Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Baum-Alarm: Das sind die Gründe

„Haare stehen zu Berge“: Beschert der Borkenkäfer unseren Wäldern das härteste Jahr aller Zeiten?

Das „Horrorszenario“: Kommt es tatsächlich zu einer massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers, bleibt Waldbesitzern nichts anderes übrig, als die befallene Waldfläche kahlzuschlagen.
+
Das „Horrorszenario“: Kommt es tatsächlich zu einer massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers, bleibt Waldbesitzern nichts anderes übrig, als die befallene Waldfläche kahlzuschlagen.

Für den Borkenkäfer hat das Jahr gut begonnen. Viel Schadholz in den Wäldern und schon früh milde Temperaturen. Es könnte ein hartes Jahr für die Waldbesitzer werden.Vielleicht sogar das härteste aller Zeiten.

München – Für die meisten Menschen in Bayern war der Kälteeinbruch vor einer Woche eine schlechte Nachricht. Für die Waldbesitzer bedeuten die frostigen Temperaturen Hoffnung. „Die Kälte könnte die Brut des Borkenkäfers verzögern“, sagt Hans-Ludwig Körner, Geschäftsführer des bayerischen Waldbesitzerverbandes. „Wir hoffen, dass wir Zeit geschenkt bekommen.“ Denn für die Bäume bedeute die Kälte mehr Vitalität.

Flugzahlen des Borkenkäfers extrem hoch

Schon jetzt steht fest: Die Flugzahlen des Borkenkäfers sind dieses Jahr extrem hoch. „Wir haben Anfang April in einer Woche in einer Falle 3000 Borkenkäfer gefangen“, berichtet Waldschutzexperte Hannes Lemme von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising. „Von einem Risiko spricht man bereits ab 1000.“ So viele Exemplare und das so früh im Jahr habe es noch nie gegeben, sagt er. Der Borkenkäfer hat paradiesische Bedingungen vorgefunden. Viele Bäume waren im Winter durch Schneebruch oder Sturm umgestürzt, dazu kam der extrem warme März. Dann beginnen die Käfer zu schwärmen und legen ihre Larven ab. Und das nicht nur in toten Bäumen, erklärt Lemme. „Wenn die Borkenkäfer in großer Menge angreifen, können sich auch vitale Bäume nicht gegen ihn wehren.“ In der Fachsprache heißt das Stehendbefall. In vielen Fichtenwäldern Bayerns, vor allem in Oberfranken, war das Anfang April schon zu beobachten.

Noch lasse sich nicht genau sagen, wie sehr die kalten Tage dem Borkenkäfer geschadet haben, erklärt der Experte. Temperaturen um die null Grad halte der Schädling aus – für die Larven könnte es aber gefährlich werden. Dafür müsste die Temperatur aber unter der Baumrinde unter null sinken. „Das Wetter hat den Borkenkäferflug definitiv verzögert“, sagt Lemme. „Trotzdem war es dieses Jahr ein Start, der uns die Haare zu Berge stehen lässt.“ Zumal es ja dann wieder warm wurde.

Der Borkenkäfer profitiert vom Klimawandel enorm, erklärt der Experte. Die Temperaturen im Frühjahr sind seit einigen Jahren oft sehr warm. Gleichzeitig bleibt es auch in den Herbst hinein lange sommerlich. „Dadurch können sich die Larven länger entwickeln.“ Seit zehn Jahren schaffen die Borkenkäfer häufig sogar eine dritte Generation Larven statt nur zwei, sagt Lemme. „Ein Weibchen legt knapp 100 Eier, davon sind die Hälfte wieder Weibchen, die auch wieder knapp 100 Eier legen.“ Dadurch explodieren die Borkenkäfer-Zahlen. Dazu komme die Trockenheit, die vielen Bäumen zusetzt. Die Abwehr funktioniert nicht mehr gut, sie sind anfälliger für Schädlinge. „Insgesamt ist es also nicht überraschend, dass der Borkenkäfer ein immer größeres Problem wird“, sagt Lemme.

Der Buchdrucker greift vor allem die Fichten an, erklärt Waldbesitzer Körner. Es gibt aber auch Borkenkäfer-Arten, die sich Buchen, Ahornbäume oder Douglasien aussuchen. „Viele Möglichkeiten gibt es für Waldbesitzer nicht, die Borkenkäferplage einzudämmen.“ Sie können lediglich das Schadholz oder befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald schaffen. Auch eine aktive Waldbewirtschaftung kann helfen, sagt Körner. Ein Weg sei, weniger Fichten zu pflanzen und auf mindestens vier verschiedene Baumarten zu setzen. „Laubbäume kommen in wärmerer Umgebung besser klar.“ Gerade für Oberfranken, wo es viele reine Fichtenwälder gibt, sei das eine Strategie. „Wir haben den Käfer aber auch vermehrt in Südbayern“, betont Körner.

Das Holz der befallenen Bäume ist als Bauholz so robust und verwendbar wie gesunde Bäume, erklärt er. Trotzdem bekommen Waldbesitzer dafür häufig niedrigere Preise. „Manchmal sogar weniger, als sie für die Aufarbeitung investieren.“ Und das ist nicht mal ihre einzige Sorge. Wegen des EU-Lieferkettengesetzes komme auf Waldbesitzer ab nächstem Jahr viel Bürokratie zu, erklärt Körner. Sie müssen angeben, wo welches Holz geschlagen wurde. Gleichzeitig plant die Ampel-Regierung in Berlin ein Bundeswaldgesetz, das die Bewirtschaftung regeln soll. „Dabei sind die Voraussetzungen sogar in Bayern schon unterschiedlich.“ Für den Wald der Zukunft, der Borkenkäfer-resistent ist, brauchen die Waldbesitzer Freiheit statt mehr Vorgaben, sagt Körner.

Kommentare