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Exklusiv: Arved Fuchs über „Ocean Change und die Arktis“

„Ertrunkene Eisbären“: Berühmter Polarforscher warnt in Wasserburg vor Klimakatastrophe

Arved Fuchs, Polarforscher und Buchautor, ist am 16. November für einen Vortrag zu Gast in Wasserburg.
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Arved Fuchs, Polarforscher und Buchautor, ist am 16. November für einen Vortrag zu Gast in Wasserburg.

Gefährliche Kajaktouren durch schmelzendes Pack-Eis: Arved Fuchs ist als Polarforscher seit über 40 Jahren in den kältesten Regionen der Welt unterwegs. Am 16. November kommt er nach Wasserburg, um über eine Welt im Wandel zu sprechen. Wir haben ihn vorab exklusiv gesprochen. Das ist seine Mission.

Wasserburg – Segler, Abenteurer und Polarforscher: Arved Fuchs hat über 40 Jahre lang die Polarregionen erkundet – und die Veränderungen der Welt, die mit dem Klimawandel einhergehen. Am 16. November kommt Fuchs nach Wasserburg für einen Vortrag zum Thema „Ocean Change - die Arktis“.

Früh brach Fuchs in die weite Welt auf. Schon als Kind und Jugendlicher war der aus Schleswig-Holstein stammende Abenteurer in der Natur unterwegs. Skifahren, segeln, kajaken, tauchen, Fallschirm springen: „Alles, was draußen stattfindet, habe ich gemacht“, sagt er. So begann er als junger Mann – und mit der Nähe zu den skandinavischen Ländern vor der Haustür – mit Winterexpeditionen auf Skiern und mit Hundeschlitten.

Die Natur war sein Zuhause. In Nord-Kanada verbrachte er mehrere Monate bei den Inuit. So habe er das „handwerkliche Rüstzeug“ gelernt, mit dem er draußen überleben konnte. „Dünnes Eis erkennen, Navigieren ohne Hilfsmittel, der Umgang mit Kälte“, zählt er auf. All das zeigten ihm die Inuit, wobei er viel Arbeit investierte, von der indigenen Volksgruppe akzeptiert zu werden, um „Fuß zu fassen“. Bis heute pflege er diese Freundschaften.

„Die Natur ist kein Freizeitpark“

„Man muss verstehen: Die Natur ist kein Freizeitpark. Auch auf die Kälte musste ich mich mental einstellen. Sie gehört dazu und ist der Eintrittspreis, um eine gigantische Landschaft kennenzulernen“, sagt der heute 70-Jährige. Bei seinen Reisen gab es „viele Begegnungen“ mit wilden Tieren, darunter auch Eisbären. „Einmal hat mir einer mein Zelt abgeräumt“, erzählt er beinahe schmunzelnd bei dem Gedanken daran. „Es sind Raubtiere, dessen muss man sich bewusst sein. Aber es ist eines der tollsten Erlebnisse, auf einen freilebenden Eisbären zu treffen“, so Fuchs.

Arved Fuchs nach der Rückkehr von seiner dritten Grönland-Expedition im Flensburger Hafen auf seinem Schiff „Dagmar Aaen“.

Dennoch gebe es immer weniger Pack-Eis und somit ein kleineres Revier für die Tiere. „Wir sind schon auf schwer unterernährte oder ertrunkene Eisbären gestoßen. Sie haben einfach die Distanz zwischen den abtauenden Schollen nicht mehr geschafft“, erklärt der Experte. Grundsätzlich ziehe sich das Packeis dramatisch zurück und werde immer dünner, erklärt er. Zu Fuß über den Nordpol zu laufen, sei mittlerweile gar nicht mehr möglich, weil es zu gefährlich sei..

Viele gefährliche Situation erlebt

Selbst sei er noch nie im Eis eingebrochen, weil er es „gut einschätzen“ könne. Doch gefährliche Situationen habe er zuhauf erlebt. „Wenn ich auf dem Schiff in einen Sturm geraten bin, dann war ich in diesem Moment so angespannt und konzentriert, da ist einem die Gefahr gar nicht so bewusst. Erst im Nachhinein habe ich gedacht: Puh, das war knapp“, berichtet er. Auch bei einer stürmischen Kajak-Fahrt ums Kap Horn sei ihm bewusst gewesen: „Wenn ich jetzt kentere, war‘s das“. Trotzdem habe er seine Berufswahl nie bereut. „Es war meine Entscheidung, niemand hat mich hinaus in die Welt geschickt.“ Eine Welt, die in Gefahr ist. Denn der Klimawandel sei allgegenwärtig.

Arved Fuchs, Polarforscher und Buchautor, ist am 16. November für einen Vortrag zu Gast in Wasserburg.

