Initiative bereits 2000 gestartet
Wird Herrenchiemsee UNESCO-Weltkulturerbe? So ist der Stand
Schon vor rund 25 Jahren startete die „Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee“ eine Initiative, dass die bayerischen Königsschlösser auf der Herreninsel des Chiemsees in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden. Bei der Hauptversammlung gab es jetzt ein Update zum aktuellen Stand.
Chiemsee – Am 13. Juni (dem Todestag von König Ludwig II.) des Jahres 1961 konstituierte sich im Kaisersaal des ehemaligen Chorherrenstifts auf Herrenchiemsee der Verein „Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee“. Diese Interessengemeinschaft, mit Schwerpunkt-Focus auf das Augustiner-Chorherrenstift im Nordteil der Insel, hat inzwischen 533 Mitglieder. Im vergangenen Jahr kamen 30 Neue dazu. Auf diese erfreuliche Entwicklung wies Dr. Friedrich von Daumiller aus Prien hin. Bei der turnusgemäßen Jahresversammlung im Saal der Schlosswirtschaft Herrenchiemsee wurde er für die nächsten drei Jahre in seinem Amt bestätigt.
Seit fast 25 Jahren ist es ein Bestreben des Vereins, dass die bayerischen Königsschlösser in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen werden. Zum aktuellen Stand erklärte Dr. von Daumiller: „Zu der Anfang der 2000er Jahre von unserem damaligen Vorsitzenden Lorenz Kollmannsberger gestarteten Initiative gab es im Vorjahr ein Gutachten eines Pariser Gremiums, dessen Ergebnis wir mit großer Zuversicht Mitte Juli erwarten“. Von Daumiller ist seit 2010 Vorsitzender.
Eine weitere Initiative wurde zusammen mit dem Lionsclub Chiemsee-Westufer gestartet. Für das Informationszentrum nahe der Anlegestelle auf der Herreninsel soll ein Blindentast-Modell für die Königs-, Kloster- und Verfassungsinsel im Sinne der Pflege und Bekanntmachung der verschiedenen Kulturgüter entstehen.
Bücher-Projekte mit Grabungserkenntnissen und Skelette im Inseldom
Ein besonderes Projekt für die Herreninsel-Freunde ist die dreiteilige Buch-Herausgabe, deren die wissenschaftlichen Grabungserkenntnisse des inzwischen verstorbenen Archäologen Dr. Hermann Dannheimer zugrunde liegen. Ein erster Band wurde bereits 2023 mit historischen und naturwissenschaftlichen Beiträgen fertig, im Vorjahr erschien mit archäologischen Beiträgen ein zweiter Band. Der dritte Band mit den Ausgrabungsinformationen von 1979 bis 1989 kommt dank eines ehemaligen Schülers von Dr. Dannheimer auch seiner Vollendung entgegen.
Interessant waren auch die Ausführungen des zweiten Vorsitzenden Dr. Wolfgang Berka zu fünf Skeletten, die im Zuge der Grabungen freigelegt wurden. Die sterblichen Überreste, unter anderem vom Insel-Bischof Bernhard von Kraiburg aus dem 15. Jahrhundert, von Propst Otto aus dem 14. Jahrhundert oder von namentlich nicht bekannten Persönlichkeiten aus dem 7. und 8. Jahrhundert sollen in Abstimmung mit den Fachbehörden im Inseldom wiederbestattet werden.
Festvortrag gibt Einblicke in Augustiner-Regel
Zustimmung bekamen im Rahmen der Mitgliederversammlung die Berichte der Schatzmeisterin Charlotte Münck sowie der Kassenprüfer Horst Kramer und Michael Leidel. Für den traditionellen Versammlungs-Festvortrag konnte Mitglied Dr. Christian Petrzik von der Hanns-Seidel-Stiftung gewonnen werden. Sein Vortragsthema lautete „Das älteste Salbuch und das Obleibuch des Augustiner-Chorherrenstiftes Herrenchiemsee“.
Dabei kamen bislang unbekannte Informationen von hochspätmittelalterlichen Quellen, Erkenntnisse aus Güterverzeichnissen und Urkunden sowie von der Einführung der Augustiner-Regel zur Sprache. Die wirtschaftswissenschaftlichen Erkenntnisse galten auch den Lebensmitteln von damals, die über Handelswege vom Meer über die Alpen nach Herrenchiemsee gelangten.
In seiner Vorausschau informierte der Vorsitzende von Daumiller über das inzwischen ausverkaufte Jubiläumskonzert am Sonntag, 25. Mai im Spiegelsaal von Herrenchiemsee. Das Konzert mit einem Chor von Sebastian Weyerer, mit den Grassauer Blechbläsern und mit der Uraufführung von vertonter Herrenchiemsee-Geschichte soll an 1.400 Jahre Klosterinsel erinnern. Weitere Termine sind das Patrozinium an der Alten Pfarrkirche am Sonntag, 6. Juli um 15.30 Uhr auf Herrenchiemsee und eine Studienfahrt mit dem Bus am Samstag, 27. September zum Kloster Michaelbeuren im nördlichen Salzburger Land.
Der lebendige Verein hat für seine Mitglieder im abgelaufenen Jahr viele Themen und Termine angeboten. Unter anderem zur Aktualisierung der Verfassungsausstellung auf der Herreninsel, dann zur Erläuterung von Lateinischen Inschriften an der Priener Pfarrkirche mit Bezug zu Herrenwörth, im Rahmen von Führungen im Inseldom oder bei einer Kulturfahrt zum Dokumentationszentrum nach Obersalzberg und ins Berchtesgadener Land. Ein besonderer Dank galt der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung mit ihrem Verwalter auf Herrenchiemsee, Konstantin Buchner, sowie der Chiemsee-Schifffahrt für deren stete Unterstützung.