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Instandsetzung in Wasserburg abgeschlossen

Stadtmauer ist fertig restauriert – was Überraschendes gefunden wurde

Die Sanierung der historischen Stadtmauer in Wasserburg ist nach über zwei Jahren abgeschlossen.
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Die Sanierung der historischen Stadtmauer in Wasserburg ist nach über zwei Jahren abgeschlossen.

Nach über zwei Jahren ist die Sanierung der historischen Stadtmauer in Wasserburg abgeschlossen. Was alles gemacht wurde, wie hoch die Kosten sind und was die Archäologen Überraschendes entdeckt haben.

Wasserburg – Endlich fertig! Die Instandsetzung der historischen Stadtmauer in Wasserburg ist abgeschlossen. Seit März 2021 wurde an einem der überragenden Stadtdenkmäler im südostbayerischen Raum gearbeitet, welches sich vom Roten Turm bis zum Ende der Neustraße erstreckt. Das historische Bauwerk erstrahlt nun wieder in neuem Glanz und soll nach Meisterung aller statischen Probleme sowie der Berücksichtigung aller Aspekte des Denkmalschutzes jetzt mindestens für die nächsten hundert Jahre das Stadtbild weiter prägen.

Grund genug für die Stadt, die am Bau Beteiligten, den Stadtrat und die Anwohner zu einer kleinen Feierstunde einzuladen. Mit ein wenig Kosmetik war es nicht getan. Das bestätigte Bürgermeister Michael Kölbl gleich zu Beginn seines Rückblicks. Ein komplettes Sanierungskonzept musste her, trotz aller Komplexität und zu erwartenden längerfristigen Einschränkungen für die Anlieger.

Als besonderes Problem stellten sich zunächst die gegeneinander gerichteten Schutzaspekte heraus. Einerseits steht die Stadtmauer aus dem späten Mittelalter unter Denkmalschutz andererseits sei, so Kölbl, der damals zerstörerisch wirkende Efeu, der seit über 100 Jahren Halt in der Mauer gesucht hatte, als Naturdenkmal eingestuft worden. Dazu schuf die Statik der Mauer auf einem Abschnitt ein neues Problem, da im unteren Mauerbereich in der Vergangenheit Steine entfernt worden waren und damit die Stabilität des Bauwerks gefährdet war.

Gabionen dienen als Kletterhilfe

Als Lösung bot sich dann doch die Wegnahme des Efeus an, der im Prinzip aber dennoch erhalten bleiben
wird. Er soll nämlich wieder wuchern dürfen, allerdings nicht mehr an der Stadtmauer empor. Deshalb wurden im Rahmen der 1,93 Millionen teuren, in Teilen bis zu 60 Prozent förderfähigen Gesamtmaßnahme, eine Reihe von säulenartigen Gabionen errichtet, die künftig dem immergrünen Gewächs Kletterhilfe bieten sollen. Aus dem Altbestand werden zudem mit Hilfe von Seilen die Ranken in Richtung der neuen Aufstiegsmöglichkeiten geleitet. Viel Geld, um ein wenig Efeu zu erhalten, wie einer der Anwohner anmerkte.

Bei der Feierstunde zur fertig gestellten Stadtmauer dabei: Werner Gartner, Zweiter Bürgermeister (Zweiter von links), Bürgermeister Michael Kölbl (Dritter von links), Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann (Zweite von rechts), Landschaftsarchitekt Harald Niederlöhner (Dritter von rechts) und Ulrich Schlitzer von Planateam (Vierter von rechts).

Einen Überblick über die eigentliche Baumaßnahme gab Stadtbaumeisterin Mechthild Herrmann. Es habe eine komplette Sanierung des Mauerwerks mit Festigung und Ergänzung der losen Steine sowie eine Ergänzung beziehungsweise Erneuerung des Fugenmörtels gegeben. Ebenfalls erfolgte eine Sanierung und ein Teilwiederaufbau der Mauerkrone. Bewusst sei auf die Rekonstruktion der alten Mauer zu Gunsten einer reinen Konservierung verzichtet worden. Der zum Teil fehlende, abgebrochene oder abgebröckelte Höhenmeter werde auch nicht mehr aus einzelnen vorhandenen Steinen nachträglich noch aufgebaut, die Verfugung nicht flächendeckend erneuert. Die Stadtmauer sei in der Vergangenheit im unteren Teil ursprünglich zwar regelmäßig gemauert, später aber unregelmäßiger erhöht worden, erklärte die Stadtbaumeisterin, wie sie aber genau im Spätmittelalter ausgeschaut habe, wisse niemand.

Bei Nachgrabungen habe man jedenfalls festgestellt, dass der Sockel der Mauer nach drei Metern Tiefe noch nicht erreicht worden sei. Wahrscheinlich haben Sandablagerungen durch die regelmäßigen Hochwässer im Verlauf der Jahrhunderte die Mauer immer niedriger erscheinen lassen, so dass Schicht um Schicht nach und nach erhöht werden musste. Das sei aber nur eine Theorie.

Die statische Sicherung auf der östlichen Friedhofseite im Bereich der starken Schwächung des Mauerquerschnitts sei nach reiflicher Überlegung so gestaltet worden, dass die stützenden Betonelemente nicht unmittelbar an der Stadtmauer anliegen, sondern mit den verschiedenen Verankerungen als eigenständige Elemente gewertet werden können. So sei das Gesamtbild der Mauer nahezu erhalten geblieben.

171 Schädel entlang der Mauer entdeckt

Dass bei der Baumaßnahme auch Überraschungen auf die damit Befassten warteten, davon berichtete Ulrich Schlitzer von Planateam Archäologie. Bei zwei von vier Schnitten entlang der Mauer sei man innerhalb eines Meters auf 171 Schädel in drei Reihen und drei Lagen gestoßen, einer mit der Jahreszahl 1782 versehen. Wahrscheinlich seien im Rahmen der Säkularisation am Anfang des 19. Jahrhunderts nach Auflösung eines Beinhauses die menschlichen Überreste an der Mauer entlang nachbestattet worden, so Schlitzer, wahrscheinlich ruhten weitere Schädel, zahlenmäßig im vierstelligen Bereich, entlang der Mauer.

Landschaftsarchitekt Harald Niederlöhner begründete seinerseits die Lösung des Problems mit dem Naturdenkmal Efeu, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Friedhof gepflanzt worden war. Nach der artenschutzrechtlichen Untersuchung, bei der die Relevanz der gesamten Schutzwürdigkeit abgewogen wurde, sei man zu dem Schluss gekommen, den Efeu zurückzuschneiden und zum Erhalt des grünen Elementes nahe der Mauer Ersatz zu schaffen. Denn der Efeu selbst stelle eine Bereicherung für den Friedhof dar und werde im Bereich der Gabionen, wenn nötig, auch noch nachgepflanzt.

Dass die neue alte Stadtmauer selbst nicht ganz steinern nackt bleiben müsse bestätigte die Stadtbaumeisterin abschließend. Pflanzen, die nicht Mauer schädigend seien, wie zum Beispiel das Zimbelkraut, würden auch in Zukunft den einen oder anderen Farbfleck zwischen den Steinen ermöglichen.

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