Hype ums Lesen
„Blind Date“ in Wasserburg: Wer wagt den Flirt mit einem Star der Literatur?
Hildegard Wimmer aus Wasserburg, Inhaberin der Buchhandlung Fabula, lädt zum „Blind Date“. Leseratten dürfen einen Star der Literatur treffen. Doch wer ist der oder die Unbekannte? Über eine spannende Aktion mit Flirt-Potenzial und die Rolle, die ausgerechnet TikTok bei der Renaissance des Lesens spielt.
Wasserburg – Hildegard Wimmer strahlt: nicht verliebt, denn ein „Blind Date“ braucht sie nicht, aber vor Begeisterung darüber, dass es ihr gelungen ist, bei einer Aktion des Börsenvereins, dessen Jury alljährlich den deutschen Buchpreis auswählt, dabei zu sein. Die 57-Jährige hatte sich mit ihrer Buchhandlung spontan um eine „Blind-Date-Lesung“ beworben – und gewonnen. Jetzt darf sie die Wasserburger und Gäste der Stadt zu einem Treffen einladen, bei dem ein noch anonymer Autor oder eine noch nicht bekannt gegebene Autorin aus ihren prämierten Werken vortragen werden. Berühmtheiten sind alle, die für die „Blind-Date-Lesungen“ infrage kommen, denn die Flirter mit dem Buch in der Hand kommen aus dem Kreis der 20 für den renommierten Deutschen Buchpreis Nominierten. Es könnten sogar der Preisträger 2024 oder die Preisträgerin des aktuellen Buchjahres sein. „Die Chance steht eins zu 20“, freut sich die Inhaberin der Buchhandlung Fabula.
In Wasserburg Flirt mit dem Autor des Romans des Jahres?
Der Flirt mit dem Star der Literatur findet nicht im Wasserburger Geschäft mit seinen 10.000 Büchern statt, sondern in der kuscheligen Atmosphäre des Gimplkellers am Marienplatz statt: am Freitag, 13. September. Bis dahin wird Wimmer nur verraten, wer die 20 Nominierten sind, nicht die Namen der sechs Finalisten. „Mehr kommt nicht über meine Lippen“, sagt sie lachend. „Spannung muss sein beim Blind Date.“
Spannend war schon die Bewerbung um die Teilnahme an der kuriosen Aktion. „Wir haben zum ersten Mal mitgemacht und sofort gewonnen. Das ist wie ein Sechser im Lotto“, freut sie sich. Als der Anruf des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels kam, konnte Wimmer diese Nachricht erst gar nicht glauben. Denn schließlich kann es sein, dass in Wasserburg am Freitag, 13. September, der Buchpreisgewinner oder die Buchpreisgewinnerin 2024 liest.
Der Renner im Fabula: Elke Heidenreichs „Altern“
Verkündet wird der Name des Schriftstellers oder der Schriftstellerin, die den Roman des Jahres 2024 geschrieben haben, erst am 14. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse. Wimmer, die die Buchhandlung in der Ledererzeile 2016 von Gründerin Eva Gerer übernommen hat, rätselt zwar, wer gewinnen könnte, will jedoch keinen Tipp abgeben. Schließlich haben die Verlage 180 Romane eingereicht. 2023 siegte Tonio Schachinger mit „Echtzeitalter“.
2024 gibt es nach Erfahrungen des Fabula-Teams nicht das eine herausragende Belletristik-Werk, das alle anderen überschattet. Auch bei der Kundschaft der Buchhandlung ist nur ein Buch der absolute Renner in diesem Jahr: kein Roman, sondern der Bestseller von Elke Heidenreich, ihre Betrachtungen zum Thema „Altern“. Gerade hat Wimmer eine weitere Lieferung geordert, denn nachdem Heidenreich auf Gut Immling gelesen hat, wird ihr Buch noch intensiver nachgefragt.
Wasserburger lieben historische Romane aus ihrer Stadt
Die Wasserburger Leserschaft liebt außerdem historische Romane über die Innstadt wie jene von Doris Zielke, italienische Autoren, weil Italien der nächste Gastgeber der Buchmesse ist. Stark nachgefragt werden laut Wimmer außerdem der Bestseller von Caroline Wahl,:„Windstärke 17“. Fabula versteht sich als Familien-Buchhandlung, deshalb ist auch das Sortiment an Kinder- und Jugendliteratur besonders groß, so die Inhaberin.
Ausgerechnet TikTok hat neue Buch-Hype ausgelöst
Dass die Jugend nicht mehr so viel liest, wie oft vermutet, kann die Inhaberin nicht bestätigen. Im Gegenteil: „Ausgerechnet Tikok hat uns viele junge Kunden gebracht“, berichtet sie. Auf „BookTok“ habe sich eine stark nachwachsende Community versammelt: Junge Autorinnen und Autoren würden ihre Werke vorstellen. Auch viele Influencer nähmen sich dem neuen Lese-Hype an. „Das Buch erlebt eine Renaissance“, stellt Wimmer fest.
Die Buchpreisbindung ist für sie deshalb Fluch und Segen zugleich. „Meine persönliche Meinung ist, dass uns kleine Buchhandlungen die großen plattmachen würden ohne Preisbindung.“ Doch diese schränke gleichzeitig die Flexibilität bei der Preisgestaltung ein. Das stationäre Geschäft könne deshalb nur durch eins punkten: durch Beratung und Service. Wimmer und ihre fünf Fachkräfte im Geschäft lesen deshalb, wenn möglich, fast jedes Buch. Aufgeteilt nach Warengruppen. Die Inhaberin ist die Expertin für Sachbücher und Ratgeber.
Verlosung für ein „Blind Date“
Die Buchhandlung Fabula verlost für Leserinnen und Leser der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de zwei Eintrittskarten für das „Blind Date“ am Freitag, 13. September, um 19.30 Uhr im Gimplkeller. Interessenten schreiben ein Mail an redaktion@wasserburger-zeitung.de. Daraus ziehen wir bis Freitag, 9. September, die Gewinner und benachrichtigen sie.
Kartenvorkauf für die Lesung: in der Buchhandlung Fabula, Ledererzeile in Wasserburg. 15 Euro kostet die Karte im Vorverkauf, 17 Euro an der Abendkasse.