Wasserburg bekommt ein neues Hotel
Vom Entsorger zum Hotelier: Exklusive Einblicke in das Zosseder-Familienprojekt „das Wasserburg“
Das Entsorgungs-Unternehmen Zosseder hätte bisher niemand mit der Gastronomie-Branche verbunden. Doch im Frühjahr werden Firmenchef Simon Zoßeder und seine Tochter Julia Hoteliers. Zu Besuch auf der Baustelle von „das Wasserburg“. Exklusive Einblicke ins neue Hotel und seine Macher.
Wasserburg – Eigentlich wollte Simon Zoßeder für die Mitarbeiter seines Unternehmens mit Hauptsitz in Eiselfing ein Boardinghouse, also ein zweites Zuhause zum Langzeitwohnen, bauen. Denn um Personal zu finden und zu binden, spielen nach Erfahrungen des Firmenchefs nicht nur gute Bezahlung und Arbeitsklima eine wichtige Rolle, sondern auch Faktoren wie bezahlbarer Wohnraum. Und der ist auch im Bereich Wasserburg/Rosenheim rar. Doch das Grundstück am Burgfrieden in Wasserburg liegt im Gewerbe- und Sondergebiet, ein Boardinghouse ist hier baurechtlich nicht genehmigungsfähig. Zoßeder hätte das Projekt aufgeben können, doch ein Hinweis aus der Stadtverwaltung Wasserburg ließ ihn aufhorchen, berichtet er. „Baut's halt ein Hotel“, habe es geheißen. Der Bedarf sei da, eine fluktuierende Belegung rechtlich möglich.
Das Hotel Wasserburg: ein Zosseder-Familienprojekt
Ein Hotel vor den Toren der Stadt, direkt am Inntalradweg, mit Blick in die Berge: Auch Tochter Julia (22) erwärmte sich für das Projekt. Gemeinsam mit dem Papa ist sie Geschäftsführerin einer neuen Zosseder-Unternehmenstochter: der Wasserburg Hotel GmbH. Ein Familienprojekt also.
Simon Zoßeder ist beim Ortstermin auf der Baustelle die Freude über die Aufgabe deutlich anzusehen. Stolz steht er an diesem Wintermorgen, der schon ein wenig an den nahenden Frühling und die Hoteleröffnung erinnert, vor dem Haupteingang. Drinnen wuseln die Handwerker: Es wird gebohrt, gehämmert, Baumaschinen und Lärm bestimmen das Bild. Wie es mal aussehen wird, das neue Hotel, ist schon erkennbar: ein kompakter, gradliniger Bau mit moderner Architektur, zurückgesetztem Obergeschoss, einer Dachterrasse (Rooftop), Tiefgarage und Biergarten. 29 Doppelzimmer, 58 Betten, Konferenz- und Veranstaltungsräume mit bis zu 175 Plätzen. Und ein Restaurant.
Alessandra Fusaro übernimmt die Gastronomie
Die Betreiberin ist eine bekannte Wasserburgerin: Alessandra Fusaro (Trattoria „La Famiglia“). Per Handschlag hat sie vor 13 Monaten mit Zoßeder ausgemacht, die Gastronomie im Hotel „Das Wasserburg“ zu übernehmen, berichtet sie. Die bekannte Wirtin mit dem kecken Kurzhaarschnitt ist die neue Herausforderung mit genauso viel Elan angegangen wie der Bauherr und seine Tochter. „Ich habe die Pläne gesehen und mich sofort verliebt in das Haus“, schwärmt sie.
Die Küche sei so groß, dass sie und ihr Team sich darin verlaufen könnten, berichtet sie. Das neue Restaurant mit 95 Plätzen wird nach ihren Angaben eine italienische Karte bieten, für die sie auch Speisen ausprobieren möchte, die es bei „La Famiglia“ in der Ledererzeile noch nicht gibt: hausgemachtes aus Italien nach neuen Rezepten, vor allem aus der leichten Küche.
„Mal sehen, vielleicht gibt es hin und wieder auch einen Leberkäs“, sagt sie lachend in Richtung Hans Kaiser, beim Unternehmen Zosseder zuständig für die Liegenschaften sowie die Projektentwicklung und bekannt für seine Leidenschaft für die bayerische Küche. Alessandra Fusaro wird auch den Zimmerservice im neuen Hotel anbieten und managen, legt jedoch Wert auf die Feststellung: „Das ‚La Famiglia‘ wird bleiben, das ‚Ristorante Alessandra‘ wird mein zweiter Standort. Ich bin nach 13 Jahren Gastro-Erfahrung in Wasserburg bereit für den nächsten Schritt.“ Ihr Team: etwa zwölf Personen, das Unternehmen Zosseder stellt nach eigenen Angaben Hausmeisterservice und Personal für das Buchungsmanagement.