Das Ziel der Vereinten Nationen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, „können wir vergessen“, sagt der Experte. Er gehe von zwei, beziehungsweise sogar von drei Grad Erderwärmung aus, was laut Fuchs „ein Riesenunterschied“ sei. „Es gibt diese sogenannten ‚Tipping points‘ – sogenannte ‚Kipp-Elemente‘ im Klimasystem, von denen Wissenschaftler sprechen. Sie sind nicht reversibel. Wir können die Erderwärmung nur noch verlangsamen. Die Auswirkungen sind bereits wahrnehmbar, denken wir nur an die extremen Wettergeschehnisse, wie zuletzt die Stürme in der Bretagne, die einem Hurrikan ähnlich waren, oder die Waldbrände in Kanada“, erklärt er.

Darüber hinaus steige der Meeresspiegel messbar an. „Bis 2035 wird der arktische Ozean weitestgehend eisfrei sein, zumindest werden wir dann mit einem Schiff hinfahren können“, prophezeit der Polarforscher. Länder wie Bangladesch und die pazifischen Inselstaaten sowie die Malediven werden bis Ende des Jahrhunderts überflutet sein, ist er überzeugt. Außerdem werde durch den ansteigenden Meeresspiegel Frischwasser „versalzt“, Seen würden austrocknen. „Das beste Beispiel ist der Tschadsee in Afrika. Er ist zu 90 Prozent verschwunden“. Die Folgen daraus seien „hochkomplex“, auch im Hinblick auf die Zuwanderung.

Arved Fuchs, Polarforscher und Buchautor, ist am 16. November für einen Vortrag zu Gast in Wasserburg.

Laut Fuchs gibt es „einige Stellschrauben“, um gegen den Klimawandel vorzugehen. Ein Lösungsansatz für ihn: der Ausbau der erneuerbaren Energien, gerade im Hinblick auf On- und Off-Shore-Windparks. Hier sehe er die Politik in der Pflicht, langfristiger als nur „in Legislaturperioden“ zu denken. Es gebe überall „große Diskussionen“ wegen Windrädern, doch gerade auch in Bayern sehe er Handlungsbedarf. Und auch das Mobilitätskonzept in Deutschland müsse verbessert werden. „Ich selbst fliege gar nicht mehr, fahre alles mit der Bahn. Gleichzeitig stehen mir die Haare zu Berge, wenn ich an den Ausbau des ÖPNV denke. Es geht zwar voran, aber das dauert alles viel zu lange“, beanstandet er.

„In Rente“ ist er auch mit seinen 70 Jahren noch nicht. Er lasse es zwar „etwas ruhiger“ angehen, aber ans Aufhören denke er noch nicht. Zurzeit sei er an der Ostküste Grönlands unterwegs, in antarktischen Gewässern und sammle „Daten, Daten, Daten“ für Institute und die wissenschaftliche Auswertung.

Vortrag „Ocean Change - die Arktis“ von Arved Fuchs in Wasserburg

Seit über 40 Jahren unternimmt Arved Fuchs Expeditionen in die entlegenen Polarregionen unseres Erdballs. Er ist der erste Mensch, der innerhalb eines Jahres sowohl den Nordpol, als auch den Südpol zu Fuß erreicht hat. Unter anderem zusammen mit Reinhold Messner hat er als erster Mensch den antarktischen Kontinent auf Skiern durchquert. In einem Faltboot hat er zusammen mit einem Freund im Winter Kap Hoorn umschifft. Doch was für ihn ursprünglich das große Abenteuer war, ist längst zu einer Mission geworden. Auf seinen Expeditionen erlebt er die besondere Ästhetik und Schönheit der arktischen Landschaften. Zugleich wird er unmittelbar mit den Auswirkungen des Klimawandels, der Vermüllung der Meere und Landschaften sowie dem Artensterben konfrontiert.

Die Expedition „Ocean Change - die Arktis“ beleuchtet beide Seiten – die der atemberaubend schönen Natur und zugleich deren Verletzlichkeit. Arved Fuchs nennt die Probleme beim Namen und macht deutlich, „was wir verlieren und was wir ändern müssen“. Arved Fuchs wirbt für den Schutz und den Erhalt der Natur. Seine These: Eine funktionierende Weltgemeinschaft erfordert eine lebendige Natur.

Am Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr findet der Vortrag im Wasserburger Rathaussaal statt. Eintritt: 25 Euro - freie Platzwahl. Es werden 100 Prozent des Eintrittspreises an die Bergwacht Wasserburg gespendet. Die Organisation und die Kosten der Veranstaltung übernimmt vollständig das Bankhaus RSA. Karten gibt es in der Geschäftsstelle Wasserburg des Bankhauses RSA, Hofstatt 19 in Wasserburg und können telefonisch unter der 08071/92298-0 für Selbstabholer reserviert werden. So lange der Vorrat reicht, können auch noch Karten an der Abendkasse erworben werde

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