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Was lief da falsch?

Wasserburgs Jungbürger-Versammlung ohne Jungbürger – Ist den Jugendlichen ihre Stadt egal?

Bürgermeister Michael Kölbl wurde bei Wasserburgs erster Jungbürger- und Jungbürgerinnen-Versammlung mit einem leeren Publikumsaal konfrontiert.
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Bürgermeister Michael Kölbl wurde bei Wasserburgs erster Jungbürger- und Jungbürgerinnen-Versammlung mit einem leeren Publikumssaal konfrontiert.

Wo sind die Jugendlichen? Das fragten sich Vertreter des Stadtrats, der Presse und des Jugendtreffs „Innsekt“ bei Wasserburgs erster Jungbürger-Versammlung. Ist jungen Leuten die eigene Stadt tatsächlich egal? Und: Wie konnte Bürgermeister Michael Kölbl die Veranstaltung dennoch retten?

Wasserburg – Schon vor der Corona-Pandemie gab es im Stadtrat Bemühungen, die Jugendbeteiligung in Wasserburg zu stärken. Damals beschloss das Gremium, eine Jungbürger- und Jungbürgerinnen-Versammlung zu organisieren. Nun konnte der Bürgermeister Michael Kölbl gemeinsam mit dem Jugendtreff „Innsekt“ das Vorhaben realisieren und Wasserburgs erste Versammlung für Jugendliche fand statt.

Niederschwelliger Zutritt

Die Resonanz ließ jedoch zu wünschen übrig. Etwas verloren wirkten die 18 Erwachsenen, bestehend aus Pressevertreterinnen, Stadträten und Sozialpädagoginnen, als sie im großen Raum des Jugendtreffs „Innsekt“ auf Interessierte warteten. Mit dem Veranstaltungsort habe die Stadt einen möglichst niederschwelligen Zutritt ermöglichen wollen, erklärte Irene Langer, Jugend- und Familienreferentin von Wasserburg. „Aber bei Jugendlichen kann man nichts voraussagen“, betonte sie.

Der Versammlungsraum im Jugendtreff „Innsekt“ versprühte gähnende Leere bei der ersten Jungbürger- und Jungbürgerinnen-Versammlung in Wasserburg.

„Ich hatte keine überschwänglichen Erwartungen an die Zahl der Interessierten. Das dauert seine Zeit, bis sich die Jungbürger-Versammlung etabliert“, meinte Kölbl. Auch die Sozialpädagogin und eine der beiden Leiterinnen des Jugendtreffs, Jana Steffinger, zeigte sich positiv gestimmt. „Damit sind wir ständig konfrontiert. In der Jugendarbeit ist die Resonanz sehr unterschiedlich und schwer einzuschätzen“, erklärte sie. Deswegen sei Steffinger nicht demotiviert, bekräftigte sie. Geworben für die Veranstaltung wurde laut ihren Angaben mit Plakaten in der Stadt und in den Schulen. Und auch auf Instagram seien die Infos verbreitet worden.

„Demokratie muss erst gelernt werden“

Nicht für jeden Ort funktioniere dasselbe Format, erklärte Stefanie Meier, Fachkraft für Jugendbeteiligung im Landkreis Rosenheim. „Demokratie muss erst gelernt werden und da ist eine solche Veranstaltung für junge Bürger ein erster Schritt“, so Meier. Das Leben bei Heranwachsenden sei außerdem sehr kurzweilig. Da könne immer etwas dazwischen kommen, sagte Tanja Ganser, die mit Steffinger das „Innsekt“ führt.

Fünf Minuten nach dem Veranstaltungsbeginn kamen doch noch zwei Interessierte. Kurzum änderte Kölbl das Programm. Er übertrug Michi (13) und Shayak (12) die Aufgabe, die restlichen Anwesenden durch den Jugendtreff zu führen. „Für die Stadträte ist das bestimmt eine angenehme Abwechslung“, betonte der Rathauschef. Am liebsten würden sich die beiden Jungs entweder im Computerraum oder im Zimmer mit der Playstation aufhalten, berichteten sie. Aber auch im Musik-Zimmer gefällt es Shayak. Neben Lautsprechern gibt es eine Leinwand zum Schauen von Filmen und eine Tischtennis-Platte. „Und auch einen Boxsack“, betonte der Zwölfjährige.

Neue Ausstattung im „Innsekt“

Shayak zeigte den Anwesenden die neuen Gaming-Stühle im Computerraum. „Seit zwei Wochen haben wir die Sessel nun“, sagte Steffinger. Michi komme seit etwa einem Jahr regelmäßig ins „Innsekt“ und Shayak etwa seit einem halben Jahr. „Das Mindestalter für den Jugendtreff ist nämlich zwölf Jahre“, erklärte Ganser. Außerhalb der Einrichtung, betrieben von der AWO, würden sich die Heranwachsenden gerne in der Stadt aufhalten und durch Läden bummeln. „Wir spielen aber auch viel Fußball“, erklärten Michi und Shayak.

Michael Kölbl (von links), Ethel-D. Kafka vom Bürger-Bahnhof und Stadtrat Christian Peiker hörten Shayak aufmerksam bei seinen Erklärungen über das „Innsekt“ zu.

Das „Innsekt“ hat mittwochs ab 14, donnerstags ab 16, freitags ab 12 und jeweils bis 20 Uhr geöffnet. Im Jugendtreff gibt es auch eine Küche. „Ich koche manchmal Spaghetti und manchmal Pfannkuchen“, sagte Shayak. Insgesamt hatten der Zwölf- und der 13-Jährige wenig an der Stadt auszusetzen. Einen Box- und Kick-Automaten, wie es ihn bei Volksfesten oft gibt, würden sich die beiden für das „Innsekt“ noch wünschen.

Optimistische Stimmung

Kölbl betonte, die Führung der Jungs sei sehr interessant gewesen. „So ungezwungen in Kontakt mit Jugendlichen komme ich zu selten“, meinte er. Er sei mit der Veranstaltung zufrieden, auch wenn nur zwei Heranwachsende gekommen seien. Auch Ganser ist froh, dass überhaupt jemand gekommen ist. „Die beiden Jungs sind nicht zufällig hier, sondern sind extra für die Veranstaltung da.“ Und auch Steffinger zeigte sich optimistisch. Es sei schade, dass so wenige gekommen seien, aber das heiße nichts.

Bürgermeister Michael Kölbl (von links), Stadtrat Christian Flemisch, Fachkraft für Jugendbeteiligung Stefanie Meier und Stadträtin Stefanie König waren neben weiteren Stadträten bei der Versammlung für Jugendliche im „Innsekt“.

Nach dem ersten Versuch einer Jungbürger- und Jungbürgerinnen-Versammlung in Wasserburg geht es weiter mit einer Nachbesprechung der Stadt mit den Leiterinnen des Jugendtreffs. „Vielleicht braucht es anderes Format oder eine andere Bewerbung“, meinte Langer. Etwa jedes halbe Jahr solle es nun eine Versammlung der Jugendlichen in Wasserburg geben, so Ganser. Am Ende der Veranstaltung gab es eine Pizza für die beiden Jugendlichen. Michi und Shayak wollen jedenfalls zum nächsten Termin am 14. März mehr Freunde mitbringen.

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