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Premiere im Dezember

Interview zur Gründung der neuen Chiemseepass Bernau: Wer steckt hinter den dämonischen Masken?

Kontrastprogramm fürs Zeitungsbild: Strahlende Gesichter oben, dämonische Fratzen unten… So freundlich sehen Perchten der neugegründeten Chiemseepass Bernau aus, wenn sie ihre Masken abgelegt haben, wie Sascha Meier (rechts) und Fabian Müller.
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Kontrastprogramm fürs Zeitungsbild: Strahlende Gesichter oben, dämonische Fratzen unten… So freundlich sehen Perchten der neugegründeten Chiemseepass Bernau aus, wenn sie ihre Masken abgelegt haben, wie Sascha Meier (rechts) und Fabian Müller.

Sascha Meier und Fabian Müller führen die neue Chiemseepass Bernau an. Über die Beweggründe zur Vereinsgründung berichten sie im Interview mit den OVB Heimatzeitungen.

Bernau – „In den winterlichen Raunächten stehen die Tore zum Geisterreich weit offen“ – das spricht der Volksglaube vor allem in den alpenländischen Regionen. Als „wilde Jagd“ treiben dann die Dämonen gemeinsam mit den Seelen der Verstorbenen ihr Unwesen. Helfen sollen den Menschen mystische Gestalten wie die Perchten mit ihrem furchterregenden Aussehen. So hat sich (in Kurzform beschrieben) über Jahrhunderte hinweg der Perchtenlauf entwickelt.

Gepflegt wird dieses Brauchtum landauf und landab von Gruppen wie der neuen Chiemseepass Bernau. Wie sie in dem Perchtenreigen mitwirken wollen, erklären Vorsitzender Sascha Meier (30) und sein Stellvertreter Fabian Müller (33) im Interview mit den OVB Heimatzeitungen.

Was war der Anlass für diese Vereinsgründung?

Sascha Meier: Wir haben mit unserem Nikolausobmann einen Krampus- und Perchtenlauf im Rosenheimer Stadtteil Kastenau besucht. Dann war für uns klar, das ist auch etwas für Bernau.

Fabian Müller: Dazu beigetragen hat auch die Tatsache, dass es in Bernau nicht mehr so einfach ist, am 5. oder 6. Dezember den Nikolaus ins Haus zu bestellen. Ich habe selbst einen Buben und erlebt, wie schwierig bis unmöglich es ist, einen Termin zu bekommen. Deshalb haben wir die Krampus- und Nikolaus-Tradition gleich mit aufgenommen in unseren Vereinszweck.

Bernau hat knapp 1100 Einwohner, da hätte der Nikolaus genügend zu tun mit Besuchen …

Müller: Aber es will offenbar keiner machen. Im vergangenen Jahr hatte den Dienst ein Bekannter mit seinem Spezl übernommen, was für den gesamten Ort natürlich nicht ausreichen kann.

Meier: Wir haben bislang für heuer zwei Anmeldungen bekommen; voraussichtlich mit Krampus und Engerl.

Wie stellt ihr euch diese Besuche vor? Mit eigener Choreografie?

Meier: Die Eltern müssen uns natürlich Informationen zu ihren Kindern geben. Wir wollen aber unsere Besuche locker gestalten, zum Teil auch lustig, denn die Kleinen sollen keine Angst vor uns haben, besonders nicht vor dem Krampus. Respekt aber schon.

Das dürfte nicht einfach werden, beim Blick auf eure Masken…

Meier: Es es gibt bei den Krampus-Masken große Unterschiede: Einerseits mit relativ böser Grimasse, andere haben einen grinsenden Gesichtsausdruck.

Die Nikolausbesuche sind ein Teil eures Vereinszweckes. Wie werdet ihr aber die Tradition der Perchtenläufe aufgreifen?

Meier: Wir sind als Chiemseepass bereits zu mehreren Perchtenläufen eingeladen worden, wie zum Beispiel am 3. Dezember in Freilassing. Dort werden mehr als 80 Gruppen erwartet, was bedeutet, dass dann bis zu 1000 grimmige Gestalten durch die Stadt fegen werden. Im ersten Jahr ist es natürlich schwierig, Einladungen zu bekommen, weil wir uns in diesem Bereich erst etablieren müssen. Denn keine Pass nimmt das Risiko auf sich, unbekannte Personen zu den Läufen zuzulassen. Damit soll auch zu rauhes Auftreten der Perchten ausgeschlossen werden, wie zum Beispiel das zu kräftige Schlagen mit der Rute.

Wie könnt ihr selbst ausschließen, Mitläufer in einer groben Truppe zu werden?

Meier: Bevor ein Interessent bei uns einsteigen kann, unterhalten wir uns ausführlich mit ihm. Wir bieten auf unserer Internet-Homepage keinen Mitgliedsantrag zum Download an. Der wird von uns persönlich übergeben, wenn wir ein positives Bild von der Person haben. Natürlich können wir auch mal daneben liegen mit unserer Beurteilung, aber in unserer Vereinssatzung haben wir festgelegt, dass wir in solchen Fällen die Mitglieder sofort ausschließen können.

Schläge mit einem Kuhschwanz oder einer Rute können heftig schmerzen…

Müller: Kuhschwänze darf bei uns keiner mit sich führen bei den Läufen. Zudem gehen bei uns Ordner mit, die darauf achten, dass unsere Perchten sich nicht daneben benehmen.

Oftmals ist auch zu beobachten bei solchen Veranstaltungen, dass die Perchten aus dem Zuschauerbereich provoziert oder angegangen werden…

Meier: Das kann auch mal böse enden, wenn die Hörner gepackt und hin und her gedreht werden. Denn die Masken sitzen fest auf dem Kopf und gegen ein starkes Drehmoment hast du keine Chancen. Deshalb sind die Ordner auch für uns wichtig, so etwas zu verhindern.

Die Masken sehen sehr kompakt aus. Welches Gewicht müsst ihr mit euch herumschleppen?

Meier: Zusammen mit dem Fellgwand kommen da locker bis zu 20 Kilogramm zusammen.

Werdet ihr im Verein einen Fundus an Masken anbieten?

Meier: Nein, der Verein kann die Masken und das Gwand nicht finanzieren. Beides kann zusammen über 2000 Euro kosten. Jeder der mitmachen will, muss sich beides selbst anschaffen. Zudem müssen die Masken der Kopfform des Trägers angepasst werden; auch der Hygieneaspekt schließt eine gemeinsame Nutzung von vornherein aus.

Und wie haltet ihr euch fit für die Läufe? Mit Sport?

(Schallendes Gelächter) Meier: Bislang machen wir noch nichts…

Müller: Das wird sich bei den ersten Läufen dann zeigen, wie wir abschneiden und ob wir durchhalten oder nicht. Die Laufstrecken können durchaus mehr als einen Kilometer betragen.

Wird es für die Chiemseepass heuer eine Premiere in Bernau geben?

Meier: Sollte es wieder einen Christkindlmarkt geben, wird es durchaus möglich sein, dass wir dabei sind. Das wäre unser größter Wunsch. Die Bürgermeisterin wird uns sicherlich unterstützen.

Interview: Ulrich Nathen-Berger

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