„Essen, trinken, schlafen, feiern“
Wer hier ein Zimmer reserviert, bekommt ein italienisch geprägtes Frühstück, kann mittags und abends speisen oder für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Tagungen, Seminare, Schulungen und Events auf die kulinarischen Angebote von Fusaro zurückgreifen, berichten die Verantwortlichen. „Essen, trinken, schlafen, feiern“, bringt Zoßeder das Konzept auf den Punkt. Wellnessangebote werde es nicht geben.
Touristen, Radler, Motorradfahrer, Monteure, Vertreter, Mitarbeiter und Gäste der vielen umliegenden Unternehmen, darunter Recipharm, Bauer, RKW, Hutterer und Crombach, Familien und Gäste, die hier feiern und übernachten wollen, seien die Zielgruppen, erklärt Conny Baranowski. Sie ist bei der Firma Zosseder unter anderem für das Marketing zuständig und wird die Hoteldirektorin. Noch jemand, dem „das Wasserburg“ eine ganz neue Aufgabe beschert. Baranowski ist die Hotellerie jedoch nicht fremd: Sie kommt aus der Branche, berichtet sie.
Buchen über booking.com
Zoßeder räumt ein, dass sein Hotel ein Vorhaben ist, das eigentlich so gar nicht in die Zeit des Stillstands in Deutschland passt. Pessimismus und Innovationsabkehr sowie Investitionsstau prägen derzeit eher das Land, findet er. Auch ärgert sich der Eiselfinger Unternehmer über zu viel Bürokratismus und Auflagen. „Doch es muss ja weitergehen. Wir dürfen uns nicht nur noch ins Grübeln zurückziehen“, begründet er seine Bereitschaft, das Vorhaben anzupacken und nach der Absage für das Boardinghouse umfangreich umzuplanen, Richtung Hotel. Die Resonanz mache ihm und Tochter Julia Mut: Bereits jetzt wird das Hotel, das im Frühjahr eröffnen soll, nach Angaben von Baranowski überschüttet mit Anfragen nach Buchungsmöglichkeiten. Sogar die ersten Reservierungen für Veranstaltungen konnte sie entgegennehmen.
Die Zimmerpreise werden laut Baranowski im mittleren Segment liegen. Über die Online-Plattform booking.com werde „Das Wasserburg Hotel“ einsteigen in den Markt, der Check-in erfolge online. Eine Rezeption wird es nicht geben, berichtet die Hoteldirektorin. „Aber natürlich sind immer Ansprechpartner vor Ort“, ergänzt Zoßeder. Was ein modernes Hotel heute außerdem brauche: E-Lade-Säulen für Elektrofahrzeuge und einen E-Bike-Verleih, berichtet Kaiser.
Die Energieversorgung setze auf einen möglichst hohen Eigenversorgungsgrad: mit einer Bauweise im Kfw-40-Plus-Standard, Luftwärmepumpe, Photovoltaik und Gründach. Im Außenbereich entständen ein Biergarten, ein Spielplatz für Kinder und als Besonderheit ein Heckenlabyrinth. Was Zoßeder nach eigenen Angaben außerdem wichtig ist: „Wir haben beim Bau nur heimische Unternehmen beauftragt und alles gewerkeweise vergeben.“
Touristinfo: „Bedarf ist da“
Andrea Aschauer, Leiterin der Touristinfo in Wasserburg, sieht durchaus Bedarf für eine weitere Übernachtungsmöglichkeit in Wasserburg. Zwar gebe es viele Tagestouristen, doch auch reichlich Übernachtungsgäste, insbesondere Radfahrer, würden in der Stadt regelmäßig Station machen.
„Im Sommer kann es auch vorkommen, dass Wasserburg an vereinzelten Tagen ausgebucht sind“, sagt Aschauer. Interessant auch: Der Touristenstrom nach Wasserburg reißt auch trotz krisenhaften Zeiten nicht ab. Zwar seien die aktuellen Zahlen der Saison 2024 noch nicht komplett ausgewertet, jedoch zeige sich bereits, dass erneut ein Plus bei den Touristenzahlen verzeichnet werden konnte.


