„Vorbereitung für den Beruf“
Viel Wirbel um Bruckmühler Flüchtlings-Unterkünfte: Warum Bufdis jetzt immer wichtiger werden
Turnhalle, Container, Erstaufnahmeeinrichtung. In Bruckmühl sorgten die Flüchtlingsunterkünfte zuletzt immer wieder für Diskussionen. Warum gerade jetzt ein Bundesfreiwilligendienst bei der Asylhilfe so wichtig ist und wie junge Menschen davon profitieren können.
Bruckmühl – Flüchtlingsunterkünfte sind in Bruckmühl ein sensibles Thema. Nicht zuletzt sorgte die Turnhalle des Gymnasiums, in der seit 2022 Flüchtlinge untergebracht sind, in der Vergangenheit immer wieder für hitzige Diskussionen. Doch auch der jüngste Kooperationsvertrag mit dem Landkreis Rosenheim, durch den in Bruckmühl eine Erstaufnahmeeinrichtung für 200 Geflüchtete entstehen soll – im Gegenzug kann die Turnhalle wieder für Sportunterricht genutzt werden – beruhigt nicht alle Gemüter. So hatte sich etwa der Marktgemeinderat zuletzt sehr kritisch zur geplanten Bauart an der Wernher-von-Braun-Straße, direkt nördlich der bereits bestehenden Wohncontaineranlage, geäußert, wo zwei neue Wohnbereiche entstehen sollen.
Klar ist, dass auch schon jetzt zahlreiche Geflüchtete in der Marktgemeinde betreut werden. Nach Angaben der Asylhilfe Bruckmühl befinden sich derzeit in der Turnhalle 150 Menschen, in dieser Woche soll zudem der zweite Container in der Wernher-von-Braun-Straße belegt werden, sodass dann 100 Personen in den beiden Containern leben. Überdies sind etwa 120 bis 150 Geflüchtete dezentral in Bruckmühl untergebracht.
18-Jährige hilft seit Monaten Flüchtlingen
Logisch also, dass viele Menschen nicht zuletzt durch die teils erheblichen Sprachbarrieren Unterstützung in vielen Bereichen benötigen. Einen wichtigen Beitrag leistet hierbei die Asylhilfe Bruckmühl, die neben vielen Ehrenamtlichen etwa auch im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes junge Menschen einbinden will. So engagiert sich etwa Amalia Schlögel (18) aus Bad Aibling seit September 2024 als sogenannter „Bufdi“ in Bruckmühl und hilft dabei Flüchtlingen, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden.
„Man lernt von Anfang an, Verantwortung zu übernehmen und kann dadurch die Situationen vor Ort besser analysieren“, sagte Schlögel zuletzt gegenüber dem OVB. Die junge Frau bringt Flüchtlingen Deutsch bei, hilft ihnen bei Anträgen und Arztterminen und unterstützt sie, ihr Leben neu aufzubauen. Doch ihre Zeit als Bufdi bei der Asylhilfe Bruckmühl endet Ende März und wie berichtet, fällt Amalia Schlögel der Abschied von ihrer spannenden Arbeit sichtlich schwer. „Ich kann den Bundesfreiwilligendienst nur empfehlen“, sagte sie. Während die Bufdi-Stelle schon bald also nicht mehr besetzt sein wird, wächst der Bedarf an Unterstützung in diesen Bereichen unweigerlich.
„Praxisnahe Alternative oder Vorbereitung für Beruf, Ausbildung und Studium“
Deshalb sucht die Asylhilfe Bruckmühl auch ab sofort einen neuen Bufdi. Nach Schlögels Zeit werde es „höchstwahrscheinlich erst einmal eine Lücke geben, da sich eine Bufdi-Zeit zum Beispiel nach dem Schulabschluss anbieten würde“, erklärt Brigitte Paul, ehrenamtliche Helferin für Asylhilfe. Während für viele junge Menschen derzeit das Ende der Schulzeit naht und sich die Frage, was danach kommt, auftut, biete sich eine „praxisnahe Alternative oder Vorbereitung für Beruf, Ausbildung und Studium“ im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes für die Asylhilfe Bruckmühl an. Für die Stelle, die mindestens sechs Monate andauert, können sich Interessenten direkt bei der Gemeinde bewerben. Für Rückfragen im Vorfeld einer Bewerbung stehe die Asylhilfe zur Verfügung (helfen@asylhilfe-bruckmuehl.de). Auch ein „Reinschnuppern“ sei möglich.
Doch was hätten potenzielle Bufdis in diesem Fall zu erwarten? Laut der Asylhilfe Bruckmühl werden alle Geflüchteten im Gemeindegebiet bei ihren individuellen Herausforderungen betreut. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur organisatorischen Unterstützung im Behördendschungel und Hilfe beim Deutschlernen. Besonders wichtig seien persönliches Engagement und selbstständiges Arbeiten. Da die Asylhilfe Bruckmühl in den vergangenen Jahren regelmäßig mit Bufdis zusammengearbeitet hat, könne man auf bewährte Strukturen zurückgreifen. Demnach hoben alle Jugendlichen nach ihrer Zeit als Bundesfreiwillige die tollen Erfahrungen hervor – unweigerlich sei man mit der gesamten Breite an „Leben“ konfrontiert und stelle sich den realen Problemen im Alltag.
Was man als Bufdi mitbringen sollte
Und mit den neu errichteten Containern in Bruckmühl hat der neue Bufdi dann auch einen neuen Aufgabenbereich und kann geflüchtete Menschen direkt unterstützen. In dieser Rolle könne man unweigerlich Organisationsfähigkeiten und Kreativität im Umgang mit Problemen erlernen und man gewinne „das unbezahlbare Gefühl, Menschen in allen Lebenslagen zu unterstützen“.
Laut Paul seien Deutschkenntnisse auf einem C1/C2 Level (wenn nicht Muttersprachler) für den Unterricht fast unumgänglich. Auch das Beherrschen von Fremdsprachen sei natürlich immer hilfreich, wie auch Amalia Schlögel betont. Und freilich wird auch die neue Erstaufnahmeeinrichtung für die Bufdis von Bedeutung sein. „Bei den Aufgaben spielen alle Geflüchteten eine Rolle. Dazu zählt unter anderem momentan die Erstaufnahmeeinrichtung in der Turnhalle und später die Erstaufnahmeeinrichtung in den Containern“, sagt Paul. Primär liegt jedoch der Fokus beispielsweise auf dem Deutschunterricht oder Behördengängen. So blieben die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung oft nur wenige Wochen und dort spielten diese Dinge eine nicht ganz so große Rolle.
Auch Einzelnachhilfe für Schulkinder oder junge Erwachsene in Ausbildung sowie die Planung integrativer Veranstaltungen, wie gemeinsames Backen oder Musizieren, gehörten zu den weiteren Bufdi-Aufgaben.