Gegenbewegung zum Kaufhaus-Sterben
Woolworth-Eröffnung in Wasserburg – „Der Kunde ist keine Wühlmaus mehr“
Woolworth expandiert, Schlag auf Schlag geht es nach der Eröffnung in Wasserburg weiter mit dem nächsten neuen Laden in der Region. Warum setzt der Billiganbieter in Zeiten des Kaufhaus-Sterbens auf den stationären Handel? Ist der Wühltisch doch noch angesagt?
Wasserburg – Die ersten Kunden wollen schon rein, doch noch muss Viola Jentsch die Interessenten vertrösten. Einen Tag vor der Neueröffnung in Wasserburg, zu dem sich laut Unternehmensleitung am Donnerstag, 7. März, um 9 Uhr auch Bürgermeister Michael Kölbl, Simon Arnold aus dem Stadtmanagement und WFV-Vorsitzender Andreas Bonholzer angesagt haben, werden die letzten Waren eingeräumt. Dabei packt die Neueröffnungs-Managerin für Bayern selber mit an. Neben ihr werkelt die Putzkolonne.
Woolworth expandiert: Am letzten Donnerstag im März eröffnet das Warenhaus auf einen Schlag sogar zehn neue Stores. Auch im Landkreis Rosenheim geht das Unternehmen, nach eigenen Angaben die am stärksten wachsende Kaufhauskette in Deutschland, in die Offensive: Nach Wasserburg folgt am Donnerstag, 14. März, der neue Laden in Rosenheim: mit 757 Quadratmetern Verkaufsfläche im Aicherpark.
Konkurrenz durch weitere Billiganbieter
Erstaunlich, dass Woolworth hier und auch in Wasserburg eröffnet: Denn nicht nur im Aicherpark in Rosenheim, auch im Einkaufszentrum S 4 in Wasserburg gibt es durchaus Konkurrenz durch weitere Anbieter mit günstiger Ware. In Wasserburg ist im Komplex vor den Toren der Altstadt ein H&M-Store integriert, der ebenfalls preisgünstige Textilien anbietet, nebenan eine KiK-Filiale, in der Tegernau außerdem noch ein JYSK-Geschäft (ehemals Dänisches Bettenlager), bei dem sich das Sortiment im Bereich Deko und Bettwäsche mit Woolworth überschneidet.
Doch Jentsch sieht hier keine Probleme, im Gegenteil: Die Filialen der Ketten würden sich als Frequenzbringer gegenseitig befruchten, ist sie überzeugt. Außerdem gebe es Kunden, die würden die Ware einer besonderen Marke bevorzugen, also bewusst nur in der einen Filiale einkaufen. Wasserburg sei obendrein als Schulstadt interessant für den Handelskonzern: Am S 4 kreuzen sich die Wege vieler Schüler und Studierenden mit kleinem Geldbeutel. Hier ist auch eine zentrale Bushaltestelle. Die Fläche stand leer, seit dem Wegzug einer Sportartikel-Filiale. Ein Leerstand, der nun vorbei ist.
Woolworth setzt nur auf den stationären Verkauf
Woolworth setzt nach Jentsch Angaben konsequent nur auf den stationären Verkauf, der Discounter biete keinen Online-Marktplatz an. Dass es sich um eine Kette handelt, wird außerdem auch optisch deutlich: Jeder Store werde ähnlich aufgebaut: rechts die Textilien, links die Haushaltswaren, direkt im Eingangsbereich die Saisonware. Im Woolworth in Berlin soll der Kunden sich ebenso schnell orientieren können wie im Geschäft in Wasserburg.
Die Wühltische, die viele mit dem Billiganbieter verbinden, gibt es jedoch nicht mehr. „Der Kunde ist heute keine Wühlmaus mehr“, sagt die Eröffnungs-Managerin. Ein Geschäft müsse das Auge ansprechen. Die Ware werde deshalb auch in Wasserburg auf 670 Quadratmetern Verkaufsfläche vor allem in sogenannten Gondeln, spezielle Regale, präsentiert. 90 Prozent der Waren seien Eigenmarken, sagt Jentsch. Die großen Margen seien der Grund für die niedrigen Preise. Deutschlandweit gibt das Unternehmen 1.500 Stores als Ziel aus. Über 80 gibt es bereits in Bayern.