Mit 31 Chef der Stadtgarde
Vom Fußball zum Tanzen: Wie „Done“ Wasserburgs Faschings-Präsident wurde
Die närrische Saison beginnt in Wasserburg so richtig beim Ball Badriazzo, heuer am 7. Januar, wenn die Garde die Schlüsselgewalt übernimmt. Doch Faschingspräsident Done Gartner ist das ganze Jahr mit der närrischen Zeit beschäftigt. Warum er es sportlich nimmt und worüber er gar nicht lachen kann.
Wasserburg - Er ist einer der jüngsten Faschingspräsidenten in Bayern: Anton Gartner, den alle nur „Done“ nennen, hat schon in der Saison 2017/2018 in diese Aufgabe - in einer Doppelspitze - hineingeschnuppert. Jetzt ist er 31 und bereits seit drei Jahren Erster Präsident der Wasserburger Stadtgarde.
Dabei ist der Ober-Narr mehr „durch einen blöden Zufall“, wie er schmunzelnd erzählt, zum Team gestoßen. 2010 war es, als ihn der damalige Faschingsprinz Axel Weinberger, Gartners Nachbar in Griesstätt, bei einer Geburtstagsfeier „überredete“, zum Tanztraining zu kommen. Gartner, bisher sportlich eher auf dem Fußballplatz aktiv, aber schon etwas geübt durch das Tanzen im Trachtenverein, gefiel´s.
Zuerst war es nach seinen Angaben vor allem der „extrem gute Zusammenhalt“ im Team der Tänzerinnen und Tänzer, das ihn zum Weitermachen motivierte. Später kam der sportliche Aspekt hinzu: „Tanzen fordert den ganzen Körper“, stellte er fest. Das Training ließ ihn den Bandscheibenvorfall, den er bereits mit 17 erlitten hatte, vergessen, machte ihn wieder fit. Wobei Gartner mit dem Vorurteil aufräumt, als männlicher Tänzer in einer Garde sei das Heben und Werfen bei den Figuren die anstrengendste Aufgabe. „So ist es nicht, viel schwieriger ist es, eine Figur zu halten, denn die Frau, die ich hochhebe, bewegt sich ja - auch wenn es nur ganz minimal ist.“ Hierbei nicht das Gleichgewicht zu verlieren, sei die größte Herausforderung.
Tanzkarriere beendet
Gartner, der vom Fußball eine gute Körperhaltung hat, wurde ein begeisterter Tänzer. Die Choreographien mit ihren komplexen Figuren, bei denen jeder Schritt und jede Bewegung bis ins kleinste Detail und auf die Millisekunde genau passen müssen, forderten ihn neu heraus. Zwei bis drei Mal in der Woche Training, dann in der Faschingszeit ein Auftritt nach dem anderen: Der Großhandelskaufmann nahm´s sportlich. Und da er gut organisieren kann, wortgewandt und anpackend ist, kam in der Saison 2017/2018 die Frage, ob er sich vorstellen könne, die damalige Präsidentin Nina Wolsberger in ihrem Amt zu unterstützen. Gartner sagte erneut spontan zu und stand danach noch als zweiter Präsident Jan Richter zur Seite, bevor er 2020 das Amt ganz allein übernahm. Damals ging auch die Tanzkarriere zu Ende - als Folge einer Verletzung.
Aktive sollen sich auf ihre Auftritte konzentrieren können
In die erste richtige närrische Saison nach der Pandemie geht Gartner nun „nur“ als Präsident der Garde. Zu tun gibt es trotzdem genug: Der Chef plant die Auftritte, regelt die Finanzen, organisiert Veranstaltungen wie das Gardefestival am 3. Februar, rekrutiert Sponsorengelder, managt den Fahrdienst, sorgt dafür, dass beim Ü-30-Ball am 4. Februar alles wie am Schnürchen läuft. „Zusammengefasst: Ich sorge dafür, dass sich die Aktiven auf ihre Auftritte konzentrieren können.“ Nach dem Fasching ist außerdem vor dem Fasching: Denn nach einer kleinen Pause nach dem Aschermittwoch geht es schon wieder in die Planung der neuen Saison. Und darum, die Kasse der Abteilung des Sportvereins zu füllen: durch Verkaufsaktionen bei Wasserburger Festen wie dem Christkindlmarkt, bei dem die Garde traditionell Feuerzangenbowle ausschenkt.
