Hier tagt der Landesvater
Kloster Seeon ausgezeichnet – doch was sagt die kleine Gemeinde zu dem ganzen CSU-Trubel?
Im Rampenlicht: Das Kloster Seeon ist vor allem dank der CSU auch über die bayerischen Grenzen hinaus bekannt. Jetzt wurde es als Tagungsort ausgezeichnet. Aber ist das Hotel auch in seiner Heimatgemeinde beliebt, oder stößt der Tourismusmagnet dem ein oder anderen auf?
Seeon-Seebruck – Einmal im Jahr trifft sich im Kloster Seeon die Spitze der CSU-Landesgruppe für ihre Winterklausur. Dass sich das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern im Kloster Seeon für Tagungen eignet, ob medienwirksam oder nicht, gibt es jetzt auch schriftlich. Am 29. Januar veröffentlichte das Prüfinstitut Certified das Ergebnis seiner diesjährigen Hotel-Zertifizierung. Das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern konnte dabei in der Kategorie „Bestes Certified Conference Hotel“ mit 2.417 von 2.500 möglichen Punkten die Höchstzahl erreichen und damit den Titel nach Bayern holen.
Ein besonderer Ort der Ruhe
Nach Angaben des Instituts ist die Auszeichnung das Ergebnis einer neutralen und umfangreichen Prüfung in Bezug auf Tagungen und Konferenzen. „Wir haben verschiedene Kriterienkataloge, die zwischen 65 und 125 Fragen umfassen. Die Prüfungen werden von Travel- oder Event-Managern auf Honorarbasis abgenommen“, erklärt Till Runte, Geschäftsführer von Certified. Ähnlich wie die Stiftung Warentest Produkte teste, werden hier Hotels von den Prüfern bewertet und zertifiziert. „Es ist ein besonderer Ort der Ruhe und mit dieser Klosteranlage merkt man schon, dass man so ein bisschen in sich geht“, schwärmt Runte, der das Hotel zuletzt 2023 im Sommer besuchte.
Neue Kunden durch die Auszeichnung erwartet
Für das Kloster Seeon stellt die Zertifizierung auch die Möglichkeit dar, ihren Kundenstamm zu erweitern. „Die Auszeichnung von Certified bedeutet uns deshalb sehr viel, weil der Verband des Reisemanagements diese Auszeichnung vergibt“, sagt Gerald Schölzel, Geschäftsleiter des Kultur- und Bildungszentrums. Dadurch werden Reisemanager von großen Firmen auf das Kloster als Tagungsort aufmerksam gemacht. Die Auszeichnung sei demnach „für uns im B2B-Geschäft extrem wichtig“, so Schölzel.
Die Popularität des Klosters bringt auch Vorteile für die Gemeinde mit sich. „Touristisch und wirtschaftlich hat sich das Kloster Seeon in den letzten Jahren stark etabliert“, meint Bürgermeister Martin Bartlweber, „und durch die zusätzliche touristische Nutzung hat es auch klar einen wirtschaftlich hohen Wert für die Gemeinde Seeon-Seebruck.“
CSU-Klausur begeistert nicht immer
Trotzdem ist der Trubel um das Hotel bei den Bewohnern der Gemeinde nicht immer erwünscht. Besonders die CSU-Winterklausur konnte zumindest zu Beginn nicht alle begeistern. „Bei der ersten Veranstaltung war es schwierig, die Bevölkerung zu überzeugen, da aus Sicherheitsgründen großflächig Straßen und auch der Zugang zum Kloster gesperrt wurden“, erinnert sich Gerald Schölzel. Durch die mediale Berichterstattung sei die Bevölkerung allerdings „richtig stolz geworden“. Bürgermeister Bartlweber ergänzt: „Die Klausur bringt einen erhöhten Aufwand für Behörden und uns als Kommune.“ Das Team sei jedoch mittlerweile sehr gut eingespielt, was für einen reibungslosen Ablauf sorge. Dieses Jahr fand die sechste Winterklausur im Kloster Seeon statt.
Kloster Seeon färbt auf andere Akteure positiv ab
Die touristische Qualität werde vom Kloster auf einem hohen Niveau gehalten, meint Anna Esterlechner von der Tourist-Information Seebruck. „Das färbt, wie ich finde, auch oft auf die anderen touristischen Akteure positiv ab“, so Esterlechner, „für uns ist das Kloster einer der wichtigsten Partner auch im Veranstaltungsbereich, im Kulturbereich.“ Zusätzlich sei das Hotel in seiner Bedeutung für den Tourismus gestiegen, da der Malerwinkel als Unterkunft weggefallen ist.
„Wo es schön ist, darf man auch gerne teilen.“
Esterlechner sieht durch die vielen Besucher für die Bevölkerung vor allem Vorteile, da sie Wertschöpfung generieren und dadurch für gute Infrastruktur sorgen. Außerdem verteile es sich gut: „Wir leben halt in einer schönen Region und wir haben die Welt nicht für uns alleine. Und da, wo es schön ist, darf man auch gerne teilen.“
