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Sicherer Weg für Fußgänger und Radfahrer

„Endlich ist es so weit!“ - Oder doch nicht? Warum die Querung der A8 sich wieder verzögert

Scheitert die dringend notwendige Verlegung des Fußgänger- und Radlerverkehrs – raus aus der A8-Unterführung in einen eigenen Tunnel – am Ende durch bürokratisches Kleinklein? Für Bürgermeister Simon Hausstetter ist jedenfalls schon die bislang eingetretene Verzögerung ein großes Ärgernis.
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Scheitert die dringend notwendige Verlegung des Fußgänger- und Radlerverkehrs – raus aus der A8-Unterführung in einen eigenen Tunnel – am Ende durch bürokratisches Kleinklein? Für Bürgermeister Simon Hausstetter ist jedenfalls schon die bislang eingetretene Verzögerung ein großes Ärgernis.

In Rohrdorf warten Bürger seit Jahrzehnten auf eine sichere Unterführung der A8 für Fußgänger und Radfahrer. Obwohl bereits Verträge geschlossen wurden, verzögert sich das Projekt erneut. Und das, obwohl es mit der aktuellen Brückensanierung potenziell eine einmalige Gelegenheit gegeben hätte.

Rohrdorf – „Endlich! Es ist so weit!“ Nicht wenige Rohrdorfer werden sich gefreut haben, als kurz vor Ostern Bagger und andere schwere Geräte bei der A8 anrückten. Denn die, so glaubte man, würden sich jetzt an den Durchstich machen, der für Fußgänger und Radfahrer eine sichere Unterquerung der Autobahn ermöglichen soll.

Doch die Hoffnung aber war vergebens: Die Baumaschinen wurden wegen der Erneuerung der Eisenbahnunterführung angefahren und nicht für die erhoffte Unterführung. Dabei war die Baufälligkeit des Unterführungsbauwerkes erst im Januar festgestellt worden, keine vier Monate später wurde mit den Arbeiten begonnen.

Seit Jahrzehnten schon Thema

Ganz anders beim Durchstich für Fußgänger und Radfahrer. Um eine taugliche Alternative für die wegen ihrer Enge sehr gefährlichen Autobahnunterführung bemüht man sich in Rohrdorf nicht nur seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten: Das erste aktenkundige Schreiben an die Regierung von Oberbayern stammt noch aus den 1960er Jahren. Die ebenfalls seit Jahrzehnten immer gleiche Antwort: Eine Veränderung sei nicht notwendig, denn der Ausbau der A8 stehe unmittelbar bevor und damit werde es auch ein neues Unterführungsbauwerk geben.

Die Gemeinde aber blieb hartnäckig und diese Hartnäckigkeit war am Ende von Erfolg gekrönt: Auch bei der Autobahn GmbH und beim Straßenbauamt begann man im vergangenen Jahr, die bestehende Unterführung als eindeutige Gefährdung von Fußgängern und Radlern und damit als nicht länger hinnehmbar anzusehen. Und auch für das „Problem“ mit dem zu erwartenden Ausbau der A8 fand sich eine Lösung: Zwar darf der Freistaat wegen der vorliegenden konkreten Planungen für die Erweiterung der A8 nicht selbst den Bau einer weiteren Unterführung angehen. Aber er kann die Gemeinde, wenn diese das Vorhaben auf eigene Kosten und Verantwortung durchführt, großzügig fördern – im Gespräch ist dabei eine Förderhöhe von 70 bis 80 Prozent.

Bürokratie verzögert Baubeginn

Zum Herbst 2024 schien sich alles bestens gefügt zu haben: Entsprechende Verträge mit der Autobahn GmbH und dem Straßenbauamt waren unterschrieben, auch das Bundesfernstraßenamt hatte seine Zustimmung gegeben. Mit etwas Glück, so konnte damals das planende Ingenieurbüro dem Gemeinderat mitteilen, wäre eine Einweihungsfeier Dezember 2025 möglich, idealerweise zum 4. Dezember, wie es damals hieß, dem Tag der Heiligen Barbara, der Patronin aller im Berg- und Tunnelbau Beschäftigten.

