Telefonzellen neu genutzt
Offene Bücherschränke: Darum sind sie für Inge Löfflad aus Wasserburg ein Herzensprojekt
Sie hat selbst eine große Bibliothek daheim – und kümmert sich auch noch darum, dass andere etwas zu lesen haben. Inge Löfflad ist Bücherschrank-Patin in Wasserburg. Warum für sie ein Buch etwas „Heiliges“ ist und sie nicht verstehen kann, wenn die umgenutzten Telefonzellen zugemüllt werden.
Wasserburg – „Ich habe drei Räume voller Bücher, keine Ahnung, wie viele das sind.“ Inge Löfflad aus Wasserburg ist eine Literaturliebhaberin. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die 69-Jährige auf das Ehrenamt als Bücherschrankpatin aufmerksam wurde. „Ich liebe Bücher und mir gefällt die Idee des offenen Regals“, erklärt sie.
Seit 2015 gibt es die „Bücherzellen“ – die umgebauten Telefonzellen – in Wasserburg und Reitmehring. Alle Bürger können dort kostenlos Bücher herausnehmen und reinstellen. So entsteht ein Austausch und ein ständig wechselndes Angebot. Diese öffentlich zugänglichen Plätze bleiben jedoch nicht von alleine sauber und ordentlich. Darum kümmern sich Bücherschrankpaten wie Löfflad. In einem Bericht in der Wasserburger Zeitung entdeckte Löfflad, dass die Stadt Bücherschrankpaten sucht und hat sich direkt gemeldet.
„Ich habe selbst eine Bibliothek“
„Ich habe selbst eine Bibliothek bei mir Zuhause“, außerdem seien etwa 300 Bücher auf ihrem E-Book. Darunter sind Krimis, Sach- oder Kunstbücher, Reiseführer und auch neuerdings ein paar Kinderbücher, denn: „Ich werde bald Oma“, berichtet sie freudig.
Spricht fünf Sprachen
Die in Rumänien aufgewachsene Wasserburgerin arbeitete früher als Dolmetscherin für Spanisch. Sie spricht außerdem Italienisch, Französisch, Englisch und Rumänisch. Weiter arbeitet Löfflad ehrenamtlich im BRK-Kleiderladen und gibt Stadtführungen in Wasserburg. Aber ihr Herzensprojekt ist die Betreuung des Bücherschranks. „Ich mag die Idee dahinter, dass der Lesestoff für alle zugänglich ist. Nicht jeder kann sich neue Bücher leisten“, sagt sie.
Löfflad kümmert sich um die stillgelegte Telefonzelle in Burgerfeld. Täglich gehe sie dort vorbei. „Manchmal ist mehr zu tun und manchmal weniger“, weiß sie aus Erfahrung. Etwa 20 Minuten nehme das Einsortieren neuer Werke und das Aufräumen in Anspruch. Hin und wieder muss sie mit dem Auto zum offenen Regal kommen, um die ausrangierten Exemplare wegbringen zu können. „Ich sortiere sehr viel aus,“ sagt sie. Die Bücher sollten in einem guten Zustand und nicht allzu alt sein. „Wenn der Einband kaputt ist, Seiten fehlen oder in Kinderbüchern herumgekritzelt wurde, kommen sie weg.“
Teilweise ärgert sich Löfflad über den Umgang der Leute mit dem Bücherschrank. „Für mich ist Literatur etwas Heiliges.“ Im Winter lag schon einmal Schnee in der Zelle. Sie vermutet, dass Kinder eine Schneeballschlacht gemacht haben. Andere wiederum würden Dinge, die sie nicht mehr brauchen könnten, hineinlegen „Ein getrockneter Kranz, Schallplatten und Videokassetten gehören einfach nicht in ein Bücherregal“, sagt die Patin. Ausgefüllte Rätsel-Zeitschriften oder Bücher mit altrömischer Schrift wolle niemand mitnehmen. „Bevor der Lesestoff ins Regal kommt, sollte man sich fragen: Würde ich das haben wollen?“, erklärt sie. Große Lexika seien nicht mehr modern oder brauchbar. „Es steht ja alles im Internet.“
Aber gerade laufe es gut. Das Angebot werde gut angenommen. „Im Prinzip liebe ich die Bücher und die Arbeit als Patin zu sehr, um aufzuhören“, sagt sie. Und gerade sei auch noch Platz für neue Exemplare. „Es gibt auch ein paar Bücher auf Englisch oder Russisch.“ Nur Kinderbücher seien gerade Mangelware. „Teilweise sehe ich einen Band nach ein paar Tagen wieder. Das wurde ausgeliehen und wieder zurückgebracht. So ist es auch gedacht“, freut sie sich. Wer genau alles die Zellen nutze, wisse Löfflad nicht. Sie sehe nur den Wechsel der Bücher.
Insgesamt 17 Bücherschrankpaten aktiv
Neben der 69-Jährigen engagieren sich noch 16 weitere Bücherschrankpaten in Wasserburg. Thomas Rothmaier, Geschäftsstellenleiter der Stadt Wasserburg, steuert das Projekt. Die Stadt danke den Ehrenamtlichen für das fast tagtägliche Engagement für den Erhalt der Bücherzellen, würdigt Rothmaier den Einsatz der Paten.


