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Ausgebüxte Pferde, Schwerverletzter, Polizeiangriff

Silvesterbilanz: „Als Hurensöhne beschimpft“ - was unsere Einsatzkräfte leisten mussten

Collage: Links: Feuerwehrmann löscht Kleinbrand im Landkreis Traunstein; Mitte: Symbolbild Feuerwerksrakete; Rechts: Symbolbild Polizeikräfte und Feuerwerk.
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Bilanz Silvesterabend in der Region: Im Gespräch mit Feuerwehr und Polizei - wie schlimm war der Abend für die Einsatzkräfte?

Rekordumsätze bei Feuerwerksverkauf - das Krisenjahr einfach wegböllern? Dazu traumhaftes Winterwetter. Auch in der Region wurde das neue Jahr lautstark begrüßt. Lautstark begrüßt wurden aber teils auch Einsatzkräfte der Polizei, die statt zu feiern, an dem Abend Dienst hatten. In Garching an der Alz schossen Feuerwerkskörper auf Polizeibeamte. In Traunstein wurden wiederum vier Pferde zum Problem. Leider gab es auch einen Schwerverletzten in Traunreut. War Silvester dieses Jahr besonders fatal?

Traunstein – „Mit 25 Einsätzen liegen wir sogar etwas unter den Zahlen der Vorjahre“ Hubert Hobmaier, Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein, zieht eine positive Bilanz. Positiv sei natürlich relativ, so Hobmaier. Auch wenn nur ein Carport oder eine Mülltonne abbrennt, gäbe es Geschädigte. Aber im Landkreis Traunstein habe es nur einen wirklich dramatischen Fall in der Silvesternacht gegeben:

Schwerverletzter Traunreuter muss um Augenlicht bangen

Im Rahmen der Silvesterfeierlichkeiten kam es im Stadtgebiet von Traunreut zu einem schweren Feuerwerksunfall. Ein 39-jähriger Traunreuter hatte eine Feuerwerks-Batterie entzündet und sich nicht umgehend weit genug davon entfernt. Er musste in eine Spezialklinik geflogen werden. Michael Spessa, Pressesprecher der Polizeiinspektion Rosenheim, kann auch zwei Tage nach dem tragischen Unfall nicht genau sagen, wie es dem Traunreuter mittlerweile geht:

„Da haben wir keine neuen Informationen, aber aufgrund der Schwere der Verletzungen muss man davon ausgehen, dass wirklich gravierende Folgeschäden bleiben werden. Ob er sein Augenlicht verliert oder irgendeine große Beeinträchtigung in der Sehkraft davonträgt, das bleibt abzuwarten und zu hoffen.“

War denn die alleinige Ursache, dass der Mann sich nicht weit genug von der Feuerwerks-Batterie entfernt hat? „Also ob das jetzt eine falsche Bedienung, ein Handhabungsfehler oder vielleicht sogar ein Defekt dieser Feuerwerks-Batterie war, das gilt es jetzt auch zu klären.“ Die Ermittlungen dazu würden derzeit laufen.

Mehr Einsätze in Städten - Schwerpunkt Traunreut

Als Erstes seien beim 39-jährigen Unfallopfer die Rettungskräfte und der Notarzt eingetroffen, dann erst die Feuerwehr, berichtet Hubert Hobmaier aus Feuerwehrsicht vom Vorfall. In Traunreut sei man jedes Jahr an Silvester schon auf vermehrte Einsätze vorbereitet: „Eigentlich warten wir hier mit den Ehrenamtlichen schon immer darauf, dass Einsätze eingehen, weil man einfach aus Erfahrung weiß, dass sie eingehen.“ Generell hat Hobmaier über die Jahre ein Stadt-Land-Gefällte bei den Feuerwehreinsätzen festgestellt:

Oft Feuerwehreinsätze, wo Gießkanne gereicht hätte

In Städten, berichtet Hobmaier, sei die Schwelle, die Feuerwehr auch bei kleinen Brandereignissen zu rufen, geringer: „Oft wird schon die Feuerwehr gerufen, wenn eine Feuerwerksbatterie nur noch ein bisschen vor sich hin kokelt. Der Städter scheint da eher dazu zu neigen, dann die Feuerwehr zu rufen, statt das ganze mit einer Gießkanne zu löschen oder einfach auszutrampeln. Ich spreche da in Flammen dieser Größenordnung.“ Dieses Jahr habe es zum Beispiel keinen einzigen Einsatz wegen eines Kleinstbrandes auf dem Land gegeben. Aber auch in der Stadt Traunstein kam das dieses Jahr nicht vor.

