Söder will Teilzeit bei Lehrern reduzieren
„Man steht in der Früh im Feuer“: Priener Schulleiter zeigen sich empört über Söders Pläne
Weniger Teilzeit für Lehrer. Das verkündet Ministerpräsident Markus Söder am Montag (15. Januar) nach der CSU-Kabinettssitzung. Bayernweit werden kritische Stimmen laut, und auch an Priens Schulen stößt er damit auf Kritik.
Prien – Die von Markus Söder angekündigten Pläne, die Teilzeit bei Lehrkräften einschränken zu wollen, sorgen an Bayerns Schulen nicht für Euphorie. „Die Lehrer haben das Gefühl, dass sie am Limit sind“, sagt Andreas Schaller, Schulleiter des Ludwig-Thoma-Gymnasiums in Prien. Momentan seien am Gymnasium in Prien von 83 Lehrern 38 in Teilzeit. Davon seien die meisten aufgrund von jüngeren Kindern im Haushalt teilzeitbeschäftigt.
Viele Lehrer fühlen sich überlastet
Bezüglich des Lehrermangels habe Prien einen „Standortvorteil“, meint Schaller. „Wir haben jährlich über 20 Stellenanfragen von Lehrern, die auch aufgrund der Gegend gerne in Prien arbeiten würden“, so der Schulleiter. Trotzdem sieht Schaller Einschränkungen in der Teilzeitregelung kritisch. Die Lehrer hätten in den vergangenen Jahren viele Veränderungen mitmachen müssen. Neben der fortschreitenden Digitalisierung an den Schulen kommt ab dem kommenden Jahr an den Gymnasien mit der Wiedereinführung des G9 auch ein neues Oberstufensystem. „Die Lehrkräfte müssen sich darauf mit Fortbildungen zusätzlich vorbereiten. Das ist einfach viel“, meint Schaller, „deswegen fühlen sich viele überlastet.“
Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedrängt
Auch an der noch bestehenden Realschule Prien sind laut Schulleiterin Andrea Dorsch etwa ein Drittel der Lehrkräfte in Teilzeit. Eine Einschränkung der Teilzeit wäre für diese Kollegen „schlimm“, sagt Dorsch. Viele hätten ihre Familienplanungen darauf ausgelegt. Andreas Schaller schließt sich dieser Einschätzung an. Weniger Teilzeitangebote würden den Lehrerberuf noch weniger attraktiv machen, schätzt Schaller. „Ich weiß nicht, ob das bezüglich des Lehrermangels nicht kontraproduktiv ist.“ Aus eigener Erfahrung wisse er beispielsweise von vielen Müttern, dass sie sich aufgrund der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für eine Laufbahn als Lehrerin entschieden hätten.
Laut tagesschau.de tätigte Söder die Aussage, dass es schließlich viele Berufsgruppen gebe, „wo wir ganz andere Arbeitszeiten haben“. Damit rückt er das Klischee „Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei“ wieder in den Fokus. „Das finde ich furchtbar, diese alten Vorurteile wieder aufleben zu lassen“, sagt Schulleiterin Andrea Dorsch. „Man steht in der Früh im Feuer“, führt Dorsch aus. Vor der Klasse gebe es kein Abdriften in Gedanken, wie es in anderen Berufen möglich sei. Am Nachmittag kämen Korrekturen, Vor- und Nachbereitung hinzu. „Wir sind Mitarbeiter des Staates“, bekräftigt Andrea Dorsch. Sie verstehe deshalb nicht, wie das bayerische Staatsoberhaupt mit solchen Aussagen seine eigene Institution und seine Mitarbeiter schlecht machen könne. Auch Schaller zeigt sich empört: „Man kann das so pauschal nicht ausdrücken - das geht einfach nicht.“ Nach Dorschs Angaben kommen ihre Kollegen, die in Vollzeit arbeiten, nicht mit einer 35-Stunden-Woche hin. Vielmehr seien es um die 50 Stunden.
Mehr als 40 Stunden Arbeit in der Woche
„Ein Großteil der Lehrer arbeitet mehr als 40 Stunden die Woche“, bestätigt auch Schulleiter Schaller, „deshalb machen auch viele Teilzeit.“ Schaller beobachtet zudem, dass die Krankheitsausfälle im Kollegium angestiegen sind. „Die Anforderungen an die Lehrer sind mit den vielen Neuerungen gestiegen“, sagt der Schulleiter. Das Resultat sei eine Mischung aus „physischer und psychischer“ Belastung. Das stelle Schaller zumindest im Gespräch mit Kollegen fest. Die Lehrer seien „ausgepowert“, daher bemühe er sich zusammen mit dem Personalrat, Möglichkeiten zu finden, um das Kollegium zu entlasten. Einschränkungen in der Teilzeit gehörten nicht dazu.