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Petition gegen Namensänderung abgelehnt

Ludwig-Thoma-Schule heißt künftig Grundschule Traunstein - doch die Diskussion geht weiter

Der bayerische Dichter Ludwig Thoma auf einem undatierten Archivbild seiner letzten Lebensjahre.
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Der bayerische Dichter Ludwig Thoma auf einem undatierten Archivbild seiner letzten Lebensjahre.

Der Umbenennung der Ludwig-Thoma-Schule in Grundschule Traunstein wegen antisemitischer Artikel des Namensgebers steht nichts mehr im Weg. Der Ausschuss für Bildung und Kultus des bayerischen Landtags gab grünes Licht. Damit beginnt die Diskussion um Ludwig Thoma aber erst richtig.

Traunstein/München - Offiziell führt die Grundschule in Traunstein noch Ludwig Thoma im Namen. Inoffiziell allerdings sind die Würfel schon gefallen. Die gesamte Schulfamilie – Lehrerkonferenz, Elternbeirat und auch der Stadtrat – hat sich dafür entschieden, dass die Schule künftig nur noch „Grundschule Traunstein“ heißen soll. Die Schriftzug vor Ort ist schon entfernt.

Grund sind antisemitische Artikel, die Thoma 1920/21 im „Miesbacher Anzeiger“ geschrieben hat. Nun hat das Thema den Bayerischen Landtag erreicht. Christian Focke, der als Kind selbst die Schule besuchte und heute den Blog „Historischer Chiemgau“ betreibt, hatte eine Petition gegen die Namensänderung eingereicht. Er habe über seinen Blog 1000 Unterstützer gesammelt – teilweise aus Traunstein, teilweise aber auch nicht –, sagte er unserer Zeitung.

Petition abgelehnt: Thoma kein pädagogisches Vorbild

Allerdings ohne Erfolg: Der Bildungsausschuss lehnte die Petition fast einstimmig ab. Zur Begründung sagte der Abgeordnete Konrad Baur (CSU), die Schulfamilie habe „mehrheitlich und mehrfach“ entschieden, dass Thoma nicht als pädagogisches Vorbild tauge. Zum einen werde der Name von Ludwig Thoma, der mehrere Jahre in der Stadt verbracht hat, durch die Umbenennung der Schule in Traunstein nicht ausgelöscht. Auf das Wirken Thomas weist ebenfalls eine Gedenktafel hin. Zudem ist eine Straße nach ihm benannt.

Die Auseinandersetzung um die historische Einordnung Thomas werde – wohl auch durch neue Infotafeln zum Kontext – in Traunstein weitergeführt. Dies könne jedoch laut Baur nicht an der Grundschule geschehen, „da Ludwig Thoma hier im Lehrplan überhaupt nicht vorgesehen“ sei. Weiter, so Baur, sei der Wunsch der Schulfamilie nach intensiver interner Diskussion zu respektieren und könne nicht „Schauplatz für politische Auseinandersetzungen“ sein, wie ein Beobachter aus der Sitzung kommentierte.

Nachdem die Petition nun abgelehnt ist, kann die Regierung von Oberbayern über den Antrag auf Umbenennung offiziell beraten. Es wäre allerdings eine faustdicke Überraschung, würde sie anders entscheiden als die Schulfamilie. „Keinen Widerspruch einlegen“ will nach eigenen Worten auch der Traunsteiner Hobby-Historiker Christian Focke, der die Petition eingereicht hatte.

Tilgen auch andere Städte den Namen Ludwig Thoma?

Denkbar ist, dass nach Traunstein auch andere Städte den Namen Ludwig Thoma aus bekannten Institutionen tilgen werden: In Prien gibt es ein Ludwig-Thoma-Gymnasium, in München eine Realschule, in der Ruhmeshalle steht eine Büste des Schriftstellers. Die Stadt München hatte schon Anfang der 1990er–Jahre die Verleihung einer Ludwig-Thoma-Medaille an Kunstschaffende eingestellt. Es vielen Orten der Region gibt es auch noch eine Ludwig-Thoma-Straße - die zumindest nach derzeitigem Stand in Traunstein erhalten bleiben soll.

Der bayerische Dichterfürst (1867 bis 1921) ist zwar als Verfasser der „Heiligen Nacht“ oder der „Lausbubengeschichten“ hochgeschätzt. Dass er auch eine dunkle Seite hatte, zeigen rund 170 Artikel, die er in seinen beiden letzten Lebensjahren im Miesbacher Anzeiger anonym veröffentlicht hat. Darin rief Thoma die Leser zu Antisemitismus, Gewalt und sogar Mord gegen missliebige Zeitgenossen auf.

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