Neues Leben für eine alte Burg
„My home is my castle“: Warum dieser Satz ab 2024 für die Wasserburger gilt
„My home is my castle“, sagen die Briten. Dieser Satz gilt ab 2024 auch für die Wasserburger. Unter welchen Voraussetzungen sie bald auf der Burg leben können und wie sich das Wahrzeichen der Stadt auch gastronomisch öffnen wird.
Wasserburg – Sie ist der Namensgeber von Wasserburg: Deshalb ist der Erhalt der Burg und ihre Belebung ein Herzensanliegen vieler Bürgerinnen und Bürger. Bürgermeister Michael Kölbls Wunsch, dass das Denkmal öffentlich zugänglich bleibt, geht jetzt erneut in Erfüllung: Der Vertrag zwischen der Burgherrin, der Kreishandwerkerschaft, und dem Betreuungszentrum Wasserburg der Unternehmensgruppe Krohn-Leitmannstetter, die hier seit 2020 das Seniorenheim Maria Stern betreibt, wurde am Montagabend bis 2036 verlängert. Nicht nur das: Krohn-Leitmannstetter erweitert das Angebot auf der Burg um ein betreutes Wohnen.
Ambulante Dienste wählbar
Im zweiten Stock von Burg 9 und 11 entstehen laut Gesellschafter und Prokurist Fabian Leitmannstetter zwölf Wohneinheiten für Menschen, die leicht pflegebedürftig sind. Über einen frei wählbaren ambulanten Dienst können die Bewohner die passenden Pflege- oder Unterstützungsleistungen buchen: etwa Mahlzeiten, Begleitung bei Einkaufsfahrten und zum Arzt, Hilfe im Haushalt. Die Burg öffne sich mit diesem Konzept für den freien Wohnungsmarkt. Sobald die ambulante Betreuung für die Mieter nicht mehr ausreiche, stelle ihnen das Betreuungszentrum einen stationären Pflegeplatz in Aussicht, so Leitmannstetter bei der Vertragsunterzeichnung durch seinen Vater, Geschäftsführer Herbert Leitmannstetter.
Herausfordernde Architektur
„Ein schlüssiges Konzept, das Sicherheit gibt“, freute sich Kreishandwerksmeister Rudi Schiller darüber, dass nicht nur der Pachtvertrag mit dem Betreuungszentrum verlängert wurde, sondern sich auch die Nutzung für das Wahrzeichen der Stadt noch breiter aufstellt. Die Änderung für die Burg verlief nach seinen Angaben trotz der herausfordernden Architektur des Jahrhunderte alten Gebäudes ohne die Notwendigkeit, ein komplett neues Brandschutzkonzept aufstellen zu müssen. Das Landratsamt Rosenheim habe die Prüfung für den neu in die Nutzung genommenen Gebäudeteil Burg 9 und 11 selbst übernommen.
Bürgermeister Kölbl sprach von einem „Glücksfall“ für die Stadt. Die Kreishandwerkerschaft garantiere, dass das Denkmal in öffentlicher Hand und zugänglich bleibe. Der Trägerwechsel für das Seniorenheim Maria Stern, das 2020 von der Stiftung Attl an das Betreuungszentrum Wasserburg ging, habe die Nutzung als Altersdomizil für die Bürgerinnen und Bürger weiter gesichert. Nun komme mit dem betreuten Wohnen ein wichtiges Angebot hinzu, freute sich der Rathauschef. Die Partnerschaft zwischen Stadt, Kreishandwerkerschaft und Unternehmensgruppe Krohn-Leitmannstetter habe sich als Garant für die Zukunftssicherung erwiesen, so Kölbl. Schiller würdigte in diesem Zusammenhang die Vorarbeit seines Vorgängers Gerhard Schloots. Dieser nahm gemeinsam mit weiteren Akteure aus der Zeit der „Burg-Übernahme“ am Festakt teil, ebenso Vertreter des Vorstands und Innungsmeister.
230.500 Euro investiert
Eine Kreishandwerkerschaft als Burgherrin, ein Seniorenheimbetreiber als Pächter: Das sind trotz aller Freude über die Erfolge des Konzeptes, die gelungene Vertragsverlängerung und die Erweiterung der Nutzung Herausforderungen. Fabian Krohn-Leitmannstetter erinnerte an den schwierigen Start 2020. Es galt den Mitarbeiterstamm aus der Stiftung Attl zu halten, ein anderes Lohnsystem ins Unternehmen zu integrieren, das Denkmal zu sanieren und umzubauen – alles im laufenden Heimbetrieb. Seit 2020 hat die Betreuungszentrum Wasserburg GmbH nach Informationen von Leitmannstetter über 100 Kubikmeter Sperrmüll entsorgt und in die Renovierung sowie Modernisierung etwa 230.500 Euro investiert. Unter anderem seien die Zimmer renoviert, die Ausstattungen ausgetauscht, Gemeinschaftsräumlichkeiten wie der Rittersaal neu möbliert, ein EDV-Dokumentationssystem eingeführt, die Küche wiederbelebt, Stationszimmer, Pausen- und Besprechungsräume modernisiert, ein Licht- und Duftkonzept gegen die Sturzgefahr entwickelt, der Empfang wieder täglich besetzt und das Café neu konzipiert worden.
Burgcafé eröffnet im Sommer
Diese Gastronomie erhielt außerdem eine Außenterrasse mit Blick auf den Inn. Das Burgcafé wird laut Leitmannstetter im Sommer nächsten Jahres eröffnet und dann zugänglich nicht nur für Besucher des Heims und der betreuten Wohnungen, sondern für alle Wasserburger und Gäste der Stadt. Damit geht auch für viele Bürgerinnen und Bürger ein großer Herzenswunsch in Erfüllung. Die Burg wird, so bekräftigten die Teilnehmer am Festakt, wieder zu einer Begegnungsstätte in Wasserburg.
Die Untervermietung beim betreute Wohnen im zweiten Stock von Burg 9 und 11 übernimmt die Hausverwaltung des Betreuungszentrums, so Leitmannstetter zum weiteren Prozedere. Die Belegung sei ab Mitte Januar geplant. Im ersten Stock eröffne in den nächsten Wochen eine Praxis für Osteopathie und Naturheilkunde, teilte er weiter mit.

