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Experten zum Chaletdorf-Nein

„Saftige Klatsche“: Diese fatalen Folgen hat das Hitzelsberg-Debakel für Tourismus in Region

Eine Kollage aus der Planung des Chaletdorfs und den Portraits der Tourismusprofis Christina Pfaffinger und Klaus Stöttner
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Christina Pfaffinger (Chiemsee-Alpenland-Tourismus) und Klaus Stöttner (Präsident Tourismusverband Oberbayern und München) warnen vor den Folgen der Ablehnung von touristischen Projekten wie dem Chaletdorf am Hitzelsberg.

„Das ist eine saftige Klatsche für den Tourismus.“ Sagt Christina Pfaffinger vom ChiemseeAlpenland-Tourismusverband (CAT). „Hohe Wertschöpfung, keine Wertschätzung“. Sagt Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverbandes Oberbayern und München. Beide reden vom abgelehnten Chaletdorf am Hitzelsberg. Und warnen vor den Folgen dieser Entscheidung.

Bernau – Es ist kein Bernauer Phänomen, dass ein touristisches Projekt abgelehnt wird. Klaus Stöttner, seit Jahren Präsident des Tourismusverbandes Oberbayern und München, fallen entlang des Alpenrandes spontan mehrere ähnliche Entscheidungen ein, unter anderem am Schliersee und am Tegernsee. Die kennt Christina Pfaffinger, die Geschäftsführerin vom CAT, natürlich auch. Für sie ein Zeichen, dass die oberbayerische Tradition der Gastlichkeit zunehmend in Vergessenheit gerät.

Ein großer Wirtschaftsfaktor war der Tourismus in Oberbayern schon, als er noch nicht so hieß. Heute lebt Oberbayern zu sieben bis zehn Prozent vom Tourismus, sagt Stöttner, nimmt pro Jahr 15 bis 17 Milliarden Euro durch das Gastgewerbe ein. Allein im Stadt und Landkreis Rosenheim waren es laut Pfaffinger im vergangenen Jahr rund 810 Millionen Euro Bruttoumsatz. 13.000 Arbeitsplätze hängen laut Pfaffinger in Stadt und Landkreis direkt am Tourismus.

„Wir wollen alle den Qualitätstourismus ausbauen – und dann das.“ Christina Pfaffinger ist ein gewisser Frust anzuhören. Schon 2010, im Gründungsjahr des CAT, fehlten laut Experten rund 5000 Betten in Stadt und Landkreis. Heute sind es über 200 Betriebe weniger, die Gästen ein Dach über dem Kopf anbieten. Und trotz einiger größerer Hotelneubauten, vor allem in der Stadt Rosenheim, sank auch die Zahl der Betten um rund 500. „Das wäre so ein schönes Objekt gewesen“, seufzt sie. Stöttner sieht noch Chancen: Die Bernauer sollten alles tun, den Hitzelsberg einer touristischen Nutzung zuzuführen, sei die einjährige Sperre durch den Bürgerentscheid vorbei.

Denn, so Stöttner, an einer funktionierenden Hotellerie hängen auch die Restaurants in den Orten, hängt eine vernünftige Infrastruktur, von ihr profitierten Einzelhandel, Handwerker und das Lebensmittelhandwerk. 134 bis 154 Euro pro Tag geben Übernachtungsgäste laut Stöttner in der Regel im Ort aus. Dazu komme, dass der Tourismussektor regionale und zeitlich flexible Arbeitsplätze biete, die nicht über Nacht ins Ausland verlegt würden. Je weniger Betten in Hotels und Ferienwohnungen, umso mehr Geld entgehe den Gemeinden bei Kurtaxe und Tourismusabgabe. Gegebenenfalls auch an Zweitwohnungssteuer.

Die Unternehmer im Bereich Tourismus müssten die Chance haben, Qualität zu bieten, findet Stöttner. Ja, natürlich wollten sie mit ihren Projekten Geld verdienen, „aber sie nehmen ja auch andere mit“. Und auch die tourismusunabhängige Wirtschaft könne mit der Kombination aus Arbeitsplatz und Freizeitwert punkten.

Lebensqualität leidet

Christina Pfaffinger warnt vor dem Ausbluten der Gemeinden, wenn es keine Gastronomie, keine Unterkünfte mehr im Ort gibt. „Das schädigt auch die Lebensqualität der Einheimischen“, sagt sie – die selber in einem Ort ohne Wirt wohnt. Denn je weniger Auswärtige zu Gast sind, umso weniger Freizeitangebote von Schwimmbad über Loipe bis Kino, desto weniger Geschäfte, „das zieht einen Rattenschwanz nach sich“.

„Der Tourismussektor hat direkt und indirekt in Oberbayern eine hohe Wertschöpfung. An der Wertschätzung fehlt es oft“, hat Stöttner festgestellt. So sehen es auch Christina Pfaffinger und die Kollegen aus Gemeinden und Nachbarlandkreisen. Natürlich werde über Ereignisse wie den Bernauer Bürgerentscheid geredet, sagt sie. Einhellige Meinung: „Wir leben in einem Tourismusverhinderungszeitalter.“

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