„Fasching ist für uns ein Ganzjahreshobby“, sagt Gartner deshalb. Ein professionelles Management ist notwendig, stellt er immer wieder fest. Im Verein tanzen sei zwar kein Leistungssport, aber herausfordernd. Damit der Spaß nicht auf der Strecke bleibe, müsse sich die Garde fokussieren können - der Präsident sorge dafür, dass hinter den Kulissen alles läuft. Gartner ist es auch zu verdanken, dass das Motto des Faschings bis zum ersten Auftritt beim Badriazzo geheim bleibt. Sogar nach zwei Corona-Jahren Zwangspause weiß noch immer niemand außer den absoluten Insidern, was heuer das Thema der Tänzerinnen und Tänzer ist oder wie ihre Kostüme ausschauen. „Keiner verrät was, wenn doch, könnte ich echt sauer werden“, sagt der Präsident und sein Gesichtsausdruck spricht Bände.
Wichtigste Veranstaltung ist der Badriazzo
Die wichtigste Veranstaltung ist natürlich der Schwarz-Weiß-Ball der Stadt, heuer am 7. Januar. Dann feiert das neue Programm Premiere. Wird es ankommen? Die Antwort auf diese Frage gibt es erst dann. Gartners Lieblingsauftritt ist übrigens ein anderer: das Tanzen bei einer Behinderteneinrichtung in Rosenheim. „Wenn du die Freude in den Augen der Menschen siehst, geht dir das Herz auf. Da kommt so viel zurück, das ist einfach der schönste Moment“, schwärmt er. Die Faschingsorden, die er hier überreicht, halten die Menschen mit Handicaps oft jahrzehntelang in Ehren, berichtet Gartner.
Auch beim letzten Auftritt der Saison, vor dem Kehraus, gibt die Garde in der Regel „noch einmal alles“. Außerdem gebe es beim Auftritt im Rathaussaal oft Tränen, sagt der Präsident. Am Aschermittwoch seien viele Aktive dann jedoch manchmal auch erleichtert, wenn es vorbei sei. „Dann brauchen wir mal ein paar Wochen Pause voneinander“, gibt er lächelnd zu. Schließlich seien die Aktiven gefühlt beinah Tag und Nacht beisammen. Da komme es auch schon einmal zu kleineren Reibereien, gibt er zu. Doch sobald es auf die Bühne gehe, stehe das Team zusammen.
„Wir sind alle mit viel, viel Herzblut bei der Sache“, sagt die Freundin des Präsidenten, Andrea Mayer. Sie ist Tänzerin in der Garde, hat also viel Verständnis für das Hobby des Lebensgefährten. Auch für seinen Schmerz, der bis heute nicht vergessen ist, als Gartner vor vielen Jahren als Tänzer einmal eine Saison ausfiel, weil er sich kurz vor dem Start einen Bänderriss zugezogen hatte. „Das war der schlimmste Moment meines Gardelebens“, sagt er noch heute seufzend. Gibt es eigentlich ein Rezept, um in den Auftrittswochen in der oft sehr kalten Winterzeit nicht auch noch grippekrank zu werden? „Nicht darüber nachdenken und es durchziehen“, sagt Gartner.
Noch Karten für den Badriazzo erhältlich
Für den Schwarz-Weiß-Ball der Stadt, den Badriazzo am 7. Januar, gibt es noch Karten. Sie werden im Vorverkauf bis zum 22. Dezember angeboten. Eine Karte kostet 65 Euro. Enthalten sind ein Drei-Gänge-Menü, der Sektempfang und das Programm mit Unterhaltung, Tanz, Bar und Auftritt der Stadtgarde, die mit ihrem neuen Programm Premiere feiert und die Schlüsselgewalt über das Rathaus übernimmt. Karten sind erhältlich beim Ticketservice der Touristinfo Wasserburg, Telefon 08071/10522, www.wasserburg.de/ticketshop.