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„Momentan ist eine gefährliche Zeit“

Zwei Rehkitze bei Prien getötet – Welch „coole“ Ideen solche Unfälle vermeiden können

Kurz nach der Geburt leben Rehkitze in Gefahr, da ihnen der Fluchtreflex noch fehlt.
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Kurz nach der Geburt leben Rehkitze in Gefahr, da ihnen der Fluchtreflex noch fehlt.

Vergangene Woche wurden zwei Rehkitze bei Mäharbeiten in der Nähe von Prien getötet. Erst in paar Tage zuvor war es zu einem ähnlichen Fall bei Traunstein gekommen. Warum das derzeit häufiger passiert, und was dagegen unternommen werden kann.

Prien – Am Dienstagabend vergangener Woche (18. Juni) wurde in einem kleinen Ortsteil von Prien bei Mäharbeiten ein Rehkitz getötet und ein weiteres Kitz schwer verletzt. Das getötete Kitz warf der Landwirt in den angrenzenden Wald, das verletzte Tier ließ er zunächst liegen, fuhr mit seinem Traktor nach Hause und holte seinen Vater dazu, da er sich selber nicht in der Lage sah, das Rehkitz von seinem Leid zu erlösen. Der Vater erschlug das Tier und warf es letztlich, laut einer Pressemitteilung der Polizei, auf den heimischen Misthaufen, damit es der Fuchs holt. Zeugen konnten die Tat beobachten und erstatteten Anzeige bei der Polizei Prien.

Bei Wildunfällen immer Jäger oder Polizei verständigen

Die Polizei hat Ermittlungen gegen den Landwirt eingeleitet. Es steht ein Vergehen nach dem Tierschutzgesetz im Raum. Außerdem müssen noch eventuelle jagdrechtliche Verstöße geprüft werden. „In einem solchen Fall ist normalerweise der Jäger oder die Polizei zuständig”, heißt es seitens der Priener Polizei auf Anfrage der Chiemgau-Zeitung. „Die haben die Möglichkeiten, das Tier von seinem Leiden zu erlösen.” Zuerst sollte immer der zuständige Jäger informiert werden. Sollte der nicht bekannt oder nicht erreichbar sein, ist die Polizei zu verständigen. Das ist dasselbe Vorgehen, wie bei einem Wildunfall im Straßenverkehr.

„Mäh-Knigge” soll Tiere schonen

In diesem Zusammenhang möchte die Polizei darauf hinweisen, dass die Durchführung von Mäharbeiten ohne entsprechende Schutzmaßnahmen nicht als ausreichender Grund angesehen werden kann, Tiere zu verletzen oder zu töten. Verantwortliche Landwirte und Maschinenführer sind dazu verpflichtet, die Flächen vor dem Mähen abzusuchen, um solche Unfälle zu vermeiden. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat umfassende Handlungsempfehlungen zur tierschonenden Mahd veröffentlicht, die unter dem Begriff „Mäh-Knigge“ bekannt sind. Diese Empfehlungen umfassen verschiedene Maßnahmen wie das Beobachten der Fläche vor der Mahd, das Absuchen nach Tieren, die Zusammenarbeit mit örtlichen Jägern sowie den Einsatz von Scheuchen oder akustischen Wildrettern. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, Wildtiere rechtzeitig aus der Mähfläche zu vertreiben und somit Verletzungen oder Todesfälle zu verhindern.

„Coole” Ideen gegen Unfälle 

Erst kürzliche waren bei Mäharbeiten in der Nähe von Traunstein drei Kitze getötet worden. „Es ist derzeit eine gefährliche Zeit”, sagt Josef Steingraber, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands Rosenheim. Normalerweise findet der erste Schnitt von Wiesen Anfang Mai statt. Zu dieser Jahreszeit seien keine Rehkitze in den Wiesen zu finden. Bei Heuwiesen allerdings lassen die Landwirte das Gras bis Juni wachsen, eben bis zu der Zeit, wenn auch die Kitze geboren werden. Damit es nicht zu solchen Unfällen kommt, gäbe es tolle Bauern, die sich allerhand einfallen lassen, so Steingraber. „Manche stellen am Tag vor der Mahd Mülltüten auf, oder irgendwas, was raschelt. Manche verständigen den Jäger, der dann mit dem Hund durch die Wiesen geht.” Erst kürzlich habe er von einem Fall erfahren, der sogar die Polizei auf den Plan gerufen hat. „Der Landwirt hat was wirklich cooles gemacht. Der hat extra Piepser aufgestellt, sowas wie Feuermelder. Die piepsen die ganze Nacht und verscheuchen die Rehe.” Ein Anwohner hatte sich dabei von dem Geräusch gestört gefühlt, und die Polizei gerufen.

Neue Technik über den Feldern und an den Traktoren

„Wir machen wahnsinnig viel, um das zu verhindern, weil wir wollen es ja selber nicht.” Im schlimmsten Fall mähe man noch ein Rehkitz mit und erntet die Überreste mit ein. Das könne den ganzen Bestand an Futter vergiften. Um das zu verhindern, gibt es auch allerlei technische Möglichkeiten. Nicht nur Drohnen, die mit Wärmebildkameras die Felder vor der Mahd abfliegen, auch an den Traktoren und den Mähwerken gibt es bereits Sensoren, die das Mähwerk anheben, wenn ein Tier entdeckt wird. „Ich habe ein Ultraschallgerät an meinem Traktor, das einen hohen grässlichen Ton abgibt. Wir hören den fast nicht, aber die Rehe schon.” Eine hundertprozentige Sicherheit gäbe es aber einfach nicht, sagt Steingraber.

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