Historisches Haus könnte wiederbelebt werden
Was wird aus dem „Weber an der Wand“? Archivarin schmiedet Pläne rund um Oberaudorfer Gaststätte
Eigentlich war es ein reiner Zufall, der nun eine historische Gaststätte in Oberaudorf wieder zum Leben erwecken könnte. Bei einem Besuch in der Nähe des Luegsteinsees entdeckte die Archivarin Ingeborg Armbrüster den nahegelegenen „Weber an der Wand“. Schnell fasste sie einen kuriosen Entschluss.
Oberaudorf – Da das alte Gebäude, das sich eng an die Felswand schmiegt, die Bad Aiblingerin direkt faszinierte, sprach sie mit dem Eigentümer Konrad Walser über die Geschichte des stillgelegten Hauses. Kurz darauf stand für Armbrüster fest: Sie will das ehemalige Wirtshaus wiederbeleben.
„Es wäre sehr schade, wenn so ein schönes Gebäude nicht mehr genutzt wird“, meint Armbrüster. Schon nach dem ersten Gespräch mit dem Oberaudorfer Konrad Walser sei ihr daher der Gedanke gekommen, die Wiederöffnung selbst in die Hand zu nehmen. Ihre Idee: „Eine kleine Veranstaltung, um dem Weber wieder etwas von seinem alten Leben einzuhauchen.“
Ehemaliges Wirtshaus seit 2019 geschlossen
Denn das markante Haus an der Felswand wurde bereits seit Jahrhunderten als Gaststätte genutzt, wie die Archivarin nach einigen Recherchen herausfand. Die Gründung des kuriosen Höhlenhauses „Weber an der Wand“ im Inntal mit eigener Trinkwasserquelle gehe dabei auf fünf Eremiten zurück, die den „Weber an der Wand“ von 1666 bis 1794 nutzten. Nach der Säkularisation erwarb laut Armbrüster 1809 der Webermeister Georg Seywald das historische Gebäude. Von ihm hat es auch heute noch seinen Namen. Seywald ließ die Klause zu einem Haus an der monumentalen Felswand ausbauen.
„Einige Jahre später gab er sein Gewerbe auf und eröffnete in dem geschichtsträchtigen Haus eine Gastwirtschaft, die 1854 an seinen Schwiegersohn Christoph Schober überging“, berichtet Armbrüster.
Auch prominente Gäste kamen zum Weber zu Besuch, wie die Archivarin aus den historischen Gästebüchern, die noch heute im Besitz der Gemeinde Oberaudorf sind, entnimmt. Darunter seien beispielsweise der Zar Alexander I., Kronprinz Ludwig von Bayern, Herrmann Hesse, Caroline von Monaco, Brigitte Bardot oder Gunter Sachs.
Im Laufe der Zeit fanden mehrfach Besitzerwechsel statt, bis vor 40 Jahren Konrad Walser Eigentümer der ehemaligen Klause wurde. „Ich wollte mir damals etwas aufbauen und habe das Haus daher gekauft, renoviert und verpachtet“, erzählt der 77-Jährige.
Bis 2019 wurde die Gasstätte von wechselnden Wirten betrieben. Doch mit dem Beginn der Corona-Pandemie musste das Lokal laut Walser schließen. Seitdem machte es nicht wieder auf. „Ich habe schon überlegt, es zum Verkauf anzubieten“, sagt er. Den „Weber“ selbst zu betreiben, komme für ihn nicht mehr infrage.
Von den Plänen Armbrüsters scheint Walser jedoch noch nicht komplett überzeugt. „Da müsste noch ein bisschen was gemacht werden“, meint er. Das gehe von der von Eidechsen übernommen Auffahrt über diverses „historische Baumaterial“ rund um das Haus, bis hin zu einer Ausschank-Genehmigung. „Die ganze Organisation ist aber nicht mehr meine Sache“, betont der Eigentümer.
Nichtsdestotrotz ist Armbrüster guter Dinge, vielleicht sogar schon im kommenden Herbst einen kleinen Frühschoppen zu veranstalten. Eine Metzgerei aus Kiefersfelden habe dafür schon zugesagt, genauso wie die Brauerei Maxlrain. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Musik seien bereits so gut wie geklärt.
Ort für Feste und Hochzeiten
„Wenn die Veranstaltung gut funktioniert, geht vielleicht zukünftig auch noch mehr“, meint die Aiblingerin. Sie bezweifelt zwar, dass der Weber an der Wand wieder zu einer etablierten Gaststätte wird. Für spezielle Anlässe wie beispielsweise Hochzeiten oder andere Feste könnte das Haus jedoch wieder einen Teil seines alten Glanzes zurückgewinnen.
