Stinkende Hinterlassenschaften
„Eine Sauerei!“: Wasserburgs Saubermann „Heinzi“ (77) ärgert sich über Tret-Minen aus Hundekot
Hundehaufen auf Feldwegen sind keine Seltenheit. Leider. Doch in Wasserburg hinterlassen Vierbeiner immer häufiger sogar mitten in der Altstadt ihren Kot in den Gassen, stellt Hendrick „Heinzi“ Plaweckay, der Saubermann von Wasserburg, fest. Warum der 77-Jährige seinem Ärger jetzt Luft macht.
Wasserburg – Seit 16 Jahren hält Hendrick Plaweckay, den alle nur „Heinz“ oder sogar liebevoll „Heinzi“ nennen, die Gassen und Plätze der Wasserburger Altstadt sauber – freiwillig, ehrenamtlich. Eine Aufgabe, der er mit großer Leidenschaft nachgeht. „Ich mag die Ordnung, so habe ich das als Kind gelernt“, erklärt er gerne, warum er so fleißig mit Eimer und Greifzange unterwegs ist. Dabei bleibt er stets freundlich, bereit für so manches kurzes Gespräch oder einen Gruß im Vorbeigehen.
Vor einigen Tagen bekam die Redaktion überraschend Besuch von „Heinzi“: Seine Miene verriet, dass es dem eigentlich stets freundlichen Saubermann von Wasserburg die Laune verhagelt hat: „Kommt mal mit, ich muss euch was zeigen“, sagte er bestimmt. Nur wenige Schritte entfernt dann das Ärgernis, das ihn bewogen hatte, seine Stimme zu erheben: ein dicker Hundehaufen, direkt an der Filiale der Sparkasse, nur wenige Meter von der ebenso stark frequentierten Touristinfo am Rathaus entfernt. „Das ist keine Seltenheit“, sagte Plaweckay, „das kommt in letzter Zeit immer häufiger vor.“ In der Hofstatt, in den Gassen, am Kaspar-Aiblinger-Platz, am Weberzipfel, zählt er auf.
Mitten in der Stadt, dort wo viele Passanten vorbeiflanieren: Tretminen von Vierbeinern. Auch diesmal entdeckten Spaziergänger auf dem Weg ins nächste Geschäft oder zum parkenden Auto oft erst in letzter Sekunde die stinkenden Hinterlassenschaften. Mit einem Ausfallschritt oder einem Hopser werden sie meistens überwunden, doch so mancher steigt mitten rein.
„Eine Unverschämtheit ist das“, findet auch Wasserburgs ehrenamtlicher Stadtreiniger, „eine Riesen-Sauerei“. Er verweist auf die vielen Hundetoiletten in der Stadt, wo ausreichend Kotbeutel gezogen werden könnten. Die meisten Herrchen und Frauchen gehen mit ihren Vierbeinern am Inndamm spazieren oder in den Feldern außerhalb der Stadt. Hier leben laut Verwaltung etwa 540 Hunde. Eine stolze Zahl bei 13.000 Einwohnern.
„Hundehaufen rühr ich nicht an“
Die große Mehrheit der Halter verhalten sich auch nach den Erfahrungen von Plaweckay vorbildlich, doch er stellt fest, dass in der Altstadt die Hinterlassenschaften mehr werden. Warum das so ist, weiß er nicht. Nur so viel: „Mich regt das auf. Ich bemühe mich, die Stadt sauber zu halten, doch gegen diese Sauereien kann ich nichts machen.“ Denn mit seiner Greifzange pickt er zwar Müll jeglicher Art von den Straßen, „doch diese Hundehaufen rühr ich nicht an“.
Dafür spricht er Halter manchmal mutig an, die er dabei erwischt, dass sie die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge einfach liegen lassen. Meistens zeigen sie sich nach seinen Angaben dann reuig und packen die Tüte oder das Taschentuch doch noch raus. Doch manchmal erhält Plaweckay auch patzige Antworten oder wird beschimpft.
Weiteres Dauerproblem: weggeworfene Zigarettenkippen
Was Saubermann „Heinzi“ ebenfalls auffällt in den vergangenen Jahren: Immer mehr Zigarettenkippen würden achtlos weggeworfen. Vor allem aus den Blumenkübeln fischt er die Stummel raus. Ebenfalls ein großes Ärgernis für den 77-Jährigen, der sich nur sonntags einen freien Tag gönnt.
Das sind die Erfahrungen des Bauhofs
Lässt die Sauberkeitsmoral vor allem bei den Hundehaltern nach? Alexander Murner vom Wasserburger Bauhof bestätigt, was Plaweckay beobachtet: „Es fällt auf, dass in der Altstadt immer häufiger Hundehaufen liegen.“ Eine Erklärung hätten er und seine Kollegen nicht. Nur so viel: „Es gibt anscheinend Leute, denen ist es wurscht, wenn andere in die Hinterlassenschaften reintreten.“
Beseitigt würden sie von der regelmäßig verkehrenden Kehrmaschine, auch so mancher Ladenbesitzer entferne die stinkende Masse verärgert vor seiner Geschäftstür. „Das muss doch wirklich nicht sein“, findet Murner, der auf die über 40 Hundetoiletten in der Stadt hinweist. „Wir haben ein dicht geknüpftes Netzwerk an Kotbeutel-Stationen durch die ganze Stadt gezogen.“ An allen typischen Gassi-Geh-Strecken am Inndamm, Richtung Attl, in der Burgau, am Fröschlanger sowie im Burgerfeld gebe es Toiletten für Vierbeiner. „Jeder Hundehalter kennt die Stellen, wo Beutel gezogen werden können“, ist er überzeugt. Doch derzeit sei vor allem in der Altstadt die Neigung festzustellen, in unbeobachteten Momenten die Hinterlassenschaften einfach liegenzulassen.
Bußgeld droht
Thomas Rothmaier, Geschäftsstellenleiter des Rathauses, betont, dass ein solches Verhalten Konsequenzen haben kann: Wird ein Hundehalter dabei erwischt, dass er den Kot nicht wegräumt, droht nach Angaben von Rothmaier ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1000 Euro. Dies sehe die Reinigungs- und Sicherungsverordnung der Stadt für den Fall vor, dass Halter von Tieren öffentliche Straßen oder Gehwege vorsätzlich oder fahrlässig verschmutzen – weil sie deren Hinterlassenschaften einfach liegenlassen.


