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Neuer Wohnpavillon für Geflüchtete: Verwunderung und Skepsis

„Wie sollen wir das schaffen?“ Flüchtlings-Unterbringung überfordert Wasserburg

Das frühere Romed-Krankenhaus: Es soll übergangsweise zur Flüchtlingsunterkunft werden, auf dem Grundstück des Landkreises wird zuerst jedoch eine Containeranlage aufgestellt.
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Das frühere Romed-Krankenhaus: Es soll übergangsweise zur Flüchtlingsunterkunft werden, auf dem Grundstück des Landkreises wird zuerst jedoch eine Containeranlage aufgestellt. 

Das Altgebäude der Romed-Klinik Wasserburg wird eine Flüchtlingsunterkunft. Für Verwunderung sorgt jetzt ein Antrag des Landkreises, auf dem Grundstück auch noch einen Wohnpavillon für Geflüchtete unterzubringen. Warum Wasserburg sich überfordert fühlt.

Wasserburg - Verwundert, skeptisch, besorgt: So haben die Mitglieder des Wasserburger Bauausschusses auf einen Antrag des Landkreises reagiert. Er möchte südlich der ehemaligen Romed-Klinik Wasserburg eine Containeranlage für die Aufnahme von Geflüchteten aufstellen. 48 Plätze seien hier geplant, heißt es im Antrag. Wie kann das sein angesichts der Tatsache, dass das ehemalige Krankenhausgebäude ebenfalls als Unterkunft geplant ist?

„Wie sollen wir das schaffen?“

Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) machte im Gremium deutlich, dass der Antrag im Rathaus auf „Verwunderung“ gestoßen sei. Viele Telefonate seien seit Eingang notwendig gewesen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Doch es gebe eine Begründung: Die Containeranlage des Landkreises in Edling müsse abgebaut werden. Hier ende nach einem Grundstücksverkauf der Pachtvertrag. Der Landkreis müsse nun eine Alternative suchen und greife dabei in erster Linie auf eigene Flächen zurück. Deshalb sei die Wahl auf das Landkreis-Grundstück an der ehemaligen Romed-Klinik gefallen. Es biete sich auch deshalb an, weil hier bereits eine passende Infrastruktur mit Versorgungseinrichtungen vorhanden sei.

Kölbl schlug vor, dem Wohnpavillon zuzustimmen - allerdings zeitlich befristet für drei Jahre. Die Stadt müsse außerdem eine weitere Bedingung stellen: Maximal 200 Personen sollten auf dem Gelände des alten Krankenhauses untergebracht werden. Diese Zahl, die schon im Zusammenhang mit der Umnutzung des Klinikgebäudes im Raum stand, dürfe nicht weiter überschritten werden. Der Ausschuss folgte einstimmig dem Beschlussvorschlag. Doch die Sorge, in der Stadt sei die Mammutaufgabe, weitere 200 Flüchtlinge aufzunehmen, nur schwer stemmen, war deutlich herauszuhören. „Wie sollen wir das schaffen?“, fragte Kölbl angesichts der Tatsache, dass es an Betreuungsmöglichkeiten für die Geflüchteten und ihre Familien ebenso fehlt wie an Kindergarten- und Schulplätzen.

Bald 500 Geflüchtete

Tatsache ist: In Wasserburg leben jetzt schon über 300 Geflüchtete - 173 in Unterkünften des Landkreises, 92 in privaten Wohnungen (vor allem Ukrainer), außerdem etwa 40 bis 60 in der Gemeinschaftsunterkunft in der Burgau. Auf dem früheren Klinikgelände an der Dr.-Martin-Geiger-Straße werden jetzt weitere 200 erwartet. Der Personalschlüssel für die Betreuung ist klein: Auf etwa 150 Asylbewerber kommt eine hauptamtliche Fachkraft. Die Ehrenamtlichen in Wasserburg, koordiniert vom Bürgerbahnhof und dem Patenkreis Asyl, sind bereits jetzt stark gefordert. „Wir kommen an unsere Grenzen“, sagt der Bürgermeister, der den freiwilligen Helfern großes Lob für ihr Engagement aussprach, jedoch vor einer Überforderung warnte. Auch die Infrastruktur in der Stadt sei ausgereizt: Die Kitas seien voll, die Grundschulen würden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Kölbl finde außerdem, dass die Stadt Wasserburg überproportional belastet sei, was die Aufnahme von Geflüchteten angehe.

Wann das alte Krankenhaus bereit ist für die Aufnahme, stehe noch nicht fest, so Kölbl. Auch nicht welche Personengruppen dort unterkommen sollen. Konkrete Angaben zu den Herkunftsländern der Geflüchteten, die in den Wohnpavillon einziehen sollen, lägen ebenfalls noch nicht vor, so Kölbl auf eine entsprechende Anfrage von Markus Pöhmerer (Wasserburger Block).

Fest stehe nur, dass der Landkreis sich darum bemühe, seine drei zweckentfremdeten Turnhallen wieder freizubekommen. Hier untergebrachte Personen sollen unter anderem auch in der Containeranlage am ehemaligen Romed-Gebäude Unterkunft finden. In Wasserburg werde es vorerst nicht dazu kommen, dass Schulturnhallen bereitgestellt werden müssten, betonte Kölbl. Es stehe jedoch fest, dass in erster Linie Landkreis-Grundstücke genutzt würden. Erst wenn diese Möglichkeiten ausgereizt seien, greife der Landkreis auf Staats- und Bundesflächen zu.

Die Sorge im Ausschuss, der den Antrag des Landkreises eigentlich nur baurechtlich zu bewerten hat, ist groß, dass die Stadt die Situation nicht mehr bewältigen kann. Eine ehrenamtliche Betreuung sei bei diesen Dimensionen nicht mehr zu gewährleisten, machte das Gremium im Beschluss klar deutlich. Friederike Kayser-Büker, Fraktionsvorsitzende von SPD und Linker Liste, zeigte sich vor allem besorgt darüber, wie die Kinderbetreuung in der Containeranlage und später in der früheren Klinik garantiert werden könne. Nach den Standards des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes sei dies sicherlich nicht möglich, bedauerte Kölbl. Kinder von Geflüchteten benötigen ebenso wie die Erwachsenen in der Regel psychologische Betreuung, wandte Chris Peiker (Linke Liste) ein. Ob dieses Angebot gemacht werden kann, auch dazu gab es nur ratlose Gesichter in der Verwaltung.

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