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Der Angeklagte Samer O. am vergangenen Dienstag vor der Traunsteiner Landgericht. Bei einer Schleusungsfahrt am 13. Oktober 2023 soll er auf der A94 bei Ampfing sieben Menschen getötet haben.
Samer O. lenkte jenen Kleinbus, in dem beim Unfall auf der A94 vor einem Jahr sieben Flüchtlinge starben - aber er soll auch noch für weitere Schleuserfahrten in die Region verantwortlich sein: Auch zu jenen Nacht-und-Nebel-Aktionen wurden am Landgericht jetzt furchtbare Details bekannt.
Ampfing/Traunstein - Zur Horror-Schleusung im Oktober 2023 sagten im Prozess am Traunsteiner Landgericht bereits etliche Zeugen aus. Sieben Menschen starben damals im überfüllten Kleinbus nach einem Unfall auf der A94 bei Ampfing. Samer O., der 25 Jahre alte Angeklagte, hat bereits gestanden, der Fahrer gewesen zu sein. Doch die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, auch bei drei weiteren Schleuserfahrten hinterm Steuer gesessen zu sein.
„Beim Einsteigen von einem Rassisten mit Pistole bedroht“
Um jene Schleusungen im September 2023 ging es im Prozess am Dienstag (15. Oktober) vor dem Landgericht. Verletzte oder gar Tote gab es bei jenen drei Fahrten glücklicherweise nicht. Trotzdem schilderten die Zeugen teils furchtbare Szenen. „Die Fahrt verlief zwar normal, aber wir saßen übereinander im Fahrzeug“, so beispielsweise ein 27-jähriger Syrer, der inzwischen in Dresden lebt. Mit „schätzungsweise 14 bis 18 Personen“ war er in der Nacht auf 27. September 2023 vom niederösterreichischen Traiskirchen nach Deutschland unterwegs.
Die hier angeklagten Schleusungsfahrten begannen wohl immer in Traiskirchen. Dort befindet sich Österreichs größte Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. „Wir wurden dort beim Einsteigen von einem Rassisten mit einer Pistole bedroht“, berichtet ein anderer Syrer. Auch er war „Fahrgast“ in der Nacht auf 27. September 2023. Sogar im Kofferraum des Kleinbusses hätten die Asylbewerber kniend beieinandergesessen, berichtete der Zeuge.
Wohl immer dasselbe Muster bei Schleusungen von Österreich nach Deutschland
Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen all den Schleusungsfahrten. Begleitet wurde man wohl immer von einem Scout-Fahrzeug. Die Schleuser-Komplizen hielten zuvor an den deutsch-österreichischen Grenzübergängen Ausschau nach Polizeikontrollen. Genutzt wurden die Grenzübergänge Kirchdorf am Inn oder Burghausen. Das Ziel war laut einem Bundespolizisten Feldkirchen im Landkreis München, direkt an der A94: „Dort wurden die Asylbewerber dann von Familienangehörigen geholt oder von der Polizei aufgegriffen.“
Kurz vorm Ziel ließ der Angeklagte dann Videos aus dem Innenraum seines gemieteten Kleinbusses machen - als Beweis für die Schleuser-Komplizen, dass die Überfahrt glückte. „Erst dann wurde der Lohn für den Schleuser freigegeben“, berichtete einer der Flüchtlinge vor Gericht. Auch vor dem Traunsteiner Landgericht wurden solche Videos immer wieder gezeigt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Samer O. 6000 Euro erhielt, wenn er rund 20 Flüchtlinge in seinen Kleinbus steckte und über die Grenze brachte. Er selbst lebte in Wien.
„Waren so zusammengepfercht, dass wir kaum Luft bekamen“
„Wir waren so zusammengepfercht, dass wir kaum Luft bekamen“, beschrieb ein Asylbewerber aus Syrien seine Überfahrt in der Nacht auf 2. September 2023: „Seine Fahrweise war sehr gefährlich, er ist sehr schnell gefahren.“ Auch diese beiden Schleusungsfahrten vom 2. und 27. September 2023 hat der Angeklagte, Samer O., bereits gestanden. Nur eine weitere, in der Nacht auf 12. September, bestreitet er. Viele der Zeugen erkennen den Angeklagten vor Gericht aber nicht wieder. Womöglich auch deswegen, weil sie weiter hinten im Auto saßen und ohnehin nur seinen Hinterkopf sahen.
Sieben Tote bei Horror-Unfall auf A94 im Kreis Mühldorf am Freitag (13. Oktober)
Der Prozess vor dem Traunsteiner Landgericht wird am Montag (21. Oktober) fortgesetzt. Die Anklage lautet auf Mord, Einschleusen von Ausländern, Einschleusen mit Todesfolge, versuchter Mord, Körperverletzung und Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge. (xe)