Polizei wird mit Feuerwerkskörpern beworden und beschimpft

Wesentlich größere Probleme als überängstliche Anrufer hatten die Polizeikräfte in Garching an der Alz zu bewältigen. Sie wurden gerufen, weil Leute Feuerwerkskörper auf Mülltonnen schossen. „Das sind auch mal Papiertonnen, das würde dann natürlich lichterloh brennen und im schlimmsten Fall auf angrenzende Gebäude übergreifen, da müssen wir dann eingreifen.“ Das war allerdings scheinbar unerwünscht. Statt auf Mülltonnen flogen die Feuerwerkskörper dann beim Eintreffern der Einsatzkräfte auf die Polizei.

„Die hinzugerufenen Beamten kommen hin und werden schon mit ACAB und Hurensöhne-Rufen begrüßt. Dann noch mit Böllern und Feuerwerkskörpern beschossen und spätestens da hört sich natürlich jeder Spaß für die eingesetzten Kollegen auf“, schildert Polizeisprecher Michael Spessa die Situation in Garching. Man habe ein dickes Fell als Polizeibeamter, aber das sei eine ernste Gefahr für die Gesundheit der Kollegen, die nur ihren Dienst tun und für Recht und Ordnung da sind und helfen wollen. Erst mit weiterer Verstärkung, so Spessa konnten die Angreifer gestoppt werden.

Vier Pferde auf panischen Abwegen

Das Thema Stoppen beziehungsweise in Gewahrsam nehmen beschäftigte auch die Kollegen der Polizeiinspektion Traunstein. Aber ganz anders: Vier Pferde, die im Stadtgebiet Traunstein standen, hatten sich vermutlich durch Böller erschrocken und waren ausgebüxt: „Die Tiere waren sehr aktiv und sind im Laufe des Abends immer wieder an verschiedenen Stellen aufgetaucht“, so Dominik Weber von der Pressestelle der Polizeiinspektion Traunstein.

Eines der Pferde sei am Traunsteiner Bahnhof gelandet und hatte Glück im Unglück. Zwei Mitarbeiter eines derzeit in Traunstein gastierenden Zirkus waren zufällig vor Ort. Sie könnten das Pferd beruhigen, einfangen und letztlich erst im Zirkus unterstellen, bis die Besitzerin das Tier abholte. Die Suche nach den anderen drei Tieren gestaltete sich als schwieriger, sie tauchten unter anderem auch auf der Bundesstraße auf, gefährdeten dadurch Verkehrsteilnehmer, verschwanden dann aber letztlich in einem Waldstück.

„Wenn es so die nächsten Jahre läuft, wäre ich sehr dankbar“

Die Polizei brach die Suche um 3 Uhr Nachts ab. Entwarnung kam um 9 Uhr morgens von der Besitzerin der Pferde, sie habe alle einfangen und nach Hause bringen können. Guter Ausgang. Das könne man, so Hubert Hobmaier vom Kreisfeuerwehrverband, im Grunde für den kompletten Silvesterabend sagen: Im gesamten Gebiet habe es im Verhältnis sehr wenig Einsätze gegeben, wenn auch, so Hobmaier, hinter jedem Einsatz, wenn auch noch so klein ein Geschädigter steht: „Aber in der Summe, aufs Landkreisgebiet, können wir mit dieser Silvesternacht aus Feuerwehrsicht sehr, sehr zufrieden sein. Wenn es so die nächsten Jahre läuft, dann wäre ich sehr dankbar.“

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