Tier lief unaufhaltsam auf Autobahn zu
Dem Tod von der Rampe gehüpft – zumindest nochmal kurz: Warum ein Ochse durch Bernau rennt
Ein ausgebüxter Ochse hielt am frühen Montagmorgen (18. November) die Bernauer in Atem – und die Polizei auf Trab. Das Tier rannte von Hohenaschau bis Bernau, quer durch das Dorf und weiter in Richtung Autobahn. Warum der Ochse Reißaus nahm und wie das Drama zu Ende ging. – Mit Video.
Aschau im Chiemgau/Bernau – „Das ist ja eine Kuh” – die Bernauer Schüler staunten nicht schlecht, als am Montagmorgen (18. November) auf dem Schulweg ein Ochse an ihnen vorbei galoppierte. Verfolgt von der Polizei, die mit Blaulicht und Megaphon die Straße freizuhalten versuchte. Die Dramatik hinter diesen Szenen wird erst einem richtig bewusst, wenn man den Hintergrund für die Flucht des Ochsen kennt. Denn für ihn wäre die Reise eigentlich woanders hingegangen. Und es wäre seine letzte gewesen.
Reißaus vorm Schlachter
Die Chiemgau-Zeitung konnte die Besitzer des Tieres ausfindig machen. Sie möchten lieber anonym bleiben. Auch für sie sei der Vorfall „nicht einfach“ zu verkraften. Als Landwirte, die eine Rinderzucht betreiben, müssen sie sich von Zeit zu Zeit von einigen ihrer Tiere verabschieden. So auch an diesem Morgen. Denn da sei der Tiertransporter gekommen, der die Tiere zum Schlachter bringt. Der knapp drei Jahre alte Ochse sei dabei von der Rampe gesprungen, hätte die Flucht ergriffen. „Als hätte er es gespannt.”
Der erste Anruf kam um 5.45 Uhr. Zwischen Hohenaschau und Aschau hatte ein Autofahrer einen frei laufenden Ochsen entdeckt und ihn der Priener Polizei gemeldet. In diesem Bereich gebe es viel Grünfläche, wie ein Polizei-Sprecher auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung berichtet, über die der Ochse in Richtung Bernau gewandert sei. Eine weitere Meldung ging bei der Polizei gegen 6.30 Uhr ein. Da sei der Ochse in einem Waldstück auf Höhe des Ortsteils Außerkoy gesichtet worden. Als hätte er noch einmal die Natur in vollen Zügen genießen wollen.
Tier wiegt rund eine halbe Tonne
Laut Polizei sei der Ochse zunächst keine Gefahr für den Straßenverkehr oder Passanten gewesen. Dies habe sich geändert, als er unbeirrt durchs Dorf in Bernau rannte. Vorbei an verdutzten Berufspendlern, Schülern und Bürgern, die zeitig unterwegs waren. „So ein Ochse wiegt etwa eine halbe Tonne, das kann schon gefährlich werden”, so der Polizeisprecher. Auch der inzwischen hinzugerufene Besitzer des Tieres konnte diesen nicht bremsen. Froh, dass da nicht mehr passiert ist und niemand verletzt wurde, ist auch Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebel-Daiber. Auch sie habe das Video vom galoppierenden Ochsen per Whatsapp zugeschickt bekommen.
Einigen Passanten sei der Ochse wohl recht nah gekommen. Verletzt wurde jedoch niemand. Das Tier streifte lediglich ein geparktes Auto. Der genaue Schaden könne derzeit noch nicht beziffert werden und ist Gegenstand der Ermittlung. Da sich der Ochse auch von seinem Besitzer nicht aufhalten ließ und schnurstracks in Richtung Autobahn trottete, trafen die Beamten und der Tierhalter die Entscheidung: der Ochse muss aufgehalten werden. „In diesem Fall musste wir abwägen zwischen Tierwohl und Wohl der Allgemeinheit“, hieß es von Seiten der Polizei.
Diese Grundsatzentscheidung sei in Absprache mit den Tierbesitzern geschehen. Und da der Ochs laut Polizei weiter „unaufhaltsam“ in Richtung Autobahn lief, sei nur der „gezielte Schuss“ übrig geblieben, der die letzte Reise des Ochsen beendete.