Appell an Waldbesitzer
Warnung in Traunstein und dem BGLand: Bringen die Borkenkäfer noch „böse Überraschungen“?
Die Borkenkäfer sind los. Mitte Juni hat das AELF Traunstein die Warnstufe „gelb“ in den Landkreisen Traunstein und dem Berchtesgadener Land ausgerufen. Die Lage entspannt sich aber nicht. Warum noch böse Überraschungen vermutet werden.
Traunstein/Berchtesgadener Land – Erst Regen, dann kurz sonnig und heiß, anschließend wieder verregnet. Das Wetter in diesem Sommer schlägt nicht nur dem ein oder anderen aufs Gemüt, es bereitet Waldbesitzern auch deutliche Probleme. Denn der Borkenkäfer befällt die Bäume, darunter hauptsächlich Fichten. Mitte Juni hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein daher die Warnstufe „gelb“ für die Landkreise Traunstein und das Berchtesgadener Land ausgerufen.
Auslöser waren die Rekordzahlen in den Borkenkäferfallen, die nördlich von Traunstein und in der Ramsau aufgestellt wurden. Mit Hilfe eines Lockstoffes wurden die Schädlinge angelockt, um die Schwärmphasen des Käfers zu überwachen. „Wir haben so viele Käfer wie noch nie zu dieser Jahreszeit gezählt“, berichtet Wolfgang Madl, Leiter des Bereichs Forsten im AELF Traunstein.
Appell an Waldbesitzer gilt weiterhin
Mit dem Ausrufen der Warnstufe waren Waldbesitzer dringend aufgerufen, alle zwei Wochen ihre Fichtenbestände auf Neubefall zu kontrollieren und den Käfer entsprechend zu bekämpfen, also betroffene Bäume aus dem Wald zu entfernen. Und dieser Appell gilt nach wie vor, wie Madl auf Nachfrage erklärt. Denn Regen und Überschwemmungen aus der vergangenen Zeit halfen nicht bei der Bekämpfung der Tiere. Sie sind laut Madl in der Baumrinde gut geschützt.
Und noch einen Nachteil bringen die Regenfälle: Sie erschweren die Überprüfung der Bäume. Wie der Forstbereichsleiter mitteilt, erkennen Waldbesitzer den Käferbefall unter anderem am Bohrmehl. Das entsteht, wenn sich der Käfer in den Baum frisst. Es sieht aus wie Schnupftabak und findet sich in Spinnweben oder im Moos am Stamm eines Baumes. Hier sind kleine Löcher zu erkennen, aus denen winzige Häufchen des feinen Bohrmehls treten. „Aber weil es immer wieder regnet, schwemmt es das Mehl natürlich weg“, sagt Madl. „Das macht uns nervös, weil wir vermuten, dass noch böse Überraschungen auf uns zukommen.“ Bei bereits länger befallenen Bäumen färben sich die Kronen braun und die Rinde blättert ab.
Der Käfer war bereits in den vergangenen Jahren ein Problem, sein Vorkommen habe aber massiv zugenommen. Jedoch nicht nur in der Region, auch in Niederbayern und in Franken ist der Befall laut Madl mittlerweile „dramatisch“. Das zeigt auch das Monitoring der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft: In vielen Region herrscht bereits Warnstufe „rot“ oder die höchste Warnstufe.
Gründe für das Wachstum sind zum Beispiel, weil Bäume vorbelastet sind. „Fichten stellen zu ihrem Schutz Harz her. Das geht aber nur, wenn es ausreichend feucht ist, was aber in den letzten Trockenjahren ein Problem war“, sagt Madl. Auch wegen des großen Schneebruchereignisses Ende letzten Jahres befand sich heuer viel Brutmaterial für den Käfer in den Wäldern. Vor allem in höheren Lagen gibt es hier Herausforderungen, wie Madl deutlich macht. „Denn in den Bergwäldern fehlt es oft an der Infrastruktur, um an die betroffenen Bäume zu kommen und auch an Arbeitskräften.“
Käfer-Bekämpfung zum Schutz der Bevölkerung
Wenn sich ein Borkenkäferpärchen im Frühjahr fortpflanzt, entstehen bis zu 100.000 Nachkommen. Und da es immer länger warm bleibt, komme es mittlerweile zu zwei oder sogar drei Generationen im Jahr. „Das Ausmaß des Käferbefalls werden wir auch erst in Richtung Herbst sehen können“, sagt Madl.
Daher ist es weiterhin umso wichtiger, dass Waldbesitzer der Käferbekämpfung zuverlässig nachgehen, mindestens alle zwei Wochen ihre Bäume prüfen und bei einem Befall diese schnell aus dem Wald entfernen. „Das dient dem Schutz des eigenen Waldes, aber auch dem der Nachbargrundstücke“, betont Madl. Ebenso geht durch Befälle eine Gefahr für andere aus, die sich im Wald aufhalten, oder wenn sich betroffene Bäume an Wegen und Straßen befinden. „Wenn die Fichte abstirbt, können Kronen und Äste leichter brechen“, sagt Madl.
25.000 Waldbesitzer gibt es in den Landkreisen Traunstein und dem Berchtesgadener Land. Für sie bietet das AELF Traunstein auch Beratungen zu diesem Thema an, erklärt Forstbereichsleiter Madl. „Wir wollen hier natürlich so gut es geht unterstützen.“

