Bruckmühl: Ist die Asylhilfe gefährdet?
„Gefühl der Hilflosigkeit“: Wie Amalia (18) Flüchtlingen im deutschen Bürokratie-Wahnsinn hilft
Seit September engagiert sich Amalia Schlögel (18) in Bruckmühl für die Asylhilfe. Im Rahmen ihres Bundesfreiwilligendienstes hilft sie Flüchtlingen, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. Warum sie sich gezielt für diesen Bereich entschieden hat und warum es auch manchmal harte Zeiten gibt.
Bruckmühl – Amalia Schlögel weiß, wie es ist, wenn man sich alleine für längere Zeit in einem fremden Land aufhält. Für ein Auslandsjahr ging die damals 15-Jährige nach England. Dort besuchte sie ein britisches Internat. Oft vermisste sie ihre Familie und Freunde. Doch Schlögel wollte sich nicht die Chance entgehen lassen, ihren Schulabschluss dort zu machen. Vor allem, weil die „akademische Herausforderung“ und die Interessen „außerhalb des Lehrplans“ so vielversprechend für sie waren. Nach insgesamt drei Jahren beendete Schlögel die Schule mit einem internationalen Abschluss und kehrte zurück in ihre Heimat, Bad Aibling. Nun hilft sie Flüchtlingen in Bruckmühl, sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden.
Seit September absolviert die 18-Jährige einen Bundesfreiwilligendienst bei der Asylhilfe in Bruckmühl. „Ich wollte unbedingt etwas Soziales machen und bin dann auf die Asylhilfe gestoßen“, sagt Schlögel. Vor allem die abwechslungsreichen Aufgaben gefallen ihr gut. Sie bringt Flüchtlingen Deutsch bei. Hilft ihnen bei Anträgen und Arztterminen und unterstützt sie, ihr Leben neu aufzubauen.
Sprachbarriere ist ein großes Hindernis
Die Arbeit ist für sie „sehr spannend“ und bereitet ihr „viel Spaß“. Und das, obwohl sie zu Beginn ein bisschen „ins kalte Wasser springen“ musste. „Man lernt von Anfang an Verantwortung zu übernehmen und kann dadurch die Situationen vor Ort besser analysieren“, sagt Schlögel. Das sei wichtig, um Betroffenen trotz der unterschiedlichen Sprachen helfen zu können. Denn die Sprachbarriere ist oftmals ein großes Hindernis.
„Es gibt Flüchtlinge, die sprechen wirklich gut Englisch. Wenn das aber nicht klappt, greifen wir auf Übersetzungsdienste wie DeepL oder Google-Übersetzer zurück“, verrät Schlögel. Vor allem, wenn es um wichtige Dokumente oder Anträge geht, hätten sich diese Programme oft bewährt. Und wenn das alles nicht hilft, wird das Wissen auch schon mal „mit Händen und Füßen“ vermittelt.
„Komisch, wenn man plötzlich woanders ist“
Dreimal pro Woche bietet die Asylhilfe Bruckmühl Deutschunterricht für Flüchtlinge an. Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern vermittelt Amalia Schlögel Grundlagen in Grammatik und Zahlen und motiviert die Teilnehmer, ganze Unterhaltungen zu führen. Zwischendrin sei genug Zeit, um auch bei privaten Angelegenheiten zu helfen. Für Schlögel ist gerade das wichtig. „Für mich ist es ein schönes Gefühl, wenn ich jemandem weiterhelfen kann“, sagt sie. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum Beispiel Informationen, welches Amt für welche Anliegen zuständig ist. „Selbst mit solchen Auskünften kann ich jemandem helfen, sich in seiner neuen Umgebung zu Recht zu finden.“
Durch ihren langen Aufenthalt in England könne sie ein wenig nachempfinden, wie es ist, in einem fremden Land zu leben, sagt die 18-Jährige. Auch sie war eine Zeit lang weg von ihrer Heimat. Fort von der Familie, von Freunden und von der gewohnten Umgebung. Auch wenn es nicht vergleichbar mit dem Leben von Flüchtlingen ist, kann Schlögel einige Ängste und Sorgen gut nachvollziehen. „Es ist komisch, wenn man plötzlich ganz woanders ist und nicht alles mitbekommt, was die Leute um einen herum sagen“, erinnert sie sich.
Durch den Bundesfreiwilligendienst möchte Amalia Schlögel anderen Menschen Ängste nehmen, die in solchen Situationen entstehen können. Vor allem den Flüchtlingen, die derzeit in der Turnhalle und in den Containern in Bruckmühl untergekommen sind. „Wir haben in Deutschland finanzielle Stabilität, staatliche Unterstützung und ein starkes Sicherheitsnetz“, sagt sie. Viele Flüchtlinge würden diese Punkte aus ihrer Heimat nicht kennen. So seien zum Beispiel unter ihren „Schülern“ viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Vom Bundesfreiwilligendienst zur Geschichts-Studentin
Gleichzeitig will die 18-Jährige mit Vorurteilen aufräumen und betont: „Die meisten Menschen, die zu uns kommen, wollen sich so schnell wie möglich zurechtfinden“, sagt Schlögel. Der Wille sich zu integrieren sei da, aber oft gebe es zu viele Hürden. Das habe Schlögel oft erlebt. „Die bürokratischen Hürden können wirklich hart sein. Das kann schon zu einem Gefühl der Hilflosigkeit führen.“
Bis Ende März 2025 wird Amalia Schlögel Flüchtlinge in Bruckmühl noch auf ihrem Weg begleiten. Der Abschied von ihrer spannenden Arbeit fällt der 18-Jährigen jetzt schon schwer. „Ich kann den Bundesfreiwilligendienst nur empfehlen.“ Trotzdem freut sie sich auf die Zeit, die danach kommen wird. Schlögel will Geschichte studieren. „Schon seit der sechsten Klasse interessiere ich mich für dieses Fach“, sagt sie. Was nach dem Universitätsabschluss folgen wird, ist derzeit noch unklar.
Auch Schlögels Kollegin, Brigitte Paul, will noch nicht an den Abschied denken. „Amalia ist für uns eine unverzichtbare Stütze“, sagt die ehrenamtliche Helferin für Asylhilfe. Eine große Stütze wohl auch deshalb, weil es hin und wieder schon vorkam, dass es keine Bewerber für den Bundesfreiwilligendienst gab. Dabei ist es eine bedeutende Arbeit für die Gesellschaft, wie Paul betont. „Es ist sehr wichtig, dass Flüchtlinge einen Ansprechpartner haben, der sie auch bei alltäglichen Dingen unterstützen kann.“ Denn oftmals seien sie von der Bürokratie überfordert.