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Wie gelingt die Waldwende?

Im Klimastress: Waldbesitzer-Vereinigung Wasserburg-Haag sorgt sich um ihren Waldbestand

Ortholf Freiherr von Crailsheim, Vorsitzender der Walbesitzervereinigung Wasserburg-Haag, sorgt sich um die Zukunft des Waldes.
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Ortholf Freiherr von Crailsheim, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wasserburg-Haag, sorgt sich um die Zukunft des Waldes.

Wie geht es dem Wald im Klimawandel? Die Waldbesitzervereinigung Wasserburg-Haag macht sich Sorgen um ihren Bestand.

Wasserburg – Auf großes Interesse stieß die diesjährige Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Wasserburg-Haag (WBV). Gut 200 Mitglieder und Gäste, etwas mehr als üblich, hatten sich im Saal des Brauereigasthofs Gut Forsting eingefunden, wohl auch aus Sorge um den eigenen Waldbestand. In einem umfassenden Geschäftsbericht informierte deshalb Geschäftsführer Alexander Graßl über aktuelles und des Weiteren über Vermarktung und Vereinsaktivitäten im vergangenen Jahr.

Die Begriffe Klimawandel, Waldumbau, Borkenkäfer und Wildverbiss bestimmten aber den Hauptteil der Redebeiträge. Die Erwartungen an die Jägerschaft, durch optimales Bejagen des Schalenwildes einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Forstflächen, der Natur und der Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu leisten, waren spürbar, ebenso bei der Podiumsdiskussion mit dem Thema „Wald im Klimastress - Ohne Jagdwende keine Waldwende?“. In der Hauptsache war man sich im Saal aber darüber einig, dass eine optimale Waldbewirtschaftung mit stimmigem Wildbestand nur funktionieren könne, wenn Jäger, Waldbesitzer und Ämter miteinander im vertrauensvollen Dialog zusammenarbeiten würden.

Befürchtete Abstufung der Holzsortimente vom Tisch

Für Erleichterung sorgte im Rahmen seines Tätigkeitsberichts der Erste Vorstand des Vereins, Ortholf Freiherr von Crailsheim. Er freute sich, aktuell bekanntgeben zu können, dass die befürchtete Abstufung geringerwertigerer Holzsortimente in der Neufassung der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien (RED III) vom Tisch sei und damit keine Schlechterstellung mehr gegenüber Sägenebenprodukten bestehe. Somit könnten auch diese Hölzer weiter als klimaneutraler Rohstoff in Hackschnitzelheizungen und Nahwärmenetzen genutzt werden.

Sepp Hofer mahnte als stellvertretender Landrat in seinem Grußwort, man solle den Wald nicht nur als Ansammlung von Bäumen sehen. Der Klimawandel-Problematik müsse man sich stellen. Zur Lösung der anstehenden Probleme appellierte er an die Kraft der Gemeinschaft und wünschte sich ein „miteinander zusammen füreinander“.

Jagdwende und Waldwende als Einheit

Die Brisanz des Klimawandels und des damit verbundenen Waldumbaus sprach auch der Behördenleiter des AELF-Rosenheim Dr. Georg Kasberger an. Er betonte, wie wichtig der WBV in der Region auch als Ansprechpartner sei und appellierte ebenfalls an das Miteinander. Zudem stellte er klar, dass Jagdwende und Waldwende als Einheit gesehen werden müssten.

Dass der Waldumbau eine große Herausforderung aber letztlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, daran erinnerte die bayerische Waldprinzessin Simone Brunner. Sie forderte alle Anwesenden dazu auf, Menschen für die Einsicht zu sensibilisieren, dass eine richtige Bewirtschaftung auch zum Klimaschutz beitrage und warb auch für einen optimistischen Blick auf die Zukunft.

Die folgende Podiumsdiskussion unter Moderation von Irene Neuhof zeigte schließlich leicht unterschiedliche Ansichten betreffs des optimalen Erreichens des Zieles, Wald und Wildbestand in einem verträglichen Gleichgewicht zu halten. Der vielleicht erwartete Schlagabtausch zwischen dem Ersten Vorsitzenden des Ökologischen Jagdverbandes Dr. Wolfgang Korneder und Stefan Schopf, der den Bayerischen Jagdverband vertrat, fiel aber weitgehend aus.

Weit lag man nämlich in der Beurteilung nötiger Hegemaßnahmen nicht auseinander. „Ohne angepasste Schalenwildbestände werden wir die Waldwende nicht hinkriegen.“ stellte zunächst Dr. Wolfgang Korneder fest. Dies heiße generelle Reduzierung der Bestände durch zielgerichtete Bejagung nicht nur auf den freien, leicht einsehbaren Flächen. Um ein waldverträgliches Niveau zu erreichen, müsse der Jagddruck im Wald selbst erhöht werden. Intervalljagden zu richtigen Zeiten könnten unterstützend wirken. Ein generelles Miteinander sei hierfür nötig, die Jägerschaft brauche aber auch den Rückhalt der Jagdgenossenschaften. Denn ein wesentliches Ziel sei es, den Wald hochzubringen und vor allem da zu jagen, wo dieser neu entstehen solle. Störungen des Wildes während des Winters seien zu vermeiden.

Verbiss bereitet Sorgen

Darin war er sich mit Stefan Schopf einig, der ergänzte, dass in der kalten Jahreszeit permanentes Aufschrecken den Nahrungsbedarf von Rehen auf das Vierfache erhöhen könnte und damit auch die Intensität des Verbisses. Er forderte, über Äsungsflächen im Wald und an dessen Rändern nachzudenken, um die Tiere von Aufforstungen fernzuhalten. Zusätzliche Fütterung sei aber unnötig. Eine Vorverlegung der Bejagung bereits ab dem 1. April könne zudem helfen, ein „Ansprechen“ von Böcken zu erleichtern, da sichtbehindernder Blattaustrieb da noch nicht störe. Wild ohne Wald oder Wald ohne Wild seien jedenfalls nicht vorstellbar.

Neuhof fasste schließlich die Hoffnung bezüglich Zusammenarbeit und Notwendigkeit einer passgenauen Bejagung in den unterschiedlichen Revieren so zusammen. Wenn sich mal alle Waldbesitzer über „Gwichtl“ freuen würden und alle Jäger darüber, dass der Wald schön nachwächst, hätte man schon viel erreicht.

In der anschließenden Fragerunde wurden einerseits die Dauerstörungen des Wildes durch Wanderer und Spaziergänger während des gesamten Jahres bemängelt, andererseits aber auch die sehr kostenintensive Einzäunung von Aufforstungsflächen, um Verbiss zu verhindern.

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