„Bin gespannt, wie es weitergeht“
Aus für Seniorenheim St. Konrad: Auch Wasserburgs Urgestein Tobi Haller muss umziehen
Die Tage des Altenheims St. Konrad sind gezählt. Für die Bewohner bedeutet dies früher oder später: Sie müssen umziehen. Auch für einen der wohl bekanntesten unter ihnen: Wasserburgs Urgestein Tobi Haller. Wie es für ihn nun weitergeht und was er und seine Mutter Magdalena zur Situation sagen.
Wasserburg – Die Tage des Altenheims St. Konrad sind gezählt. Wann es schließen wird, ist zwar noch unklar, doch dass es in absehbarer Zeit so weit sein wird, das steht fest. Für die Bewohner bedeutet dies: Umzug, auch für den wohl bekanntesten unter ihnen: Tobi Haller.
Mit Hut, E-Rolli und Zigarette im Mundwinkel zählt Haller schon als Wasserburger Urgestein und ist aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Seit drei Jahren wohnt er im Altenheim St. Konrad. Mutter Magdalena Haller sagt, ihr Sohn, der seit vielen Jahren an Multiple Sklerose erkrankt ist, habe dort im Pflegeheim sein Zuhause gefunden. „Er hat immer gesagt: Ich muss jetzt los, ich will wieder heim und damit war St. Konrad gemeint“, sagt Haller. Umso schlimmer, dass damit jetzt bald Schluss sein wird.
„Traurig“ über den Verlust des Zuhauses
Inzwischen, nachdem einige Wochen vergangen sind, um die Nachricht von der Schließung zu verdauen, wirkt Tobi Haller gefasst. „Mal schauen, wie es weiter geht“, sagt er. Doch im Gespräch gibt er zu, dass er „traurig“ über den Verlust seines Zuhauses sei. Die Nachricht sei ein Schock gewesen, gibt auch Mutter Magdalena Haller zu. „Wir wussten nichts davon.“ Natürlich habe immer das drohende Ende der Betriebserlaubnis im Jahr 2031 über allem geschwebt. „Aber wir dachten, bis dahin ist noch Zeit“, sagt Haller. „Ich dachte wirklich, St. Konrad bleibt für Tobi.“
Ein klein wenig schwingt auch ein Vorwurf gegenüber der Caritas in ihren Ausführungen mit. Nicht wegen des Pflegemangels, der die Zusammenlegung der beiden Häuser St. Konrad und „Sonnengarten“ in Edling nötig macht, sondern wegen der Probleme am Gebäude von St. Konrad, welche die Caritas dazu bewogen habe, dort den Schlussstrich zu ziehen und Edling zu erhalten. „Die Sanierung wurde verpasst. Es ist in den ganzen Jahren nichts getan worden. Meiner Meinung nach hätte man schon lange anfangen sollen, in St. Konrad ein Stockwerk nach dem anderen umzubauen und zu erneuern.“ Auch Tobi habe immer wieder mit den engen Räumen zu kämpfen gehabt, so passe sein elektrischer Rollstuhl kaum durch die Badezimmertür. „Alle paar Wochen ist der Rollstuhl deshalb kaputt“, sagt Magdalena Haller. Trotzdem sagt sie: Grundsätzlich handle es sich bei St. Konrad um „eine tolle Einrichtung“. Der Garten rund um das Haus sei nicht zu übertreffen und auch die Nähe zum Stadtzentrum Wasserburg optimal.
„So zwiegespalten wie jetzt war ich noch nie“
Das sieht Tobi Haller ähnlich. Nach Edling, wie von der Caritas angeboten, will er deshalb auf keinen Fall ziehen. Er will in Wasserburg bleiben und ins Betreuungszentrum in der Burgau. „Ich werde dann länger in die Stadt brauchen“, sagt er. „Aber da hält ja der Bus.“ Mutter Magdalena hat allerdings ihre Zweifel, ob dies die beste Lösung für ihren Sohn ist. „So zwiegespalten wie jetzt war ich noch nie“, sagt sie. Denn: „Im Betreuungszentrum haben sie keinen Balkon.“ Genau das habe St. Konrad so attraktiv für ihren Sohn gemacht. „Auch wenn ich es nicht immer gutheiße, er sitzt nun mal gern dort draußen und raucht“, sagt Magdalena Haller. Außerdem macht sie sich Sorgen, ob Tobi dort Anschluss findet. Die Pfleger in St. Konrad seien inzwischen wie eine Familie für ihren Sohn geworden, „und die gehen fast alle nach Edling.“
Die Situation für sie als Mutter und Betreuerin des Sohnes ist sichtlich belastend und auch stressig. Es gebe viel zu organisieren bei einem solchen Umzug. Ständig läute das Telefon. „Mein Kopf ist bis oben hin voll“, sagt sie. „Das Erste, woran ich denke, wenn ich aufwache, ist der Umzug.“ Trotzdem will sie dem Sohn den Wunsch nicht verwehren: „Am Ende muss Tobi entscheiden, was er will.“ Sie habe deshalb eine Besichtigung im Betreuungszentrum ausgemacht, dort seien aktuell zwei Zimmer frei. „Nächste Woche schauen wir uns das an“, sagt Magdalena Haller.
Die meisten Bewohner wollen nach Edling
Franz Bachleitner, inzwischen Heimleiter in Edling und Wasserburg, findet dies eine „gute Idee.“ „Der Tobi ist Wasserburg. Der gehört hierhin“, sagt er. Es gebe noch andere Einzelfälle, Bewohner, die sich bei anderen Häusern umsehen würden. Das sei gut so, sagt er. Jeder müsse selbst entscheiden, wie es am besten passe. 90 Prozent der Bewohner hätten jedoch angekündigt, dass sie nach Edling umziehen wollen würden. Das habe eine schriftliche Umfrage so ergeben. Wann es so kommt, das ist allerdings noch fraglich. „Es wird noch Monate dauern, bis wir so weit sind“, sagt Bachleitner.
Für Tobi Haller könnte es viel früher der Fall sein. Das Betreuungszentrum habe ein Zimmer eine Woche für ihn reserviert, erzählt Magdalena Haller. Ganz überzeugt von der Idee wirkt sie aber nicht. Auch nicht, als sie Heimleiter Bachleitner fragt: „Wenn es ihm nicht gefällt dort, kann er doch wieder zurück und zu euch nach Edling ziehen, oder?“ Bachleitner zumindest verspricht es. „Wenn wir einen Platz frei und keinen Aufnahmestopp mehr haben, natürlich. Wir kennen uns ja.“ Tobi Haller selbst sieht dem ganzen scheinbar locker entgegen: „Ich bin gespannt, wie es weiter geht“, sagt er.