Prozess: 57-Jähriger soll drei Buben vergewaltigt haben
Warum Waldkraiburger Kindesmissbrauch vehement leugnet - Gutachter hat eindeutige Erklärung
Der Prozess gegen einen 57-Jährigen aus Waldkraiburg biegt langsam auf die Zielgerade: drei Buben soll er vergewaltigt haben, darunter auch seinen leiblichen Sohn. Er ist wegen gleicher Delikte bereits rechtskräftig verurteilt worden. Am Landgericht soll heute ein Gutachter über die Psyche des Mannes aussagen.
Update, 17.57 Uhr - Gutachter sagt aus
Bisher hat der Angeklagte den Kindesmissbrauch immer geleugnet: Sowohl im aktuell laufenden Prozess, als auch im vorherigen Verfahren, in dem das Urteil inzwischen rechtskräftig ist – und das, obwohl die Beweislage immer erdrückend war bzw. ist. Wie also tickt der Angeklagte? Der Gutachter, Facharzt für Psychiatrie, hat dem Traunsteiner Landgericht heute anschaulich Auskunft gegeben.
„Auch mir gegenüber hat er homosexuelle oder pädophile Neigungen vehement verneint“, so der Sachverständige. Mehr noch: Der Waldkraiburger sei in den Gesprächen mit ihm davon ausgegangen, „dass er eh freikommen wird und dass seine Unschuld erkannt wird“. Fest stehe aber: Der 57-Jährige habe keine Persönlichkeitsstörungen, keine Suchtprobleme und sei auch intelligent. Wie also kommt der Angeklagte zu seinen Überzeugungen?
Denn auch der Gutachter ist überzeugt: Beim Waldkraiburger handelt es sich um einen Pädophilen. „Es ist nicht untypisch, dass Täter ihr Verhalten völlig leugnen. Oder dass sie es sich schönreden.“ Er habe dem Sachverständigen auch von vielen sexuellen Erfahrungen mit Frauen erzählt, ausschließlich im Erwachsenenalter, teils auch älter als er. Dazu kommen geschlossene Ehen oder gezeugte Kinder. „Seine erste Priorität im Leben war: mit der Pädophilie nicht auffallen. Daher konnte er diese Neigung oft auch kontrollieren. Der Angeklagte hat Gelegenheiten abgewartet.“
Doch dieses Leugnen und Verdrängen mache die Prognose für den Waldkraiburger nur schlechter - „denn er setzt sich nicht damit auseinander. Eine Therapie wird dann unmöglich“. Der Gutachter kommt zu dem Schluss: „Es sind keine Gründe erkennbar, warum er nicht wieder solche Taten begehen sollte.“ Schließlich sollen die ersten Vergewaltigungen von Buben schon vor über 30 Jahren passiert sein, die jüngsten, erwiesenen Taten passierten 2021.
Am 6. November sollen die Plädoyers vor dem Landgericht gehalten werden, ein Tag für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.
Vorbericht - Waldkraiburger soll drei Buben vergewaltigt haben
Traunstein/Waldkraiburg - Es geht um elf Fälle schweren Kindesmissbrauchs, die dem Mann aus Waldkraiburg zur Last gelegt werden. Bereits am 11. Juli war Prozessauftakt, jetzt neigt sich die Verhandlung langsam dem Ende entgegen. Am heutigen Mittwoch wird ab 13.30 Uhr der psychiatrische Sachverständige aussagen, um dem Traunsteiner Landgericht näherzubringen, wie der Angeklagte tickt. Bereits im Januar wurde der 57-Jährige schon einmal wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Der Richterspruch ist inzwischen rechtskräftig.
Laut Staatsanwaltschaft spielten sich die Taten zwischen 1992 und 2005 ab. Opfer seien drei Buben gewesen: Der leibliche Sohn des Waldkraiburgers, ein Freund des Sohnes und ein Kind, das er in einem Lokal kennenlernte und dessen Vertrauen er in einer vaterähnlichen Rolle gewann. Während der ersten Verhandlung wurden durch die Presseberichte weitere Opfer wachgerüttelt und erstatteten Anzeige - daher steht der Waldkraiburger jetzt wieder vor Gericht.
Auch die drei vergewaltigten Buben - heute längst im Erwachsenenalter - sagten schon vor Gericht aus, darunter auch sein leiblicher Sohn. Bei den Taten waren sie alle im Kindesalter. „Ich musste zu ihm ins Zimmer, mich ausziehen und hinlegen, Maul halten und ihn machen lassen“, sagte einer der Geschädigten aus, der heute 33 Jahre alt ist. Nach den Taten habe er sich „wie Matsch gefühlt“. Seinen damaligen Zustand beschrieb der Geschädigte mit den Worten: „Ich habe gelebt. Aber ich war tot.“
innsalzach24.de wird aktuell vom Prozess berichten.
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