Nur drei Tage nach Schulbeginn
Keine 7. Klasse mehr in Chieming: Wie es jetzt für die Schüler weitergeht
Schocknachricht nach nur drei Schultagen für die 7. Klasse in Chieming: Ihre Schulklasse wird es nicht mehr geben. Sie mussten ab Montag, 16. September, an die Franz-von-Kohlbrenner-Mittelschule nach Traunstein wechseln. Wie es dazu kam und wie der Wechsel für die Schüler lief.
Chieming/Traunstein – Empört, überrascht, besorgt – das waren die Reaktionen der betroffenen Eltern darüber, dass ihre Kinder künftig nach Traunstein statt in Chieming zur Schule gehen sollen. Denn eigentlich waren die Schüler der 7. Klasse der Grund- und Mittelschule Chieming gerade schon ins neue Schuljahr gestartet. Und mussten jetzt nach der ersten Woche an die Franz-von-Kohlbrenner-Mittelschule in Traunstein wechseln.
Fassungslosigkeit auf allen Seiten
„Die Schulleitung ist genauso fassungslos über dieses Vorgehen wie die Eltern“, sagt Sabine Ramming, Rektorin der Grund- und Mittelschule Chieming, auf Nachfrage der Chiemgau Zeitung. Mit Beginn des neuen Schuljahrs hat sie die Leitung der Grund- und Mittelschule übernommen und folgt damit auf Sabine Röhr, die an die Werner-von-Siemens-Mittelschule in Traunreut gewechselt ist. Ramming hat sich, so sagt sie, die Stärkung der Mittelschule auf die Fahne geschrieben.
Nach der Schocknachricht in der vergangenen Woche, hätten sich viele Eltern gewünscht, dass die Chieminger Schüler als geschlossen als Gruppe in die neue Schule wechseln können. „Wenn sie schon unser Haus verlassen müssen, dann geschlossen als Gruppe“, so die Schulleiterin.
Auch für die Traunsteiner Schule kam der Schülerzuwachs plötzlich: „Auch für uns war es sehr überraschend“, sagt Marcus Hübl, Schulleiter der Franz-von-Kohlbrenner-Mittelschule am Montag (16. September). Dem Wunsch der Eltern, die zehn Chieminger nicht zu trennen, habe die Schule aber nicht entsprechen können. „Unsere Klassen wären dadurch zu groß geworden“, erklärt er. Denn bei 22 Schülern pro Klasse plus zehn neuen Schülern wäre die Teilungsgrenze von 31 – also wann eine Klasse wieder geteilt werden muss – überschritten.
Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt
In Rücksprache mit den Elternsprechern habe man zwei Gruppen von je fünf Schülern gebildet, die nun auf die beiden siebten Klassen der Franz-von-Kohlbrenner-Mittelschule aufgeteilt wurden. Um der gestiegenen Schülerzahl gerecht zu werden, haben sich einzelne Lehrkräfte dazu entschieden, Stunden aufzustocken, so Hübl. Das Feedback dazu am ersten Tag: positiv. „Wir tun unser Bestes, damit die Schüler mit gutem Gefühl bei uns ankommen können“, beruhigt der Schulleiter.
Auch Chiemings Bürgermeister Stefan Reichelt. wurde von der Nachricht überrumpelt. „Besonders herausfordernd ist die Situation aber für die Schüler, die nun ihre gewohnte Umgebung hinter sich lassen müssen“, sagt er. Eine solche Situation habe es in der Gemeinde zuvor noch nie gegeben. Erst vor der Generalsanierung der Schule zwischen 2021 und 2023 habe man sich die Frage gestellt: Mittelschule ja oder nein. „Und die Antwort war ganz klar ja“, erklärt Reichelt. Umso größer der Schock, dass nun eine Klasse und somit auch eine ganze Jahrgangsstufe entfällt. „Als Gemeinde wollen wir natürlich alles dafür tun, um Chieming als Schulstandort zu sichern und zu erhalten“, so der Bürgermeister.
Die Gemeinde, die dafür zuständig ist, dass die Schüler nach Traunstein kommen, habe sich daher sofort daran gemacht, um alles zu organisieren. Alle Schüler hätten zum ersten Schultag an der neuen Schule ihre Buskarten erhalten.
„Pädagogisch war das keine Meisterleistung“
Auch Traunsteins Schulamtsleiter Clemens Gruber ist sich bewusst: „Pädagogisch war das keine Meisterleistung.“ Der Zeitpunkt sei unglücklich gewesen, die Situation aufgrund einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ nicht absehbar. Denn während der Sommerferien, so Gruber, seien die Aufnahmeprüfungen für den M-Zug gelaufen. Dieser wird in Chieming nicht angeboten. Allerdings hat sich dadurch die zuvor geplante Klassengröße von 17 auf 13 reduziert. „Außerdem meldete eine Lehrerin, dass drei Schüler aus der Ukraine gar nicht deutsch können“, erläutert Gruber. Nach deren Wechsel in die sogenannte Deutsch-Klasse waren es nur noch zehn Schüler. „Angesichts des eklatanten Lehrermangels an den Mittelschulen können wir uns eine so kleine Klasse nicht leisten.“
Denn für jede Schulklasse werden vom Kultusministerium Stunden zugewiesen. Daraus ergibt sich die Personalplanung. Der Wegfall der Schüler sei aber nur ein Grund gewesen. Auch der Wechsel in der Schulleitung habe Folgen für die Personalplanung gehabt. „Der geplante Nachfolger hat uns am 26. August, mitten in den Sommerferien, kurzfristig abgesagt“, berichtet der Schulamtsleiter. Dieser sei Mittelschullehrer gewesen und hätte somit auch unterrichten können. Die zweite favorisierte Kandidatin für den Posten, die jetzige Schulleiterin Sabine Ramming, kommt aus dem Grundschulbereich. Dadurch könne sie nicht in der Mittelschule unterrichten.
Wird sich Schulverband neu aufstellen?
An einer Lösung, Chieming als Mittelschul-Standort langfristig zu stärken, werde laut Gruber bereits gearbeitet. Im Gespräch sei eine Umstrukturierung des Schulverbandes. „Spruchreif ist jedoch noch nichts.“ Zu den konkreten Plänen will sich Gruber daher noch nicht äußern. Dafür sei das Schulamt jedoch bereits im Austausch mit den Schulen und Gemeinden des Schulverbandes Chieming. „Wenn das klappen soll, dann sind wir auf das Mitwirken aller betreffenden Bürgermeister angewiesen“, sagt der Schulamtsleiter.