschaut, der Mais ist noch nicht geerntet, deswegen kann man jetzt noch keine Aussagen über die Qualität treffen.“ Über die Maisernte im Landkreis Traunstein sagt Steiner, von „gut bis katastrophal“ werde heuer alles dabei sein.

Fällt die Ernte schlecht aus, heißt das für die Landwirte, dass sie die Einbußen selber tragen müssen. „Das ist einfach ein Risiko, das wir Landwirte tragen, gegen das Wetter können wir ja nichts machen“, sagt Steiner. Ganz allein werden sie aber nicht gelassen, denn es gibt eine spezielle Versicherung für Landwirte, die staatlich gefördert wird. Das Problem jedoch: Darin ist festgelegt, dass Landwirte entschädigt werden, wenn es in einem bestimmten Zeitraum nicht genug regnet und die Ernte wegen Trockenheit schlecht ausfällt. „Heuer sind leider genau in diesem Zeitraum genug Regenmengen gefallen“, so Steiner. Das mache die Versicherung mehr oder weniger hinfällig.

Acker-Stilllegungspflicht ab 2024

Dennoch sieht er darin eine gute Unterstützung der Politik. Ganz anderer Meinung ist er hingegen bei einer Maßnahme, die ab 2024 greifen soll: Eine Öko-Regelung der EU-Kommission, in der festgelegt ist, dass Landwirte mit einer Ackerfläche über zehn Hektar mindestens vier Prozent ihrer Ackerflächen stilllegen müssen. Diese Flächen müssen die Landwirte aktiv begrünen oder sich selbst begrünen lassen, informiert der BBV. „Das wird einige Landwirte ziemlich in die Knie zwingen“, warnt Steiner. Die vier Prozent bedeuten ihm zufolge etwa fünf bis zehn Prozent Einkommensverlust, „denn wir ziehen keinen Gewinn draus, aber die Kosten für Pacht, das Säen und die Berufsgenossenschaft tragen wir trotzdem“.

Auch der Rosenheimer Kreisobmann Andres zeigt sich nicht erfreut über die Regelung. Zum Einen werde dadurch die Planung der Landwirte durcheinandergewirbelt, außerdem beklagt er: „Wir reden die ganze Zeit von Inflation und zu wenig Getreidevorkommen, und dann legen wir Flächen still, auf denen es wachsen kann. Das macht für mich keinen Sinn.“

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