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41-Jähriger erstach Oberarzt an Wasserburger Klinik

Gerth-Mörder jetzt verurteilt: „Er kann seinen Wahn verbergen, das macht ihn so gefährlich“

Am 8. April kam Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik am kbo Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg gewaltsam zu Tode. Der Mord-Prozess gegen einen 41-Jährigen dürfte am heutigen Dienstag (19. November) zu Ende gehen.
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Am 8. April kam Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik am kbo Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg gewaltsam zu Tode. Der Mord-Prozess gegen einen 41-Jährigen dürfte am heutigen Dienstag (19. November) zu Ende gehen.

Im Prozess um die tödlichen Messerstiche auf Rainer Gerth fällt am heutigen Dienstag wohl das Urteil. Der Oberarzt war bei der Attacke völlig chancenlos: Ein 41-jähriger, psychisch kranker Ex-Patient des Wasserburger Forensikers dürfte der Täter sein.

Update, 12.03 Uhr – Urteil gegen Gerth-Mörder

Das Urteil ist gefallen: Der Mörder von Rainer Gerth, ein 41-Jähriger aus Mölln in Schleswig-Holstein, aufgewachsen in Traunreut, wird in einer Psychiatrie untergebracht. „Er leidet seit 2010 an einer paranoiden Schizophrenie, die ihn bis heute prägt. Und die Krankheit ist immer stärker geworden“, so der Vorsitzende Richter Volker Ziegler. Seit er 15 Jahre alt ist, nimmt der Mann harte Drogen.

Der Mann sei in der Lage, seinen Wahn zu verbergen. „Das macht ihn besonders gefährlich“, so Ziegler. Er könne mit Menschen auch liebevoll umgehen – aber er könne eben auch dosieren, was er von seinen Wahnvorstellungen preisgibt. Aber „irgendwann“ habe der Angeklagte den Oberarzt Gerth in sein Wahn-System eingebaut, so Richter Ziegler, als Verantwortlichen der Psychiatrie, der sterben musste.

Tatsächlich war der 41-Jährige von 2010 bis 2013 als Patient, auch der Forensik, in der Inn-Salzach-Klinik in Wasserburg. Mit Rainer Gerth hatte er dort aber wohl nur ein oder zwei Stunden zu tun. „Wir können leider auch nicht erklären, warum Rainer Gerth zum Opfer geworden ist.“ Der Gedanke, der den Angeklagten laut Gericht beherrschte: „Ich muss das tun. Staatliche Behörden hätten das nicht beseitigen können, was ihn quält, deshalb habe er handeln müssen.“

Fürs Traunsteiner Landgericht steht fest: Die Tötung von Rainer Gerth am 8. April war Mord. „Aber der Angeklagte kann für diesen Mord nicht bestraft werden.“ Wegen der paranoiden Schizophrenie, die ihm auch eine Gutachterin attestierte, ist er schuldunfähig - „ohne Zweifel“, so Richter Ziegler: „Es war kein langer Konflikt, kein Hass, keine Beziehungstat. Es war der Wahn.“

Oberarzt Gerth habe sich nicht wehren können, stellt auch das Landgericht fest. Der Angeklagte griff ihn nach Feierabend an seinem Auto an. „Er wurde zum Opfer von massiven und gezielten Messerstichen, unter anderem ins Herz.“ Rainer Gerth starb kurz nach dem Angriff an einer Kombination aus Herzversagen und Verbluten.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Binnen einer Woche können Staatsanwaltschaft, Verteidigung oder Nebenklage Einspruch dagegen einlegen.

Update, 11.09 Uhr – Gehört der Tatverdächtige ins Gefängnis statt in die Psychiatrie? 

Jetzt sind die Plädoyers gehalten – insgesamt sogar fünf: Von Staatsanwalt Wolfgang Fiedler, Verteidiger Florian Wurtinger sowie den drei Vertretern der Nebenklage. Rechtsanwalt Harald Baumgärtl vertritt die Tochter von Rainer Gerth, Markus Frank seinen Sohn und Jörg Zürner die Schwester des Getöteten.

Und Jörg Zürner ist es, der in seinem Plädoyer nun einen ganz neuen Aspekt aufwirft: Ist der Angeklagte bei der Tat wirklich schuldunfähig gewesen? „Ich habe erhebliche Bedenken“, so Zürner. Schließlich sei die Tat geplant gewesen und der 41-Jährige sei nicht „im Wahn nach Wasserburg gefahren“.

Die Gutachterin sprach sich gestern noch für eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus aus. Dass der Angeklagte krank ist, bezweifelt auch Anwalt Zürner nicht. Aber bei der Tat und auch in den Tagen und Wochen zuvor habe der Mann sehr klar und überlegt gehandelt. Jörg Zürner kommt mit Blick auf den Angeklagten zum Schluss: „Sie sind nicht schuldunfähig gewesen.“ Der 41-Jährige sollte wegen Mordes eine lebenslange Gefängnisstrafe bekommen.

Alle anderen sind sich im Plädoyer dagegen einig, dass der mutmaßliche Mörder von Rainer Gerth in der geschlossenen Forensik untergebracht werden sollte. „Die Krankheit beim Angeklagten ist aber so chronifiziert, dass sie wahrscheinlich nicht geheilt werden kann“, meint Staatsanwalt Wolfgang Fiedler.

