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Goldbarren, Diamantringe, 30.000 Euro in bar

„Neue Masche“: „Falsche Pflegekräfte“ rauben Senioren aus – Chiemgau im Visier einer Bande?

Sieben Festnahmen gab es nach einem mutmaßlichen Bandenbetrug von „falschen Pflegern“ auch an Senioren in der Region
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Sieben Festnahmen gab es nach einem mutmaßlichen Bandenbetrug von „falschen Pflegern“ auch an Senioren in der Region (Symbolbild rechts). Im Bild links: Dr. Rainer Vietze von der Staatsanwaltschaft Traunstein.

Ein spektakulärer Fall in Grassau brachte die Ermittler auf die Spur einer bundesweit agierenden Bande, die Senioren mit einer „neuen Masche“ beraubte. Sieben „falsche Pflegekräfte“ wurden festgenommen, die Details der vor allem in der Region verübten Taten sind erschreckend. Was bisher bekannt ist.

Grassau/Traunstein - Die Telefone wollten bei der Staatsanwaltschaft Traunstein am Montag (18. November) nicht mehr aufhören zu klingeln. Die Nachricht über perfide Diebstähle einer bundesweit agierenden Bande an Senioren im Betreuten Wohnen sorgte überregional für Aufsehen. Im Mittelpunkt dabei: Ein unglaublicher Fall in Grassau, der eine spezielle Ermittlungsgruppe von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Traunstein auf die Spur vieler weiterer Betrugsaktionen gebracht hatte. Zumindest drei weitere Orte in der Region sind davon betroffen, allerdings könnte das auch nur die Spitze des Eisbergs sein.

„Die Gesamt-Schadenssumme beträgt mindestens 60.000 Euro“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze dem OVB: „Aber das ist wahrscheinlich noch zu niedrig angesetzt, weil die Ermittlungen weitergehen und der Wert bestimmter Gegenstände noch genau ermittelt werden muss.“ Wertgegenstände wie Goldschmuck, Diamantringe und Goldbarren in beachtlichem Umfang wurden im Zuge der Ermittlungen in mehreren Pfandleihhäusern im Großraum Duisburg sichergestellt. Der Verdacht: Die Diebesbande machte ihre Beute aus den bundesweiten Streifzügen dort offenbar zu Geld.

30.000 Euro in Grassau verschwunden

Im spektakulärsten Fall war das gar nicht nötig. „Die höchste Einzel-Schadenssumme waren 30.000 Euro in bar“, so Vietze. Gestohlen im Juni 2024 in Grassau, nach OVB-Informationen aus dem Betreuten Wohnen in der Kaiserblickstraße. Dort ist vor ein paar Jahren eine große Pflege- und Senioren-Einrichtung eröffnet worden, die auf ihrer obersten Etage und in umstehenden Gebäuden auch die Teilzeit-Betreuung mit Pflegedienstleistungen je nach Wunsch der Senioren anbietet. 

Die perfide Betrugs-Methode der Beschuldigten: Sie gaben sich als Pflegekräfte aus und erschlichen unter einem Vorwand Zugang zu den Wohnungen. Dort verwickelten die „falschen Pfleger” die Bewohner in ein Gespräch. In dieser Zeit schlüpfte ein weiteres Bandenmitglied unbemerkt von den Geschädigten in die Wohnung und entwendete Bargeld und Wertgegenstände. „Den Pflegeeinrichtungen kann man dabei keinen Vorwurf machen, weil im Betreuten Wohnen ja nicht ständig Pflegekräfte vor Ort sind und die Wohnungen zumeist in Nebengebäuden untergebracht sind”, so Vietze: „Das haben die mutmaßlichen Täter mit ihrer neuen Masche ausgenutzt.“

Diese Masche funktionierte im Juni 2024 auch erfolgreich in Pflegeeinrichtungen in Bernau und Rimsting - und dazu in acht weiteren Tatorten in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Anfang November scheiterten die mutmaßlichen Täter dann aber bei neuerlichen Diebstahl-Versuchen in Traunstein und erneut in Grassau. 

Lange Verfolgungsjagd der Polizei

In diese Zeit fällt auch die vorläufige Festnahme der Beschuldigten. Am Nachmittag des 6. November wurden zwei Rumänen – ein 34-jähriger Mann und eine 32-jährige Frau – auf dem Weg in Richtung Bayern in Baden-Württemberg als Tatverdächtige in ihrem BMW geschnappt. Drei weitere ebenfalls aus Rumänien stammende Beschuldigte – zwei Männer und eine Frau im Alter von 31, 32 und 33 Jahren – wurden wenig später nach einer langen Verfolgungsjagd von Polizei-Spezialkräften in ihrem Audi festgenommen. Die weiteren Ermittlungen führten am 11. November zur Festnahme eines ebenfalls dringend tatverdächtigen Ehepaars aus Rumänien (Mann/38, Frau/39). 

Gegen alle Sieben wurde Haftbefehl erlassen, sie sitzen getrennt voneinander in verschiedenen Justizvollzugsanstalten ein. Warum sie aus Nordrhein-Westfalen kommend in unterschiedlicher personeller Besetzung vor allem den Süden Deutschlands mit der Region Chiemgau als Zentrum ins Visier nahmen, ist laut Vietze bisher unklar. Klar ist dagegen das Strafmaß, das sie bei einer Verurteilung erwarten könnte. „Bei schwerem Bandendiebstahl kann jede einzelne Tat mit einer Haftstrafe von ein bis zehn Jahren bestraft werden.” Falls es mehrere Taten gibt - wie in diesem Fall wahrscheinlich sein dürfte - werden die Einzelstrafen nicht addiert. Sondern es wird eine Gesamtstrafe erlassen, die über der höchsten Einzelstrafe liegt. 

„Dass die Tatverdächtigen offensichtlich meinten, auch in Südostbayern schwere Straftaten begehen zu können, hat sich für diese nicht gelohnt!”, erklärte Dr. Wolfgang Beckstein, Leiter der Staatsanwaltschaft Traunstein, und lobte die länderübergreifende Zusammenarbeit in diesem Fall: „Polizei und Justiz schützen ältere Menschen und versuchen für Opfer, deren entwendete Sachen zurückzuerlangen.” Ob das in jedem Fall gelingt - und ob es noch weitere bislang unbekannte Betrugsfälle gibt - ist derzeit jedoch völlig unklar.

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