Aufklärung, gute und schlechte Neuigkeiten durch den Bürgermeister
Radler, Raser, Glasfaser: Viel Konfliktpotenzial bei Traunreuter Bürgerversammlung
Die Aussprache war lang und intensiv: Auf der Traunreuter Bürgerversammlung stellte sich Bürgermeister Dangschat den unterschiedlichsten Anliegen und Problemen, die sich momentan in der Stadt auftun - darunter auch „ärgerliche Themen“, wie er es nannte.
Traunreut - Zuerst gab Bürgermeister Hans-Peter Dangschat (CSU) noch einen Überblick über das Wichtigste, was zuletzt geschafft wurde und was in Zukunft ansteht, dann bekamen die rund 100 Traunreuter im k1 die Möglichkeit zu fragen - für Dangschat wurde die Bürgerversammlung am Mittwoch (4. Oktober) so zum wilden Ritt durch die Probleme und Problemchen der Stadt.
Mehr Sozialwohnungen? Es herrscht bereits „Überdeckung“ in Traunreut
„In Traunreut wird viel gebaut, aber nicht für Rentner oder Niedrigverdiener“, hieß es da: „Warum kriegen wir keinen sozialen Wohnungsbau?“ Die Antwort von Bürgermeister Dangschat mochte einige überraschen: „Wir haben 1000 Sozialwohnungen in der Stadt. Damit decken wir eigentlich schon den Gesamtbedarf des ganzen Landkreises.“ In seinen Augen gebe es gar ein zu großes Angebot, denn auch aus Ruhpolding oder Trostberg zögen Menschen nach Traunreut, weil die Mieten hier noch bezahlbar wären. „Wo wir ein Mitspracherecht haben, versuchen wir eine Mischung hinzubekommen. Aber bei Planung und Bau von Sozialwohnungen ist in Traunreut zur Zeit kaum etwas in Sicht.“
Im Fokus standen auch die Radfahrer - vor allem die rücksichtsloseren unter ihnen. Egal ob in der Traunwalchener Straße, am Traunring, bei den Eisdielen oder in der Kantstraße: „Die fahren wie die Berserker, in der Früh ohne Licht, Fußgänger müssen zur Seite springen“, befand ein Mann. Ein anderer sah deswegen Gäste der Gastronomie in der Kantstraße oder Kellner in Gefahr. „Und wenn man mit denen redet, bekommt man Prügel angedroht.“ Dangschat gestand: „Ich beobachte Ähnliches“, aber dem Problem werde man nur sehr schwer Herr. Und auch auf gemischten Rad- und Fußwegen sollten Radler nicht mit 30 km/h an Fußgängern vorbeifahren.
Deutsche Giganetz verlängert Werbeaktion bis Dezember
Auch zur Deutschen Giganetz GmbH (DGN) kamen Fragen auf. Sie plant einen flächendeckenden Glasfaserausbau für schnelles Internet im ganzen Stadtgebiet bis hinaus in die Außenbereiche. Mit großen Plakataktionen und Haustürbesuchen wirbt die DGN - zum Leidwesen mancher Traunreuter: „Manche Maschen, die an den Haustüren laufen, sind sicher nicht in Ordnung“, so Hans-Peter Dangschat. Und die Kampagne der DGN wird weiter gehen. 35 Prozent der Haushalte müssen zur Deutschen Giganetz wechseln, erst dann wird sich der Glasfaserausbau für das Unternehmen lohnen. „Diese 35 Prozent sind noch nicht erreicht. Die DGN hat die Vorvermarktungszeit mit ihren Sonderkondidtionen bis Dezember verlängert“, informierte der Bürgermeister.
Dangschat ging auch nochmal auf die Hintergründe des Glasfaserausbaus ein. Inzwischen besteht ein Rechtsanspruch auf Breitband-Internet - auch im kleinsten Weiler. Die DGN erhielt vom Stadtrat den Zuschlag, weil sie sich eben zu diesem Ausbau verpflichtete, wenn die 35 Prozent an Kunden erreicht sind. Das sei momentan die einzige Chance auf flächendeckend schnelles Internet. „Es kostet kein Steuergeld und dort, wo es schon Glasfaserkabel gibt, wird die Deutsche Giganetz GmbH die Straße kein zweites Mal aufreißen“, so der Bürgermeister.
„Autoposer-Szene in der Stadt laut - und schlecht“
Beschwerden gibt es auf Bürgerversammlungen natürgemaß auch immer über Temposünder auf vier Rädern. Konkret angesprochen wurde beispielsweise die Traunwalchener Straße. „Warum stellt die Stadt da nicht einfach einen stationären Blitzer auf?“ Hier hatte Hans-Peter Dangschat einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten - denn: „Die Überwachung des fließenden Verkehrs ist nicht unsere Aufgabe.“ Es wäre der Stadt nicht mal möglich, Blitzer aufzustellen, „das dürften wir nicht anordnen“. Aber auch der Bürgermeister weiß: „Wir haben in der Stadt eine Autoposer-Szene, die laut ist - und das ist schlecht.“
Durchaus zuständig ist man dagegen am Frühlinger Spitz. Dangschat bekräftigte, dass man nach wie vor hinter dem Ausbau der Straße stehe - aber man brauche dafür auch die Grundstücke von drei Privateigentümern. Bei zwei gestalte sich der Kauf schwierig, beim dritten und größten Flächeneigentümer stünden die Verhandlungen dagegen kurz vor Vertragsabschluss. Im Gegensatz zu Sozialwohnungen sei die Stadt beim Seniorenwohnen unterversorgt. Doch die Stadt bekomme bald eine hauptamtliche Kraft, die bei der Vermittlung helfe und außerdem werden am MunaPark und in der Westendstraße größere Senioreneinrichtungen gebaut.
Schulbusse voll und langsam
Probleme macht manchen Eltern auch der Schulbus. Vom Traunsteiner Wald nach St. Georgen sei er so schnell voll, dass die Erstklässler bei der Hinfahrt stehen müssten. Und bei der Rückfahrt bräuchte der Bus von St. Georgen über Stein, Fasanenjäger und Anning eine Stunde, bis er wieder in Traunreut sei. Das Thema komme „immer wieder“, so Dangschat, vor allem zum Schuljahresbeginn. „Aber in München fahren Erstklässler sogar U-Bahn.“ Erst vor zwei Jahren sei die Linie bei der Rückfahrt geändert worden, um den Kindern aus Stein und Fasanenjäger entgegenzukommen. Nun wolle man trotzdem nochmal mit dem RVO sprechen.
Angesprochen wurde auch noch die Truna-Passage an der Kantstraße, die „an Hässlichkeit nicht zu übertreffen“ sei. Ob man sie nicht einfach schließen könne? Traunreuts Bürgermeister klärte über die komplizierten Eigentumsverhältnisse auf, die eine Verpachtung oder Weiterentwicklung schwierig mache. „Aber es gibt Bemühungen.“ Und nach den Kosten für den Kinder-Campus an der Grundschule Nord gefragt, versicherte Stadtbaumeister Thomas Gätzschmann, dass man bei den geschätzten 38 Millionen Euro liege. „Aber wir hoffen auf eine schwächelnde Baukonjunktur und sinkende Preise im nächsten Jahr.“
Ein weiteres Thema, dem sich gleich mehrere Bürger und Verwaltungsmitarbeiter widmeten, waren die Zustände am St.-Georgs-Platz. Dazu folgt demnächst ein eigener Artikel auf chiemgau24.de.
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