77-Jähriger gestand vor Gericht erstmals Pädophilie
Kinderpornos - immer wieder: Ex-Pfarrer aus dem BGL muss endgültig ins Gefängnis
Mit 77 Jahren muss ein ehemaliger Pfarrer, der im Berchtesgadener Land tätig war, ins Gefängnis - immer wieder erwischte man ihn mit Kinderpornos. Vor dem Landgericht bekannte er sich nach langem Ringen jetzt erstmals öffentlich zu seiner Pädophilie.
Traunstein/Berchtesgadener Land - „Es ist eine Heuchelei. Ihr Verhalten ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten“ - Staatsanwältin Sabine Krotky wählte im Berufungsprozess vor dem Traunsteiner Landgericht am Montag (14. Oktober) deutliche Worte. Und der Angeklagte ließ dabei seinen Kopf hängen. Ein evangelischer Geistlicher muss für ein Jahr und neun Monate ins Gefängnis, so das Urteil. Der 77-Jährige war von 1990 bis 2005 Pfarrer im Berchtesgadener Land. Inzwischen ist er aus der Region fortgezogen.
Wegen Kinderpornos schon 2016 verurteilt - immer Buben zu sehen
Eigentlich wurde er schon im Juli vor dem Amtsgericht Laufen abgeurteilt. Doch sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer aus Berchtesgaden legten Einspruch dagegen ein. Die Anklage wollte ein schärferes Urteil, nämlich zweieinhalb Jahre Haft. Die Verteidigung hoffte im Berufungsprozess auf eine Bewährungsstrafe. Doch das Landgericht beließ es bei dem Urteil aus Laufen und wies die Berufungen ab. „Es gibt keine Umstände, die noch eine Bewährung rechtfertigen“, so Richter Thomas Mayer: „Der Angeklagte wusste genau, was er tut. Er war vorgewarnt.“
Denn der Ex-Pfarrer war einschlägig vorbestraft: Schon 2016 wurde er wegen Kinderpornos verurteilt, damals noch zu zehn Monaten Bewährung. Jetzt warf man dem 77-Jährigen nicht nur den Besitz, sondern auch das Weiterschicken (“Drittbesitzverschaffung“) der Kinder- und Jugendpornos vor. 457 Dateien fand man, zu sehen waren immer Buben. „Teils auch ganz harte Pornografie zwischen kleinen Kindern und Erwachsenen“, merkte Richter Mayer an. „Das hätte mir nicht wieder passieren dürfen“, sagte der Ex-Pfarrer zwischenzeitlich kleinlaut.
Erst jetzt und unter Druck gesteht Ex-Pfarrer seine Pädophilie
Staatsanwältin Krotky mühte sich ab, dem Angeklagten glaubhafte Reue und Einsicht zu entlocken: „Es ist richtig schwer, dass man aus Ihrem Mund mal ein ungeschöntes Bild hört.“ Denn beim letzten Prozess im Juli in Laufen sagte der 77-Jährige noch, er habe die Kinderpornos angeschaut, weil er durch eine Corona-Infektion und eine Krebserkrankung Depressionen bekommen hätte. „Das war Quatsch“, räumte Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer für den Mann ein. Aber warum dann? Auf mehrmaliges Nachbohren der Staatsanwältin gab der Angeklagte zu, pädophil zu sein und durch junge Buben sexuell angezogen zu werden.
„Er hat jetzt erkannt, dass er als Pfarrer auf dieser Welt nichts mehr verloren hat“, so Rechtsanwalt Schwarzer. Auf das Kirchenamt habe der Mann inzwischen freiwillig verzichtet, genauso wie auf seine Rentenansprüche in Höhe von 2000 Euro monatlich. Es läuft jedoch auch noch Disziplinarverfahren innerhalb der evangelischen Kirche gegen den 77-Jährigen. Außerdem habe sich sein Mandant bereits selbst in Therapie begeben, führte der Verteidiger ins Feld. „Und das Ansehen der Kirche ist durch solche Taten eh schon geschädigt...“
Gericht erkundigte sich auch explizit nach den Enkelkindern...
Obwohl es nicht mehr um die Frage der Schuld, sondern nur noch um die Strafhöhe ging, war der Fall für das Traunsteiner Landgericht am Montag alles andere als schnell abgehandelt. Man grub tief in der Personalakte des evangelischen Kirchenamts, sprach auch andere berufliche Konflikte in der Karriere des Mannes an. Und Richter Thomas Mayer erkundigte sich explizit nach Alter und Geschlecht der Enkelkinder des Angeklagten. „Sein familiäres Umfeld weiß über die Taten Bescheid. Und er ist mit den Enkelkindern nicht alleine“, so der Verteidiger. (xe)