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Grüne diskutieren

ÖPNV-Diskussion im Achental: Wäre ein Verkehrsverbund die Lösung?

Referierten zum ÖPNV: (von links) Sepp Hohlweger, Peter Lloyd, Simon Hüller.
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Referierten zum ÖPNV: (von links) Sepp Hohlweger, Peter Lloyd, Simon Hüller.

Im Achental diskutierten die Grünen über die Herausforderungen und Chancen eines verbesserten Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Region. Wie kann die Mobilität für Pendler, Schüler und Touristen erleichtert werden?

Marquartstein – Die Ortsverbände der Grünen im Achental hatten eingeladen zu einem Thema, das schon viele Jahre durch die Medien geistert und viele Menschen stark betrifft. Es ging um den Öffentlichen Personennahverkehr, kurz ÖPNV. Eine tägliche Frage, die besonders die Bürger ohne Auto auf dem Land betrifft, wenn Pendler zur Arbeit, Schüler zu ihrer Bildungseinrichtung, Senioren zum Arzt fahren müssen oder Jugendliche am Abend in die Disko wollen, um nur wenige der täglichen Herausforderung aufzuführen. Weiter zu berücksichtigen sind das Thema der Mobilität in der Freizeit und das große Thema des Tourismus.

Zahlreiche Besucher

Kreisvorstand Peter Lloyd freute sich über die zahlreichen Besucher der Veranstaltung im Saal des Weßner Hofes und dass er zwei ausgewiesene Kenner der Materie dabeihatte, die beiden Kreisräte der Grünen, Sepp Hohlweger und Simon Hüller, die eine Einführung in das Thema gaben und für die vielen Fragen der Besucher beantworteten.

Simon Hüller gab einen Abriss der Entwicklung der letzten Jahre. Danach könnte die Lösung so einfach sein, nämlich wenn alle Landkreise in einem Verkehrsverbund zusammengeschlossen wären. Die vielen Vorteile lägen auf der Hand, ein Ticket für alle Verkehrsmittel, eine App rechne die beste Möglichkeit für den Fahrpreis aus, die Taktung könnte erhöht werden, die Aussicht, dass mehr Menschen das Angebot nutzten, wenn es einfacher sei, mit den Folgen, dass das Straßensystem geschont werde, der Autoverkehr verringert und damit auch die Klimaziele eher erreicht würden. Nach Meinung von Simon Hüller könnten diese Aussichten erreicht werden mit dem Anschluss an den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, kurz MVV. Simon Hüller zeigte eine Karte, welche Landkreise bereits angeschlossen sind und bereits weite Teile von Südbayern abgedeckt sind.

Der Landkreis Traunstein hatte andere Pläne, wollte einen Verkehrsverbund mit dem Berchtesgadener Land BGL, der sich aber inzwischen nach Salzburg zum SVV (Salzburger Verkehrsverbund) orientiert hat, Mühldorf hatte sich im August 2024 ausgeklinkt und Altötting war noch nie dabei.

Jetzt steht Traunstein allein da. Für einen Verkehrsverbund braucht es zwei Landkreise mit mindestens 250 000 Einwohnern.

Simon Hüller sprach auch die Gegenargumente an. So sehen Gegner die Gefahr, dass die bessere Verkehrsanbindung den Landkreis zur Schlafregion für Pendler mache oder dass dadurch die Grundstückspreise steigen, das hab sich aber bei den bereits angeschlossenen Landkreisen nicht bewahrheitet. Sepp Hohlweger wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass der Landkreis verantwortlich sei , dass Busse fahren oder nicht, und für die Taktung.

Er zeigte Beispiele für die schwer zu verstehende Tarifgestaltung, die schon für Einheimische, die sich im Tarifgebiet auskennen, unverständlich sei und fragte, wie es sich wohl für Touristen anfühle. Er wies darauf hin, dass Touristen im Salzburger Verbund kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen dürfen, während sie im hiesigen Landkreis erst selbst bezahlen müssten, um sich dann das Geld bei den Tourismus-Büros wiederzuholen.

Besucher Barthl Irlinger (Vorsitzender Verein Private Gastgeber) fand es gut, dass das Thema mehr in die Öffentlichkeit gebracht wird, er sah den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig in der Region. „Wir stehen im Wettbewerb und hinken mit diesem Auftreten hinterher“. Das sahen auch weitere Besucher so, und würden es begrüßen, wenn Altötting und Mühldorf sich anschließen, Traunstein könnte der Vorreiter sein und ein einfach funktionierendes öffentliches Verkehrsangebot sei ein schlagendes Argument für den Tourismus.

Ulrike Schweiger (Direktkandidatin für die Grünen im Landkreis) berichtete, dass der RVO (Regional-Verkehr Oberbayern) wohl einige Buslinien nicht mehr bedienen werde. Auch das Thema Tarifgestaltung sei so kompliziert, dass selbst die Busfahrer sich nicht mehr auskennen. Sie forderte eine einheitliche Tarifgestaltung, die nachvollziehbar sein müsse.

Ein Besucher aus Grassau meinte, dass sich die Diskussion ja eigentlich erledigt habe, da es ja das Deutschland-Ticket gibt. Simon Hüller meinte dazu, dass es für Menschen, die seltener fahren, zu teuer sei, da wäre das MVV-Ticket günstiger und komfortabler durch die App.

Ein weiterer Besucher aus Grassau schloss sich dem Argument des Deutschlandtickets an, worauf Sepp Hohlweger von weiteren Angeboten berichtete, die ebenfalls günstiger sind, wie zum Beispiel die Aktion „mit dem Bus zum Berg“, er verwies darauf, dass 50 bis 60 Prozent der Gäste hier Tagestouristen sind. Eine weitere Problemstellung sind die Auszubildenden, die zu ihrem Arbeitsort kommen müssen. Nicht jeder Betrieb kann sich einen Bus für die Mitarbeiter leisten. Aber das Angebot von Lehrstellen wird auch nach der Erreichbarkeit gesiebt. In der Zukunft werde der Bedarf am ÖPNV steigen, meinte Sepp Hohlweger.

Ein Besucher aus Grassau berichtete, dass er in seinem Leben zwei Verkehrsverbünde kennengelernt hat, einen in Hamburg, den er als sehr gut bezeichnete, und einen in Frankfurt, den er mäßig fand, aber das was hier im Landkreis angeboten werde, sei ein Wirrwarr. Seiner Meinung nach müsse es einen Anschluss an einen Verkehrsverbund geben.

Demographische Entwicklung

Das Argument für ein besseres Angebot im ÖPNV sah ein Unterwössener auch bei der demografischen Entwicklung. Die Menschen würden immer älter. Wenn sie nicht mehr Auto fahren könnten und keine Alternative oder Unklarheiten beim ÖPNV hätten, könne das zur Isolierung führen. Simon Hüller führte an, dass es auch kleine Einzel-Lösungen gebe wie den Rufbus Rupi, der schon nach kurzer Zeit über 10 000 Gäste befördert habe, oder On-Demand Ortsbusse. Es wurden noch viele weitere Kritikpunkte angeführt von den Besuchern, die sich in der Mehrheit für einen Verkehrsverbund aussprachen.

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