Ohnehin bezweifelt niemand, dass der 41-jährige Angeklagte der Täter ist und Rainer Gerth am 8. April auf dem Klinik-Parkplatz in Wasserburg-Gabersee mit einem Messer erstach. „Einzig und allein der Beschuldigte kommt als Täter infrage“, so Nebenklage-Vertreter Harald Baumgärtl. „Von langer Hand vorbereitet“ war die Tat auch in den Augen von Nebenklage-Vertreter Markus Frank. Als Stellvertreter der Klinik sei Gerth ein Zufallsopfer gewesen.

Verteidiger Wurtinger wandte sich im Plädoyer nochmal an die Angehörigen von Rainer Gerth, die ebenfalls im Saal sind: „Für Sie ist es vielleicht unbefriedigend, aber mein Mandant ist krank und leidet unter einer psychischen Störung. Man muss versuchen, mit Therapien und Medikamenten Verbesserungen zu erreichen.“

Und schließlich noch die „letzten Worte“ des Angeklagten. Er bezeichnete sich als „gesundheitlich angeschlagen“ und glaubt, er würde in der Forensik in Straubing, wo er derzeit einsitzt, sterben. „Ich will mich bei der Familie entschuldigen. Aber es gab keinen anderen Ausweg“, so der Mann. Er zeigte sich mit einer Therapie aber einverstanden. Das Urteil wird gegen 11.30 Uhr fallen.

Update, 9.58 Uhr – „Du hast unseren Papa umgebracht“: Gerths Tochter ergreift das Wort

Richter Volker Ziegler will gerade die Beweisaufnahme schließen, da ergreift erstmals auch die Tochter von Rainer Gerth das Wort. Sie ist Nebenklägerin in dem Verfahren. Jetzt richtet sie sich, mit zitternder Stimme, direkt an den Angeklagten, der ungefähr zehn Meter von ihr entfernt sitzt.

„Mit Deiner Tat hast Du keine Institution getroffen, sondern Menschen. Du hast nicht nur den Psychiater Gerth umgebracht, sondern in erster Linie unseren Papa. Er bot uns immer Schutz und Sicherheit. Ich möchte, dass Du weißt, dass Du uns diesen Menschen gewaltsam entrissen hast.“

Die Tochter von Gerth fährt fort: „Seitdem stelle ich das Gute im Menschen infrage. Worin siehst Du die Legitimation, einen Menschen ermorden zu können? Du hast unseren Papa umgebracht und uns damit den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich wünsche mir von Herzen, dass Du eines Tages begreifst, was Du getan hast.“

Nun geht es an die Plädoyers. 

Vorbericht:

Wasserburg/Traunstein - 64 Jahre alt wurde Rainer Gerth, Oberarzt am Wasserburger kbo-Inn-Salzach-Klinikum. Am 8. April wurde er nach Feierabend an seinem Auto erstochen. Gegen den mutmaßlichen Täter spricht das Landgericht in Traunstein am heutigen Dienstag (19. November) ein Urteil. Der Mann ist 41-Jahre alt und wohnte zuletzt in Mölln in Schleswig-Holstein. Er gilt als schwer drogenabhängig und leidet unter einer paranoiden Schizophrenie. Gerth dürfte er bei einem Klinikaufenthalt in Wasserburg zwischen 2010 und 2013 kennengelernt haben.

Mord an Oberarzt Gerth in Wasserburg-Gabersee: Urteil am Landgericht

Der Prozess beginnt um 9 Uhr. Ein Geständnis des 41-Jährigen gab es vor Gericht nicht. In seinem Eingangs-Statement äußerte er nur wilde Verschwörungstheorien, in Deutschland würden Substanzen ins Essen gemischt und man wolle ihn umbringen. Doch direkt nach der Tat, als sich der Angeklagte von der Polizei widerstandslos festnehmen ließ, gestand er die Tat offen: „Ich hab ihn für uns weggemacht“, hat er laut einem Polizisten gesagt. Außerdem habe er sich bei den Beamten im Laufe des Abends am 8. April immer wieder erkundigt, ob Gerth schon verstorben sei.

Mit einem Küchenmesser ging der Angeklagte auf Gerth los. Ein Stich traf direkt das Herz. Der Oberarzt verstarb an einer Kombination aus Herzversagen und Verbluten, führte im jüngsten Prozesstag eine Rechtsmedizinerin aus. 61 Meter konnte sich Rainer Gerth noch vom Parkplatz in Richtung Klinik schleppen, dann brach er zusammen. Ein Patient war der erste, der versuchte, ihm noch zu helfen. Schon fünf Wochen vor der Tat fuhr der mutmaßliche Mörder erstmals von Schleswig-Holstein nach Oberbayern, um Gerth vor dem Klinikum im Wasserburger Ortsteil Gabersee auszuspähen.

Der Prozess beginnt um 9 Uhr. Auch die Plädoyers werden vor dem Landgericht noch gehalten. Die Anklage lautet auf Mord. wasserburg24.de wird aktuell aus dem Gerichtssaal berichten. (xe)

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