Tag der offenen Tür im Vorzeigeprojekt
„Schatzkästchen öffne dich!“ – Warum das leere Museumsdepot in Wasserburg einen Besuch lohnt
Es ist noch leer, aber gerade deshalb für manchen Besucher umso interessanter: Das neue Museumsdepot am Herder in Wasserburg bietet am Samstag, 8. Juli, einen Blick hinter die Kulissen der technisch beeindruckenden Anlage.
Wasserburg – Es ist das Vorzeigeprojekt der Stadt: Das neue Museumsdepot am Herder. Eine moderne, allein schon von der technischen Ausstattung her beeindruckende Anlage zur Unterbringung von historischem Gut. Am kommenden Samstag wird das Depot dem interessierten Publikum vorgestellt.
Sonja Fehler, Leiterin des städtischen Museums, hat unserer Zeitung am Wochenanfang einen Blick in das noch unbestückte Gebäude gewährt. Noch wird am Bau gearbeitet, werden Lampen montiert, die Reinigungsarbeiten stehen noch aus. Erst ab Frühjahr 2024 sollen die Regale nach und nach gefüllt werden. Das Depot mit seinen 18.000 Objekten wurde gemeinsam mit Experten des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Holzkirchen, Architekten und Fachplanern für Niedrigenergiegebäude sowie auf Depotplanung spezialisierten Restauratoren entwickelt.
Die Museumsleiterin hat sich tief eingearbeitet in die Konzeption des Depots, wo die Stadt ihre Kunst- und Kultursammlung für künftige Generationen aufbewahren wird. 3,8 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, die sie für absolut gerechtfertigt hält. Durch das bürgerschaftliche und städtische Engagement seien im Lauf der Zeit – seit dem Ende des 19. Jahrhunderts – dem Museum immer mehr Kulturgüter übereignet worden. Viele Objekte hätten in Außendepots untergebracht werden müssen, die nun allerdings aufgelöst werden.
Das neue Depot will man auf jeden Fall gewissenhaft nutzen, sicherstellen, dass der zur Verfügung stehende Platz sinnvoll verwendet wird. „Wie werden uns die Frage stellen, ob das eine oder andere Stück noch museal ist“, so Fehler. Es werde wohl eine dosierte, wohlüberlegte „Entsammlung“ geben, kündigt sie an. Im Klartext: Nicht der „ganze alte Kruscht“ kommt ins Schatzkästchen, sondern nur die Gegenstände, die in einem guten Zustand sind, die eine Wertigkeit haben und eine Geschichte erzählen. „Wir wollen unseren Ansprüchen gerecht werden“, sagt die Museumsleiterin. Von manchem also, so gibt sie zu verstehen, muss man sich trennen – nach gründlicher Sichtung und nach den Kriterien des Sammlungskonzepts. Alte Truhen aus der Region haben laut Fehler wenig Chancen auf eine Einlagerung im Depot. „Da sind wir voll bestückt.“ Es müsste ein herausragendes Einzelstück sein, das fürs Depot in Frage kommt. Man wolle nicht eine überbordende Fülle haben, sondern richte das Augenmerk auf Qualität der Ausstellungsstücke.
Tag der offenen Tür
Ein Tag der offenen Tür ist am Samstag, 8. Juli, von 10.30 bis 14 Uhr, im neuen Depot, Am Herder, in Wasserburg. Das Schatzkästchen öffnet sich, so lautet das Motto. Zu jeder halben Stunde um 10.30, 11.30, 12.30 und 13.30 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, an einer Führung durch das neue, noch unbestückte Depot teilzunehmen. Dabei werden die technische Funktionsweise, die Arbeit im Depot sowie die Regalierung und die Außenanlagen vorgestellt.
Sonderausstellung
Die Sonderausstellung „Hereinspaziert! Ein neues Depot für alte Schätze“ im Heimatmuseum in Wasserburg ist noch bis 30. Juli geöffnet. Den Interessierten wird ein vertiefter Einblick in die Funktionalität des neuen Museumsdepots gegeben und die Arbeit des Museumsteams hinter den Kulissen gezeigt.
Bevor aber die Kostbarkeiten per Lastwagen ins Innere des Gebäudes gelangen, müssen sie erst eine Schleuse passieren. Ein direkt dahinter liegender Raum dient als Quarantäne-Station, in dem sie eingehend geprüft werden . „Es geht darum, dass die Objekte frei von schädlichen Stoffe sind, dass sie keinen Schimmel aufweisen“, erläutert Fehler. Die Stücke müssen also sauber sein, bevor sie auf einen vorher festgelegten Standort in einem der beiden großen Lagerräume platziert werden. In einem perfekt eingerichteten Multifunktionsraum können Inventarisierungs- oder auch Restaurierungsarbeiten vorgenommen werden.
Auf einer großen Freistellfläche ist Platz für voluminöse Objekte, etwa für die Postkutsche oder wuchtige Möbelstücke. Für kleineres Gut stehen endlos lange Regale zur Verfügung. Gemälde finden in mächtigen Drahtgestellen auf Rollen Platz, eingehängt werden können Darstellungen in allen Größen. Die Schonung der Objekte steht dabei im Vordergrund, Licht spenden LED-Leuchten mit wenig Blauanteil, eine Luftwärmepumpe sorgt in Kopplung mit einer Lüftungsanlage für das richtige Raumklima, das für die optimale Lagerung der Kunst- und Kulturgüter entscheidend ist. Die dafür notwendige Energie gewinnt das Gebäude aus einer PV-Anlage. Man darf sagen: Am Herder ist eine Aufbewahrungsstätte für Kostbarkeiten entstanden, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann.
