U-Boot-Katastrophe: Mann und Sohn von Christine Dawood tot
Nach Tiefsee-Drama: Bestürzung in Rosenheim – „jetzt ist die Zeit zum Trauern“
Nach der Schock-Nachricht vom Untergang des Titanic-U-Boots trauern Menschen auch in Rosenheim. Gab es Vorahnungen? Die Rosenheimerin Christine Dawood, deren Mann und Sohn an Bord der Titan starben, schildert einen beunruhigenden Vorfall.
Rosenheim – Die Nachricht vom Untergang des Tauchboots löste auch in Rosenheim Trauer und Bestürzung aus. Auch bei den Trachtenvereinen Alt Rosenheim und Unterinntaler Vogtareuth – in diesen Vereinen ist Christine Dawood noch immer Mitglied. Beide Vereine hatten zur Traumhochzeit mit Shahzada Dawood in London eine Abordnung geschickt. „Jetzt ist nicht mehr die Zeit zum Reden, jetzt ist Zeit zum Trauern“, sagte Alt-Rosenheim-Vorsitzender Richard Teichner.
Auch die Dawood Foundation trauert um Shahzada und Suleman. „Unsere geliebten Söhne waren an Bord des untergegangenen U-Boots von Oceangate“, heißt es in einer Mitteilung auf der Homepage der Stiftung. „Bitte schließt die dahingegangenen Seelen und unsere Familie während dieser schwierigen Zeit der Trauer weiter in eure Gebete ein.“
Christine Dawood aus Rosenheim: Beinahe-Absturz veränderte ihr Leben für immer
Hinter Christine und Shazada Dawood lag bereits ein beunruhigendes Erlebnis. Sie entgingen vor einigen Jahren offenbar um Haaresbreite einem Flugzeugabsturz. Christine Dawood schilderte 2019 den Vorfall als einschneidendes Erlebnis, das ihr Leben von Grund auf veränderte. „Der Vorfall veränderte mein Leben von Grund auf und brachte mich auf den Pfad, den ich heute verfolge“, schrieb sie 2019 in ihrem Blog auf ihrer Homepage „Next step now“.
Sie erzählt darin, wie das Flugzeug in schwere Turbulenzen geraten sei.: Schreie an Bord, Flüche, das Flugzeug sei hin und her geschüttelt worden. So heftig, dass sie schmerzhaft mit dem Kopf gegen das Kabinenfenster geschlagen sei.
„Ich hatte so oft gelesen, dass Menschen in solchen Situationen beten oder dass ihr Leben wie ein Film an ihrem inneren Auge vorbeizieht“, schreibt sie. „Mein Mann erzählte mir später, dass er an die Gelegenheiten dachte, die er vorüber habe ziehen lassen, und wie sehr er sich wünschte, seinen Kindern noch etwas auf den Weg mitzugeben.“ Schon in einem anderen Blog-Eintrag hatte die Rosenheimerin ihren Mann als nachdenklichen, liebevollen Menschen charakterisiert.
Fatale Fahrt: Suleiman wollte gar nicht mit
Wie Azmeh Dawood, die ältere Schwester von Shazada Dawood und Tante von Suleman einem amerikanischen TV-Sender berichtete, habe der Junge Angst vor der Fahrt gehabt. Er habe sich nur als Liebe zu seinem Vater gegenüber und um ihm zu Vatertag einen Gefallen zu tun, zu der Fahrt bereit erklärt.
Sie habe dann einen Deal gemacht, „mit Gott, dem Universum, wer auch immer gerade zuhörte: Lass mich sicher runtergekommen, und ich rühre nie wieder eine Zigarette an“. Schließlich sei das Flugzeug gelandet. Irgendjemand habe ihre Hand gedrückt, zu ihr gesprochen. „Es war der Augenblick, in dem ich realisierte, dass sich mein Leben geändert hat und ich nie mehr dieselbe sein würde.“
Wohl schon am Sonntag ging das U-Boot verloren
Die Suche nach der Titan, dem auf 4000 Meter Tiefe ausgelegten Tauchboot der Firma Oceangate Expeditions, hatte in den vergangenen fünf Tagen Menschen auf der ganzen Welt gebannt. Doch vermutlich schon am Sonntag war das Mini-U-Boot implodiert, wohl eine Stunde und 45 Minuten, nachdem es sein Mutterschiff verlassen hatte, um zum Wrack der Titanic aufzubrechen.
Reisende berichten von Schwächen des U-Boots
Offenbar hatte es zuvor schon deutliche Zeichen gegeben, dass das Tauchboot des Oceangate-CEO Stockton Rush der Tiefe nicht gewachsen gewesen sein könnte. Vergangenes Jahr reiste der Straubinger Arthur Loibl mit der Titan zum Wrack der Titanic. Er berichtete dem OVB von Problemen mit der Batterie bei einer der Fahrten zuvor. „Das Ganze wirkte primitiv und unausgereift“, sagte er. Von seinem Trip brachte er wunderbare Fotos der Titanic mit. Und das Gefühl, davongekommen zu sein. „Es war ein Himmelfahrtskommando“, sagte er. Ein anderer Titanic-Tourist berichtete, dass auch auf seiner Fahrt die Kommunikation ausfiel. Der Skipper habe die Fahrt schon abbrechen wollen, als die Verbindung auf einmal wieder stand und die Titan weiterfahren konnte.

