„Werden uns überlegen, Klage einzureichen“
Umweltverband kritisiert Malerwinkel-Beschluss: Bringt ein offener Brief in Seebruck die Wende?
Der Gemeinderat Seeon-Seebruck hat Planungsänderungen zum Hotelprojekt Malerwinkel zugestimmt. Kritik kommt jetzt in Form eines offenen Briefs vom Umweltschutzverband Alztal und Umgebung. Was sie bemängeln, was sie fordern und wie Bürgermeister Bartlweber reagiert.
Seeon-Seebruck – Die Diskussionen reißen nicht ab – er bleibt ein großes Thema in der Region: Der geplante Neubau des Hotels Malerwinkel in Lambach. Nachdem es Kritik am ersten Konzept gab, änderte es das beauftragte Architekturbüro und stellte eine neue Version der Planung in einer Sondersitzung des Gemeinderats Seeon-Seebruck vor.
Gegenstimmen kommen jetzt vom Umweltschutzverband Alztal und Umgebung. Dessen Vorstandschaft hat einen offenen Brief an Martin Bartlweber, Bürgermeister der Gemeinde Seeon-Seebruck verfasst. „Damit erhoffen wir uns, dass die Gemeinde nicht mehr auf der Seite der Projektplaner ist und den aktuellen Bebauungsplan überdenkt“, erklärt Gerd Raepple, zweiter Vorsitzender des Verbands, auf OVB-Nachfrage.
Vor der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Seeon-Seebruck wurden Stimmen laut, dass der Neubau zu „überdimensional“ werde. Daher sammelte eine Bürgerinitiative auch Unterschriften gegen die Neubau-Planungen, um das öffentliche Interesse zu verdeutlichen. Nun erklärten die Architekten Georg und Benedikt Brüderl vor dem Gremium, dass auf Veranlassung der Bauherrin, die Volksbank Raiffeisenbank eG, Teile der Gebäudestruktur reduziert oder sogar gestrichen worden sind.
Unstimmigkeiten bei neuer Projektplanung?
Auf eine Gebäudeachse und ein Untergeschoss sei verzichtet worden. Der Spa-Bereich werde ins Hotel verlagert, der nun vergrößerte gastronomische Bereich erhält einen separaten Zugang. Außerdem werde die Anzahl der Zimmer von 81 auf 74 reduziert, die oberirdischen Stellplätze jedoch auf 74 erweitert. Für Hotelgäste und Mitarbeiter ist eine Tiefgarage geplant. Ebenso gebe es Anpassungen in der Optik, dass die neue Anlage mehr in das Ortsbild passt. Das Ergebnis: Das Gremium steht mehrheitlich hinter dem neuen Projekt und beschloss es mitzutragen, vorbehaltlich noch ausstehender Gutachten und Abwägungen.
Von Seiten des Umweltschutzverbands werden jedoch Unstimmigkeiten bemängelt. „Wir sind erstaunt, denn das Architekturbüro sagt, der Bau wird kleiner, aber er bleibt eigentlich gleich groß“, so Raepple. Er bezieht sich dabei auf die Vergrößerung des Restaurants. In ihrem offenen Brief schreiben die Verbandsmitglieder, dass sich bei der näheren Prüfung herausstelle, dass nur die nordwestliche Gebäudefront geringfügig zurückgenommen und die so frei gewordene Fläche jetzt als Parkplätze vorgesehen seien. „Wir fragen uns da schon, ob die Gemeinde überhaupt verstanden hat, welchen Maßnahmen sie hier zugestimmt hat“, sagt Raepple.
Der Umweltschutzverband kritisiert außerdem die Reduzierung der Hotelzimmer. Denn im vorherigen Konzept habe die Anzahl der Zimmer nicht bei 81 gelegen, sondern 75. In der Sitzung seien auch falsche Angaben zur ursprünglichen Grundfläche und weiteren Maßen gemacht worden. Da der Malerwinkel in einem Naturschutzgebiet liegt, befürchtet der Umweltschutzverband außerdem einen schweren Eingriff in dieses Habitat.
Bartlweber verwundert über Brief
Martin Bartlweber weist diese Vorwürfe zurück. „Ich bin verwundert über diese Aussagen“, sagt er gegenüber dem OVB. Er verstehe, dass es sich um ein sensibles Gebiet handle, betont aber wie in der Sitzung, dass man dabei nur über den aktuellen Planungsstand informieren wollte. Parallel dazu laufe noch ein Genehmigungsverfahren, in dem Bedenken und Kritikpunkte aus der Bevölkerung sowie weitere Aspekte, zum Beispiel der Umweltschutz, behandelt werden. Darüber will man die Öffentlichkeit nach der Sommerpause – vermutlich auch in einer Sondersitzung – informieren.
Dann wird sich wohl auch zeigen, welche weiteren Schritte der Umweltverband einleiten wird. Raepple betont: „Wenn die Gemeinde bei der aktuellen Planung bleibt, werden wir als Verband uns überlegen, eine Klage einzureichen.“ Ein Gespräch mit dem Umweltverband wird Bartlweber nicht führen. „Wir besprechen solche Anliegen immer im Gemeinderat und bewerten sie“, erklärt er. So werde man auch mit dem Brief umgehen. Zudem sagt Bartlweber: „Wir als Gemeinde stehen voll und ganz hinter dem Projekt und wollen das beste für die Gemeinde herausbringen.“