Dieser Zeitplan war aber ohne die deutsche Bürokratie aufgestellt worden. Denn eine endgültige Förderungszusage, so hieß es in der Folge, sei nur möglich, wenn alle beteiligten Behörden bestätigt hätten, dass von ihren Seiten keine Einwände bestehen. Seit Herbst vergangenen Jahres versucht nun die Verwaltung der Gemeinde Rohrdorf von allen Stellen – etwa der Naturschutzbehörde – die nötigen „Unbedenklichkeitsbescheinigungen“ zu bekommen.

Dies aber gleicht, wie Bürgermeister Simon Hausstetter sagt, einem Kampf gegen Windmühlenflügel. Es ist, so beschreibt er seinen Eindruck, als ob die Anforderungen mit jedem Nachweis, den die Gemeinde beibringt, immer noch komplexer und vor allem auch umfangreicher werden würden. Dem Bürgermeister stößt dabei etwa sauer auf, dass bei der Eisenbahnunterführung offenbar kein „landschaftspflegerischer Begleitplan“ eingefordert wurde, auf den man behördenseitig bei dem Fußgängerdurchstich aber besteht. „Dabei“, so Simon Hausstetter, „ginge unsere Baustellenzufahrt nur entlang einer Wiese am Autobahndamm. Für die Eisenbahnunterführung verläuft die entsprechende Strecke aber direkt an einem Waldrand.“

Auf völliges Unverständnis stößt auch die Auflage, vorab anzugeben, ob im Bereich des Durchstichs problemhaltiges Material zu erwarten sei und zu benennen, wie dieses entsorgt würde. „Das“ so sagt der Bürgermeister, „ist schlicht unmöglich, denn festzustellen, welches Material im Damm verbaut wurde, das kann man eben erst im Lauf der Arbeiten.“ Dass das dann sachgerecht entsorgt würde, steht für Hausstetter außer Frage. „Das ist ein Vorgehen, das eigentlich bei jeder Baustelle üblich ist“. Das Argument, dass die Eisenbahnunterführung eben besonders dringlich sei, zieht für Simon Hausstetter als Begründung für die Ungleichbehandlung nicht: „Dringlich ist auch die Lösung für Fußgänger und Radler. Zu warten, bis hier tatsächlich ein weiterer schwerer Unfall passiert – einen gab es ja schon – das kann niemand wollen.“

In der Rohrdorfer Gemeindeverwaltung baut man deshalb jetzt darauf, zeitnah einen Ortstermin mit allen Beteiligten hinzubekommen, bei dem dann – hoffentlich – alle noch offenen Fragen geklärt werden können.

An die Unterführung dranhängen

Vor diesem ganzen Hintergrund kommt verständlicherweise die Frage auf, ob es denn nicht möglich gewesen wäre, sich mit dem Weg für Fußgänger und Radler an den Neubau der Eisenbahnunterführung anzuhängen. Natürlich kam man auch in der Rohrdorfer Verwaltung auf diese Idee, die sich aber als undurchführbar erwies: Eine Bahnverordnung schreibt vor, welche Abstände für diesen Fall zum Schienenstrang einzuhalten wären. Da beim Neubau der Unterführung aber aus Zeit- wie Kostengründen die Seitenwände erhalten bleiben, ist dafür kein Platz.

„Theoretisch“, so sagt Bürgermeister Hausstetter, „hätte man ja darauf setzen können, dass es von dieser Verordnung für dieses Bauvorhaben eine Ausnahmeregelung geben könnte. Doch jeder, der eine Ahnung von der Bürokratie bei der Deutschen Bahn hat, weiß: Da wären wir mit dem Warten auf den Autobahnausbau wohl glatt schneller am Ziel gewesen“.

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