UNESCO-Nominierung für Königsschlösser Ludwigs II.
Schloss Herrenchiemsee auf dem Weg zum Welterbe: Was das für die Region bedeuten würde
Lange wurde dafür gestritten, nur rückt das Ziel deutlich näher. Am Mittwoch (31. Juli) hat das Welterbekomitee der UNESCO das Schloss Herrenchiemsee unter anderen zum Welterbe nominiert. Was ein Titel für Auswirkungen auf die Region haben könnte.
Herrenchiemsee – 54 Weltstätten der UNESCO gibt es in Deutschland. Im kommenden Jahr könnten einige weitere hinzukommen. Denn unter anderem sind die Schlösser König Ludwigs II. als neue Weltstätten nominiert. Auf der 46. Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO in Neu-Delhi am vergangenen Mittwoch (31. Juli) wurden die Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee sowie das Königshaus am Schachen für die Welterbeliste nominiert. Die nächste Konferenz findet im Juli 2025 in Sofia statt. Dort soll dann endgültig über die Aufnahme der Ludwigschlösser entschieden werden, teilte die deutsche UNESCO-Kommission in Bonn mit.
Bisher 54 Welterbestätten in Deutschland
Das UNESCO-Welterbekomitee besteht aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention. Es entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand bereits eingeschriebener Orte. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen 1.223 Kultur- und Naturstätten in 168 Ländern. Davon gelten 56 als bedroht. In Deutschland stehen 54 Welterbestätten auf der Liste. Darunter sind Stätten vom Aachener Dom zu den Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb. Zu ihnen zählen sowohl einzelne Bauwerke als auch Gebäudeensemble, archäologische Stätten, Stadtbereiche, Kulturlandschaften und Naturgebiete.
Pläne für Welterbe bestehen schon lange
Die Pläne des Vereins „Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee”, das Schloss im Chiemsee als UNESCO-Welterbe auszuzeichnen, bestehen schon seit vielen Jahren. „Die Schlösser sind Denkmäler von Weltrang und Sehnsuchtsorte für Millionen von Besuchern”, betonte Markus Söder. „Wir würdigen und erhalten sie und streben das Premium-Prädikat an!” Dieser Traum rückt nun in greifbare Nähe. Seit 2015 stehen die Königsschlösser auf der deutschen Vorschlagsliste für die Ernennung zum UNESCO-Welterbe. Im Februar dieses Jahres wurde das Nominierungsdossier zur Begutachtung vorgelegt, ein entscheidender Schritt im langwierigen Anerkennungsprozess. Der Nachweis des außergewöhnlichen universellen Wertes ist laut der Bayerischen Schlösserverwaltung das wichtigste Kriterium für eine erfolgreiche Nominierung.
Jetzt heißt es abwarten
„Ich habe also gar nicht gewusst, dass da noch eine Nominierung erfolgt“, sagt Friedrich von Daumiller, der 1. Vorsitzende des Vereins „Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee“ als er die überraschende Nachricht erhielt. „Ich habe mich sehr gefreut. Das ist ein richtiger und wichtiger Schritt.“ Der Antrag zur Nominierung des Schlosses Herrenchiemsee wurde bereits in Paris eingereicht und wird derzeit von der Internationalen Beratungsorganisation ICOMOS geprüft, die die UNESCO in solchen Angelegenheiten berät. „Wir können jetzt auch nichts mehr machen“ so von Daumiller. Die mögliche Ernennung zum Weltkulturerbe hätte bedeutende Auswirkungen auf die Region. Von Daumiller hofft auf einen qualitativen Anstieg des Tourismus, auch in der Nebensaison. „Das ist das ja, was wir eigentlich anstreben, ein qualitativ hochstehender Tourismus,“ erklärte er. Die Besucher, die von der UNESCO-Auszeichnung angezogen werden, könnten sich nicht nur für das Schloss, sondern auch für die anderen kulturellen Schätze der Herreninsel interessieren, wie das Verfassungsmuseum und den Dom.
Die Herreninsel, die auch als Klosterinsel, Königsinsel und Verfassungsinsel bekannt ist, könnte durch die Ernennung eine noch größere Attraktivität erlangen. „Der Vorteil ist natürlich auch der, dass sich die Leute, die dann wegen dem Weltkulturerbe kommen, vielleicht ein bisschen länger bleiben,“ betonte von Daumiller.
Prachtbauten haben weltweite Bedeutung
Auch Christina Pfaffinger, die Geschäftsführerin des Chiemsee-Alpenland Tourismusverbands sieht die Vorteile eines möglichen UNESCO-Titels. „Der Chiemsee-Alpenland Tourismus misst der Nominierung des Schlosses Herrenchiemsee eine hohe Bedeutung bei“, erklärt Christina Pfaffinger. „Damit wird anerkannt, dass die Prachtbauten Ludwig II. nicht nur eine bayernweite, sondern eine weltweite Bedeutung haben.“ Die Entscheidung habe die Region einen großen Schritt näher an das Ziel UNESCO-Welterbe gebracht und sorge für große Freude. Pfaffinger betont, dass das Schloss dadurch zu einem noch wichtigeren Ort des interkulturellen Austauschs werde. Besucher hätten so die Möglichkeit, tief in die bayerische Geschichte und die Traumwelten Ludwig II. einzutauchen.
Positive Auswirkungen auf Tourismus und Wirtschaft
Pfaffinger sieht in dem möglichen UNESCO-Welterbe-Status eine große Chance für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. „Die meisten Kulturstätten, die ins UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen werden, erhalten einen erhöhten Bekanntheitsgrad. Daher rechnen wir mit einer Zunahme an Touristen und damit einer positiven Auswirkung auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus.“ Der erwartete Anstieg der Besucherzahlen könnte insbesondere der Nebensaison zu mehr Belebung verhelfen, da kulturaffine Gäste oft abseits der Hauptreisezeiten unterwegs seien.
Langfristige Vorteile und internationale Bekanntheit
Langfristig erhofft sich der Chiemsee-Alpenland Tourismusverband eine stärkere Bedeutung des Schlosses Herrenchiemsee im Deutschlandtourismus und eine erhöhte internationale Bekanntheit. „Teil des UNESCO-Welterbes zu sein, heißt final auch Teil der UNESCO-Idee zu sein: Kulturgüter weltweit zu schützen, das Wissen um diese zu teilen und Frieden zu fördern“, so Pfaffinger. Der Status als UNESCO-Welterbe würde somit nicht nur den Tourismus ankurbeln, sondern auch das Bewusstsein für den Schutz und die Bedeutung von Kulturgütern stärken.