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Klare Worte beim LandTruck-Besuch

Wölfe in Berchtesgaden: Landtagsabgeordnete fordern Maßnahmen

Landtagsabgeordneter Michael Koller (FW; rechts) und Christiane Feichtmeier (SPD) mit Moderator Ulli Kastner.
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Landtagsabgeordneter Michael Koller (FW; rechts) und Christiane Feichtmeier (SPD) mit Moderator Ulli Kastner.

Beinahe traute Einigkeit zum Thema Wolf herrschte unter den Landtagsabgeordneten bei ihrem Besuch im „LandTruck“ in Berchtesgaden: Ein Ja zur Entnahme, wenn es notwendig ist. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sagt: „Es würde das Gesicht Bayerns nicht geben, wenn wir dem Wolf freien Lauf lassen.“

Berchtesgaden – Das Thema ist an diesem Tag gut platziert. In Berchtesgaden ist Urlaubszeit. Tausende Gäste sind aktuell zu Besuch. Die meisten tummeln sich am Königssee, auf den Bergen oder im Nationalpark. Erschienen ist auch der LandTruck des Landtags, der im Zentrum Berchtesgadens Halt gemacht hat. Dort hofft man auf viele Touristen als Zuhörer. Ihnen soll die Wolfsproblematik angesichts kleinstrukturierter Landwirtschaft näher gebracht werden. „Bürgernähe und Transparenz“ will die Landespolitik vermitteln. Der Aufwand, der dabei betrieben wird, ist enorm. Es gibt Fragerunden, Landtagspräsidentin Ilse Aigner lässt sich blicken, Quizrunden für Ratefreudige. Nur wenige Zuhörer stehen aktiv beim LandTruck, viele davon sind Gemeindepolitiker. Der Wolf und die Weide: Das Berchtesgadener Land ist bekannt für Landwirtschaft in den Bergen.  

Als Redner sind Landtagsabgeordnete aller Parteien gekommen: Michael Koller (Freie Wähler; Berchtesgadener Land), Christiane Feichtmeier (SPD; Starnberg). Auch Andreas Winhart (AfD; Rosenheim) ist erschienen. Die Stimmkreisabgeordnete des Berchtesgadener Landes, Landwirtschafts- und Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU), hat ein Heimspiel. 

Interessant ist, wie das Wolfthema auf der offiziellen Landtagsseite angekündigt wird: Die Rede ist dabei von der Entnahme des Wolfes im Nationalpark Berchtesgaden. Dort, wo Natur, Natur bleibt. Im moderierten Gespräch selbst ist vom Nationalpark keine Rede mehr. 

Der LandTruck des Bayerischen Landtags zu Gast in Berchtesgaden. Wenige Besucher sind deswegen in den Markt gekommen.

„Diese Wolfsverordnung war wichtig“

Fakt ist: Eine offizielle Wolfssichtung hat es im Berchtesgadener Land schon seit längerem nicht mehr gegeben. Zuvor waren immer wieder Risse bekannt geworden, bei denen Landwirte etwa in Marktschellenberg oder in Ainring mehrere Nutztiere verloren hatten. Landwirte waren deshalb auf die Straße gegangen. Noch im vergangenen Jahr hatten Bauern beim Almauftrieb am Königssee gegen die Ausbreitung des Wolfes in der Region demonstriert

In der Bayerischen Wolfsverordnung, seit vorvergangenem April gültig, wird geregelt, wie man Wölfen nachstellen, diese fangen, vergrämen „oder mit einer geeigneten Schusswaffe“ töten kann, heißt es dort. „Diese Wolfsverordnung war wichtig“, sagt Ministerin Kaniber. Laut Gutachten sei der jährliche Wolfszuwachs in Deutschland mit 40 Prozent enorm. Dass der Schutzstatus in Europa noch immer so hoch ist, „das dürfte einfach nicht sein“, sagt Kaniber. Wohl zwei Jahre wird es noch dauern, bis dieser wegfällt, sagt Kaniber. Die EU-Mühlen mahlen langsam. In ihrem Ministerium hat sie mal eine Rechnung angestellt, was notwendig wäre, damit niemand Angst vor dem Wolf haben muss: Mehr als 57.000 Kilometer Zaun müsste in Bayern gebaut werden, um Weideflächen und deren Tiere vor dem Wolf zu schützen. Die Gotzenalm hoch über dem Königssee umfasst allein 64 Hektar Almweide. Ein Zaun drum rum und alles ist sicher? Kaniber sagt: Dann würde Bayern nicht mehr so aussehen, wie es das heute tut. 

In den Reihen der Bauern gibt es sowieso kein Verständnis für eine Existenz des Wolfes in der Region. „Wenn er da ist, regeln wir das selbst”, sagte kürzlich ein Landwirt am Rande einer Almbauernversammlung. Im benachbarten Salzburg war im vergangenen Jahr sogar ein Bär tot auf Gleisen gefunden worden. Zusammengefahren, wie es offiziell heißt. An so einen Zufall glaubt kaum einer.  

Angst um das eigene Tier, Angst um den Tourismus. Kaniber sagt: „Wenn unsere Bauern ihre Almen nicht mehr bestoßen, wird es das Ende der Almwirtschaft sein.“ Landtagsabgeordneter Michael Koller sieht das ähnlich. Er sagt: „Wir müssen die Leute schützen, die den Wolf am Ende entnehmen.“ Tatsächlich ist die Wut von Naturschützern groß, die den Wolf durchaus hier beheimatet sehen und eine Parallelexistenz befürworten. Wer am Ende den Schuss auslöst, das soll nicht bekannt gemacht werden. 

Andreas Winhart von AfD war mal jagdpolitischer Sprecher seiner Partei. „Wir wollen, dass man Wölfe abschießen kann“, sagt das Landtagsmitglied. „Wo Nutztierhalter unter Druck geraten, sollten sie unbürokratisch handeln und genauso entschädigt werden.“ Einig mit ihm ist sich da auch SPD-Politikerin Christiane Feichtmeier: „Kein Landwirt will ein halbtotes Viech auf der Alm. Ein auffälliger Wolf muss sofort entnommen werden können.“ Nun liegt es an der EU, die auch ganz offiziell den Schutzstatus des Wolfes absenken muss.

kp

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