Neubau an der Wernher-von-Braun-Straße
Trotz „enttäuschender Planung“: Bruckmühl stimmt Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge zu
Um die als Flüchtlingsunterkunft genutzte Schulturnhalle freizubekommen, hatte Bruckmühl dem Bau einer Erstaufnahmeeinrichtung zugestimmt. Die Pläne, die der Marktgemeinderat jetzt vorgelegt bekam, sorgten jedoch für jede Menge Ärger im Gremium.
Bruckmühl – „Was für eine enttäuschende Planung.“ „Uns wurden im Vorfeld andere Bilder als Baumöglichkeiten gezeigt.“ „Ich fühle mich vor den Kopf gestoßen.“ „Wir wollen Menschen helfen, und dann sowas.“ Oder: „Ich bin total erschrocken.“ Unter anderem so vielen die Äußerungen sichtlich frustrierter Bruckmühler Marktgemeinderäte rund um die Beratungen zum Bauantrag für den Neubau einer Wohnanlage für 200 Asylbewerber als Erstaufnahmeeinrichtung an der Werner-von-Braun-Straße aus. Nachdem dem Bruckmühler Ratsplenum in dieser Angelegenheit aber „die Hände gebunden waren“, stimmte es mit mehr oder minder großem Kopfschütteln und Schulterzucken letztlich dem Bauantrag bei nur zwei Gegenstimmen zu.
Nach Bewertung der Räte entsprachen die aktuellen Planungen des Investors nicht dem Bildmaterial, das ihnen in vorausgegangenen Sitzungen als mögliche Bauausführungen aufgezeigt worden war. Laut Thomas Brückner sollen an der Wernher-von-Braun-Straße, direkt nördlich der bereits bestehenden Wohncontaineranlage, zwei neue Wohnbereiche entstehen. Das erste Gebäude ist einstöckig mit einer Länge von gut 30 Metern und einer Breite von knapp 15 Metern, das zweite, direkt gegenüberliegend, vierstöckig mit einer Länge von 48, einer Breite von 13 und einer Höhe von knapp 12 Metern. Auf den beiden Gebäudedächern soll eine PV-Anlage gesetzt und die Hausfassaden mit einer Putzstruktur versehen werden. Auch ein Zaun um das Areal ist vorgesehen.
Stefan Mager: „Hier entsteht ja eine Art Kaserne!“
Stefan Mager stellte eingangs der Beratung nochmals klar, Menschen in Not helfen zu wollen. Doch zeigt er sich nun von den Planungen „enttäuscht“: „Hier entsteht ja eine Art Kaserne.“ Nicht nachvollziehbar war für ihn die Einzäunung: „Die Menschen können sich doch eh frei bewegen, also was soll‘s. Wir wollen hier doch kein Gefängnis schaffen“. Zudem haderte der Grünen-Rat damit, nicht mehr entscheidend in die Planungen eingreifen zu können. Rathauschef Richard Richter (CSU/PW) stellte zum Thema „Zaun“ klar, dass hierdurch der Bereich des Hausrechts klar abgegrenzt werden könne. Aus seiner Sicht wäre aber eine Gliederung der Fassade „deutlich gefälliger“ gewesen.
Markus Zehetmaier von der Gemeindeverwaltung betonte, dass der einstöckige Baukörper notwendig sei, um die unbegleiteten Minderjährigen von den Erwachsenen zu trennen: „Daraus resultiert eben leider der zwei Baukörper mit vier Geschossen.“ Nach Aussage des Fachbereichsleiters Immobilienwirtschaft hat der Investor aber Bereitschaft signalisiert, die Schmalseiten des großen Gebäudes künstlerisch und die Fassaden farblich zu gestalten.
Kann eine „ansprechende Bepflanzung“ helfen?
Letzteres wertete Wolfgang Huber „als vorteilhaft“. Dazu sprach sich der Grünen-Rat für eine ansprechende Bepflanzung des Areals aus. Was ihm aber gerade für Jugendliche fehle, seien Spiel- und Sportflächen. SPD/PU-Rat Josef Staudt forderte ebenfalls eine optische Aufwertung der beiden Gebäude. Robert Plank fühlte sich hingegen von den Planungen „vor den Kopf gestoßen“. „Das geht doch deutlich besser“, stellte der CSU/PW-Rat fest. Harald Höschler zeigte sich „erschrocken“. Er haderte damit, bei früheren Diskussionen ein viel gefälligeres Bildmaterial als Entscheidungsgrundlage vorgelegt bekommen zu haben. „Eigentlich sollten wir die Tischvorlage so nicht hinnehmen“, monierte der CSU/PW-Rat.
Georg Oswald sprach sich hingegen grundsätzlich gegen die Planungen aus: „Das wird für uns als Kommune einfach alles zu viel, gerade auch was die professionelle Betreuung und Begleitung der ankommenden Jugendlichen betrifft.“ Das beantragte Gebäude-Ensemble geht aus Sicht des Vertreters der Bayernpartei (BP) „überhaupt nicht“. Für ihn war klar, dass die Räte für das, was jetzt an der Wernher-von-Braun-Straße entsteht, verantwortlich gemacht werden: „Da stehen wir in der Schusslinie.“
Investor signalisiert Gesprächsbereitschaft
Für Richard Richter hat nach eigenen Angaben die „würdige Unterbringung der Hilfesuchenden“ oberste Priorität. Für den Rathauschef war von vornherein klar, dass man mit solchen Objekten „keinen Schönheit-Wettbewerb gewinnen kann“. Wichtig ist ihm aber in dem Zusammenhang eine schnelle Begrünung des Areals. Einen letztlich kleinen Hoffnungsschimmer setzten Bürgermeister Richter als auch Markus Zehetmaier mit ihrem Versprechen, sich in intensiven Gesprächen mit dem Investor für optische Verbesserungen einzusetzen. Laut Zehetmaier soll Letzterer dazu bereits Entgegenkommen signalisiert haben.