Prien ist bei See-Thermie vorn dabei
Neue Energie fürs Prienavera: So soll der Chiemsee die Badegäste wärmen
Der Chiemsee vor der Haustür wärmt die Badegäste. So soll es künftig im Prienavera sein. Schließlich liegt das Freizeitbad direkt am Seeufer, da bietet es sich an, das viele Wasser und die in ihm gespeicherte Energie zu nutzen. Das Ganze heißt See-Thermie, ist nachhaltig – aber aufwendig.
Prien – Wasser aus dem Chiemsee soll wärmen? Wenn jetzt noch die Eisbader unterwegs sind? Ja, doch. Dazu braucht‘s aber auch noch Strom. Deswegen geht mit der See-Thermie eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der Stippelwerft einher. Mit deren Strom produziert eine Wärmepumpe die benötigte Wassertemperatur. Die vier Grad Wassertemperatur des Chiemsees im Winter werden nicht ganz reichen, um die Becken auf 30 Grad und mehr zu erwärmen. Da muss dann auch das neue Blockheizkraftwerk (BHKW) noch ran. Und das soll in einem neuen Gebäude untergebracht werden.
Wie in all diesen Sachen der Stand der Dinge ist, damit beschäftigte sich jetzt der Marktgemeinderat. Schließlich muss der die Vorhaben finanzieren. Beziehungsweise das Okay geben, dass BHKW, PV-Anlage und See-Thermie im kommunalen Haushalt eingeplant werden. Der Förderantrag für das Klimaschutz-Modellprojekt ist bereits eingereicht, berichtete Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG). Ein Bescheid wird frühestens im vierten Quartal 2025 erwartet. Bei der Förderung des Bezirks Oberbayern hat sich der Fördersatz von 45 auf 60 Prozent der anrechenbaren Kosten erhöht. Eine endgültige Förderzusage erfolgt laut Friedrich jedoch erst nach Erteilung der Baugenehmigungen. Vom Bund gibt es keine Fördermittel.
Ein Treffen in großer Runde mit Behörden, Umweltverbänden und auch den Chiemsee-Fischern sei positiv verlaufen, so Friedrich. Gerade die Fischer, profunde Kenner des Chiemsees, hätten wertvolle Hinweise und Nachfragen – zum Beispiel zu Wasserströmungen – gehabt. Dass durch die See-Thermie das über einen Bachlauf in den See zurückfließende Wasser etwas kälter sei, als das entnommene, hätten gerade die Fischer recht positiv gefunden. Ihnen – und den Renken – ist der Chiemsee weite Teile des Jahres ohnehin zu warm.
Mit der Nutzung der See-Thermie für das Prienavera gehört Prien zu den Vorreitern dieser Technik. Zumindest in Deutschland. In der Schweiz ist die See- und Fluss-Thermie schon recht weit verbreitet, das Züricher Rathaus beispielsweise wird seit acht Jahrzehnten mit Wasser aus der Limmat beheizt. Ob es allerdings im Prienavera wirklich so weit kommt, ist derzeit noch offen. Denn der Markt Prien braucht zum einen eine wasserrechtliche Genehmigung für die See-Thermie. Zum anderen ist die Frage, was die Untere Naturschutzbehörde (UNB) an Unterlagen und Gutachten verlangt. „Wenn wir eine komplette Arten- und FFH-Untersuchung für den ganzen See machen müssen, die UNB nicht von dieser Forderung abrücken sollte, ist die Seewasser-Wärmepumpe gestorben“, sagt der Bürgermeister.
Denn: Neben geschätzten drei bis fünf Jahren Zeitverlust kämen dadurch auch hohe Kosten auf die Marktgemeinde zu. Noch hofft man im Rathaus, dass UNB und Gemeinde „mit gesundem Menschenverstand“ eine gute Lösung finden. Wenn dem so ist, wird der entsprechende Bauantrag noch in der ersten Jahreshälfte gestellt.
Energiegebäude auf dem Spielplatz
Was sicher kommt, ein neues Energiegebäude für das Prienavera. Die Pläne dafür sind fast fertig, sollen in der nächsten Bauausschusssitzung im April abgenickt und beim Landratsamt eingereicht werden. In diesem Gebäude, das auf dem aktuellen Spielplatz im hintersten Winkel des Prienavera-Freigeländes entstehen soll, findet vor allem das neue Blockheizkraftwerk Platz. Das ist dringend nötig, denn das alte BHKW ist schlicht und einfach hinüber. Es erzeugt keinen Strom mehr und damit auch keine Abwärme, die zur Heizung oder Warmwasserbereitung genutzt werden kann.
Im Marktgemeinderat entspann sich eine Diskussion darüber, ob das geplante Gebäude zu groß oder gerade richtig dimensioniert sei. Untergebracht werden sollen dort, neben dem BHKW, auch öffentliche Toiletten, eine Registratur, ein Büro für die Haustechnik des Bades und Lagerflächen. Zur besseren Vorstellung des Ausmaßes wird ein Phantomgerüst errichtet, das vor der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 8. April 2025 besichtigt werden kann.
Der Marktgemeinderat beschloss, die Verwaltung zu beauftragen, die erforderlichen Baugenehmigungsverfahren zur Errichtung des Energiegebäudes und der Seewasserwärmepumpe nach Fertigstellung bei den Genehmigungsbehörden einzureichen.